Lenovo Miix 720 im Test: Sehr schnelles 2-in-1 mit omnipräsentem Lüfter
tl;dr: Das Lenovo Miix 720 liefert im Test eine satte Ausstattung im handlichen Format zum moderaten Preis: Das hochauflösende 12-Zoll-Display, der Core i7-7500U mit 15 Watt TDP, vielseitige Anschlüsse und hochwertige Eingabegeräte überzeugen. Nur der Lüfter nervt im Leerlauf.
Miix 720 mit Core i7-7500U und QHD+
Geht es nach Lenovo, hat das Notebook ausgedient, Tablets mit andockbarer Tastatur sind die neuen Notebooks. Dass das keinen Kompromiss in der Leistungsfähigkeit bedeuten muss, hat der Test des Lenovo X1 Tablet im Jahr 2016 gezeigt.
Lenovos neuester Hybrid aus Notebook und Tablet namens Miix 720 widmet sich als Detachable aus dem High-End-Bereich der Konkurrenz in Form von Microsofts Surface Pro, Huaweis Matebook und Samsungs kommendem Galaxy Book. Der Klappständer ist zentral mit Lenovos bekannten Gliederscharnieren verankert, das 12-Zoll-Display löst mit 2.880 x 1.920 Pixeln (QHD+) höher auf als die Bildschirme der Konkurrenz und auch die Infrarotkamera für Windows Hello findet man nicht in jedem 2-in-1. Genug Argumente, sich als 2-in-1 der Premiumklasse zu positionieren, bringt das Miix 720 also mit.
In Form von Thunderbolt 3 über USB Typ C fährt das Lenovo Miix 720 ein weiteres Alleinstellungsmerkmal auf. Und der Core i7-7500U mit 15 Watt TDP und 16 GB Arbeitsspeicher ist der schnellste Prozessor dieser Verbrauchsklasse aktuell am Markt. Das Surface Pro 4 von Microsoft setzt noch immer auf die Vorgängergeneration Skylake.
High-End-Ausstattung zum akzeptablen Preis
Preislich stellt das Miix 720 mit rund 1.100 Euro für die Einstiegsvariante (Core i3-7100U, 4 GB DDR4, 128 GB), 1.200 (Core i5-7200U) oder 1.400 Euro (Core i7-7500U) bei jeweils 8 GB RAM und 256-GB-SSD sowie 1.670 Euro für 16 GB/1 TB in der Topausstattung keine unverschämten Forderungen. Das Surface Pro 4 kostet mit Core i7, 16 GB RAM und 1 TB SSD immer noch 2.829 Euro. Ein Rückschritt auf Skylake liefert im ASUS Transformer 3 Pro hingegen eine ähnliche Ausstattung mit RAM und SSD.
Hervorragende Verarbeitung und elegante Optik
Optisch macht das Lenovo Miix 720 einen sehr erwachsenen, aufgeräumten und hochwertigen Eindruck. Sofort erinnert es an seine ThinkPad-Verwandtschaft. Unter dem Klappständer sitzen Verschraubungen für das matte Metallgehäuse, die Stereolautsprecher finden sich in Fasen als Blickfang und wirken wie die samtene Oberfläche des Tastaturcovers durch den Verzicht auf weitere Akzente umso mehr. Etwas unglücklich ist der USB-C-Port, positioniert der auch das Ladekabel empfängt. Am Netzstrom stört das Ladekabel das gelungene Gesamtbild.
Die Platzierung ist dem Innenleben geschuldet. Während im extrem dünnen unteren Bereich des Miix 720 nur noch der großflächige 41-Wattstunden-Akku Platz findet, musste das Mainboard samt Anschlüssen in das obere Drittel des Tablets wandern. Obwohl es nur 8,9 Millimeter an der dicksten Stelle misst, erweist sich das Miix 720 als ausreichend verwindungssteif. Zu starke Biegung klickt an der einen oder anderen Stelle das nach vorne ablösbare Display kurz aus seiner Verankerung. Es schnappt dann aber auch sofort wieder darin zurück, ohne bleibende Spalten. Das Scharnier wirkt langlebig und die Spaltmaße sind einheitlich gering.
