Intel Optane Memory: Erste Tests zeigen geringe Vorteile in Rechnern mit SSD
Intels Optane Memory hat den Handel erreicht. Erste Tests bescheinigen die Wirksamkeit der kleinen SSD-Module als Systembeschleuniger insbesondere zusammen mit einer HDD. Doch auch Kritik wird geäußert: Negative Aspekte sind die kleinen Kapazitäten zum vergleichsweise hohen Preis und die Restriktionen bei der Plattform.
Intel hatte im Vorfeld diversen US-Medien die Optane-Module, meist samt passendem Testsystem, zur Verfügung gestellt. Für Deutschland gab es keine Muster. Am Montag fiel das Embargo zur Geheimhaltung der Ergebnisse für die neue Art von Storage. Die Urteile der Fachmedien fallen durchaus widersprüchlich aus. Einige loben die Technik, andere zeichnen ein differenziertes Bild zum Produkt, während wieder andere von einem „Fehltritt“ sprechen.
Benchmarks: 1.400 MB/s lesend, 300 MB/s schreibend
Die gängigen synthetischen Benchmarks liefern keine Überraschungen. Sequenziell werden rund 1.400 MB/s lesend und bis zu 300 MB/s schreibend erreicht. Gegenüber auf NAND-Flash basierenden PCIe-SSDs sind das niedrige Werte. Die Samsung SSD 960 Pro (Test) erreicht 2.600 MB/s lesend und 2.100 MB/s schreibend. Allerdings bremst beim Lesen die Schnittstelle (PCIe 3.0 x2) den Optane Memory aus.
Doch beim wahlfreien Lesen kleiner Dateien kann Intels neue Technik glänzen: Je nach Benchmark und System werden 200 bis 300 MB/s bei 4K Random Read erreicht, das ist etwa 4 bis 5 Mal schneller als bei herkömmlichen SSDs der schnelleren Sorte. Vor allem bei kleinen Dateigrößen und niedriger Anfragetiefe (Queue Depth) ist der Optane Memory auch den schnellen PCIe-SSDs mit NAND-Flash haushoch überlegen, was den von Intel geschürten Erwartungen an einen Cache-Speicher entspricht.
Praxis: Eindrucksvoller Turbo für Programmstarts
Gepaart mit einer HDD werden die Startzeiten von Betriebssystem, Programmen und Spielen gegenüber der HDD ohne Optane Memory damit erheblich beschleunigt. Sofern die Anwendung vom Cache profitiert, ist die Systemleistung vergleichbar mit der einer SSD, zum Teil sogar besser. Tester heben auch die problemlose Installation und Einrichtung mit Intels Optane Software positiv hervor.
Der Turbo ist limitiert
Ein Problem des Optane Memory ist die begrenzte Speicherkapazität. Nur solange die Daten in den mit 16 oder 32 GByte vergleichsweise kleinen Speicher passen, können Anwender von der Beschleunigung profitieren. Die Cache-Lösung ist damit ein Kompromiss für Systeme mit langsamer HDD und kein vollwertiger Ersatz für ein System mit einer vollwertigen SSD, das immer eine hohe Leistung liefert.
-
Anwendungsstart: Photoshop CC 2017 (Bild: The Tech Report)
Zudem kann der Optane Memory nicht in jedem Test überzeugen. Neben der Schwäche beim sequenziellen Schreiben sind die Werte beim wahlfreien Schreiben (4K Random Write) oft nicht höher als bei herkömmlichen SSDs.
Ein Wechsel ist teuer
Dass die Optane-Module als Ergänzung einer HDD die Systemleistung drastisch steigern, darin sind sich die Tests einig. Dennoch sehen einige Tester das Gesamtpaket im Vergleich zu einer reinen SSD-Lösung im Nachteil; ein Urteil, das schon SSHDs (Test) ereilt hat. Bei Preisen von 44 oder 77 US-Dollar zuzüglich Steuern für 16 oder 32 GByte Optane Memory erhalten Kunden zum kleinen Aufpreis eine vollwertige SSD mit 120 GByte oder 240 GByte. Zudem erfordert Optane Memory zwingend eine aktuelle Plattform: Eine CPU der Generation Kaby Lake sowie ein Mainboard mit aktuellem 200er-Chipsatz setzt Intel voraus.
Hohe Leistungsaufnahme im Leerlauf
Der Wechsel von einer HDD auf eine SSD bedeutet nicht nur mehr Leistung, sondern auch mehr Effizienz. Nicht nur werden Arbeiten schneller erledigt, insbesondere bei Inaktivität (Idle) sparen SSDs in der Regel gegenüber einer HDD viel Energie. Dass der Optane Memory als Ergänzung einer HDD in diesem Punkt keinen Vorteil bietet, ist klar, denn das zusätzliche Gerät bedeutet auch zusätzliche Energie. Doch ist der Optane Memory laut ersten Messungen ohnehin nicht sonderlich sparsam: Im Leerlauf benötigt er wesentlich mehr Strom als Mainstream-SSDs. Augenscheinlich wird auch (noch?) kein Stromsparmodus unterstützt.
Im Handel angekommen
Auch hierzulande ist der Marktstart für Intels Optane Memory erfolgt. Noch führen die Module nur wenige Händler, bei manchem sind sie aber bereits ab Lager erhältlich. Die Preise beginnen bei etwa 66 Euro für 16 GByte und 108 Euro für 32 GByte. Laut Intel soll die allgemeine Verfügbarkeit im Endkundenhandel ab Mai gegeben sein.
OEM-Systeme mit Optane Memory werden für den Sommer erwartet. MSI hat mit dem Nightblade MI3 einen kompakten Gaming-PC mit 16 GB Optane Memory und 2 TB großer HDD für Juli angekündigt; eine SSD gibt es in diesem System also nicht.
Mehr Details zur neuen Technik
Weitere Details zum Optane Memory und der Speichertechnik 3D XPoint liefern folgende Artikel auf ComputerBase:
- Intel Optane Memory: Kleine Cache-Module mit 3D XPoint beschleunigen HDDs
- IDF 2015: Wo SSDs schwächeln, soll Intels 3D XPoint punkten
Ein Test ist geplant, bisher konnte Intel Deutschland aber noch keine Muster zur Verfügung stellen.