Eingeständnis: Apple hat sich beim Mac Pro verrannt

Tobias Reuter
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Eingeständnis: Apple hat sich beim Mac Pro verrannt

In einem für den Konzern ungewöhnlichen Schritt hat Apple Fehler beim Entwurf des aktuellen Mac Pro eingeräumt und einen kompletten Neuentwurf angekündigt. Das anvisierte Design biete einen modularen Aufbau und Platz für leistungsstärkere Komponenten. Auch ein Apple-eigenes Display für professionelle Anwender sei in der Mache.

Für anspruchsvolle Profikunden konzipiert

Die Apple-Führungspersönlichkeiten Phil Schiller (Marketing-Chef), Craig Federighi (macOS, iOS) und John Ternus (Leiter der Hardwareentwicklung) stellten sich den Fragen einiger eingeladener Journalisten und Blogger über die Zukunft des Mac. Der Schwerpunkt des Gesprächs lag bei den Zukunftsaussichten des seit Ende 2013 nicht mehr aktualisierten Mac Pro, dessen ausbleibende Upgrades schon länger für Kritik seitens Kunden und Journalisten sorgen.

Schiller spricht von einem kompletten Umdenken bei der Mac-Pro-Konzeption: „Wir wollen eine Architektur insbesondere für unsere anspruchsvollen Profikunden schaffen. Regelmäßige Hardware-Verbesserungen werden das System frisch halten.“ Der Rechner werde, anders als der aktuelle Mac Pro, modular aufgebaut sein, Raum für interne Erweiterungen bieten und für hitzeintensivere Hardware geeignet sein.

Das Kühlkonzept war eine Sackgasse

Federighi gibt unumwunden zu, mit dem aktuellen geschlossenen Mac-Pro-Design und vor allem der Grafikstrategie an den Bedürfnissen vieler professioneller Kunden vorbei entwickelt zu haben: „Wir haben uns bei der Wärmeentwicklung des Mac Pro in eine Ecke manövriert, aus der wir nicht mehr rauskamen.“ Die Dual-GPU-Architektur innerhalb des kaum Platz bietenden Zylinder-Designs habe sich nicht als zukunftsträchtig erwiesen. Für eine leistungsstarke Single-GPU sei die Konstruktion weder vom Platzangebot noch von den Kühlmöglichkeiten her geeignet. Deswegen sei ein Redesign unvermeidbar, um regelmäßige Upgrades und performantere Komponenten zu ermöglichen.

Apple habe den professionellen Markt keineswegs aus den Augen verloren und arbeite vielmehr mit Hochdruck daran, dieser Zielgruppe wieder einen schlagkräftigen Flaggschiff-Rechner bieten zu können. Interne Studien hätten ergeben, dass 30 Prozent der Mac-Kunden Pro-Apps wie Logic Pro X regelmäßig oder zumindest einmal pro Woche benutzt. Dieses Marktsegment gelte es mit High-End-Hardware zu bedienen, sowohl auf dem Desktop- als auch dem Notebooksektor.

„Nicht mehr in diesem Jahr“

Der runderneuerte Mac Pro wird allerdings noch einige Zeit auf sich warten lassen. Dieses Jahr sei noch nicht mit dem Gerät zu rechnen, so Schiller. Ob der High-End-Mac 2018 auf den Markt kommt, ist ebenfalls nicht sicher, da Apples Marketing-Chef keinen Zeitplan für die Veröffentlichung nannte.

Aktueller Mac Pro bekommt bessere Ausstattung

Um die Wartezeit bis zur Präsentation zu überbrücken, bekommen die beiden Basisvarianten des aktuellen Mac Pro kleinere Hardware-Upgrades. Apple möchte damit laut Schiller die Performance pro Dollar steigern. Das Modell für 3.399 Euro bietet ab jetzt eine Xeon-CPU mit sechs Kernen und zwei AMD-G500-Grafikkarten. Für 4.599 Euro gibt es acht Prozessorkerne und zwei AMD-D700-GPUs.

Ansonsten ändert sich nichts bei der Mac-Pro-Hardware. Kunden müssen weiterhin auf USB-C und Thunderbolt 3 verzichten. Damit funktioniert das von Apple beworbene LG-Display UltraFine 5K weiterhin nicht mit dem Rechner.

Apple bereitet auch neuen Monitor vor

Im Zuge der Mac-Pro-Ankündigung erwähnte Schiller fast beiläufig einen neuen Apple-eigenen Monitor: „Da der neue Mac Pro ein modulares System ist, werden wir auch ein entsprechendes Pro-Display anbieten.“ Weitere Details nannten die Apple-Offiziellen nicht.

Der Schritt kommt insofern überraschend, als dass Apple erst im Sommer 2016 das hauseigene Thunderbolt-Display einstellte und im Oktober das LG UltraFine 5K als ideales Display für das MacBook Pro anpries. Ob die technischen Probleme des LG-Monitors Apple wieder zu eigenen Displays bewegt haben, ist nicht bekannt.

Neue iMac-Konfiguration speziell für professionelle Nutzer

Anders als der Mac Pro wird der iMac dieses Jahr noch ein größeres Hardware-Upgrade erhalten. Das bestätigte Schiller während des Interviews. Es werde Konfigurationen speziell für die Ansprüche von Pro-Nutzern geben. Ohnehin sei der iMac schon jetzt der beliebteste Desktop-Mac bei professionellen Anwendern. Wann genau die diesjährigen iMac-Modelle erscheinen, ließ Schiller offen.

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