Das Scharnier lässt sich sehr weit aufspannen, bietet aber ab 90 Grad Aufklappwinkel nur noch sehr wenig Widerstand, so dass das Tablet beim Berühren mit dem Finger immer weiter herunter klappt. Bis 90 Grad sorgt es aber für einen stabilen Stand auch bei druckvolleren Eingaben. Darunter finden sich die Verschraubungen des Unibodys mit dem Display, das nach dem Lösen nur noch über sein Flachbandkabel verbunden ist. Der Innenraum ist somit leicht erreichbar, und Anwender, die sich das zutrauen, können nach vier bis sechs Jahren den Akku ersetzen.
Das Miix 720 ist mit 780 Gramm unter den 2-in-1s kein Leichtgewicht, fühlt sich subjektiv aber so an. Es ist gut ausbalanciert und dank der matten Oberfläche griffig, so dass es nicht leicht aus der Hand rutscht.
Auf dem Schoß weniger Wackelpartie
Nicht nur die Verarbeitung ist erstklassig, das stabile Tastaturcover erlaubt auch komfortables Schreiben, sowohl flach auf dem Tisch als auch im Winkel angedockt. Von der Dauerproblematik der 2-in-1, dem wackeligen Schoßbetrieb, ist aber auch das Lenovo Miix 720 nicht ganz befreit.
Mit 7 Millimetern Dicke fällt das Cover sehr stark aus und kommt der Stabilität eines Notebooks damit näher als der Durchschnitt in dieser Geräteklasse. Die Tastatur unterstreicht den Eindruck mit ordentlichem Druckpunkt und geringem Nachwippen. Konkave Tasten wären noch ein Gewinn für das Tippgefühl, auch so sind sie gut abgegrenzt. Begrüßenswert ist die Hintergrundbeleuchtung, welche den hochwertigen Charakter abrundet.
Hochauflösend, Digitizer mit Active Pen 2
Das 3:2-Display zieren zwar etwas breite Ränder, aber technisch ist es erstklassig. Satte 2.880 x 1.920 Pixel sind außer beim Asus Transformer 3 Pro sonst bei keinem 2-in-1 zu finden; eine höhere Pixeldichte in einem ähnlichen Formfaktor liefert nur das Razer Blade Stealth mit UHD auf 12,5 Zoll. Feiner Text wird damit gestochen scharf dargestellt, problemlos finden zwei Browser-Fenster oder Dokumente auf dem 3:2-Format nebeneinander Platz. Für die maximale Helligkeit verspricht Lenovo 400 Candela pro Quadratmeter, mit 389 Candela im Schnitt wird das auch fast erreicht. Bemerkenswert ist die homogene Ausleuchtung aller neun Messfelder mit der größten Abweichung bei immer noch 93 Prozent Helligkeit.
Die Leuchtkraft reicht für den Einsatz im Freien, vollkommen gedimmt dunkelt das Display für einen nächtlichen, augenschonenden Betrieb sehr weit ab. Farben wirken frisch, und das maximale Kontrastverhältnis beträgt 1.310:1 – was einen der oberen Plätze in den ComputerBase-Messwerten sichert.
Lenovo hat dem Miix-720-Testgerät den Active Pen erster Generation, auch als ThinkPad Pen Pro bekannt, beigelegt. Wacoms Technologie verschafft mit 2.048 Druckstufen schon eine natürliche und weiche Reaktion sowie eine gute Handballenerkennung. Die Handschrifterkennung funktioniert ebenfalls zuverlässig. Schnelle Bewegungen verursachen leichte Verzögerungen, Stiftspitze und Punkt auf dem Display liegen nahe beieinander. Beim Kauf erhalten Kunden jedoch eine verbesserte Version in Form des Active Pen 2, der mit 4.096 (Wacom ActiveES Gen 13) nicht nur die doppelte Anzahl Druckstufen erkennt, sondern auch per Bluetooth gekoppelt werden kann (neben AAAA-Batterie separate Knopfzellen benötigt) und am oberen Ende eine zusätzliche Taste bietet.