Mercedes-Benz: Nächste S-Klasse kommt automatisiertem Fahren näher
Mercedes-Benz will die hinter Intelligent Drive versammelten Funktionen der Fahrassistenzsysteme mit der nächsten S-Klasse erheblich erweitern. Fortschritte gibt es vor allem bei dem Abstands-Assistenten Distronic und dem aktiven Spurwechsel-Assistenten. Die Markteinführung der neuen S-Klasse ist für Juli geplant.
Mercedes-Benz stellt den Status quo wieder her
Im Test der aktuellen E-Klasse (W213) stand schon nach wenigen Kilometern fest, dass die Fähigkeiten der Assistenzsysteme über die der S-Klasse W222 (Test) hinausgehen. Mercedes-Benz hat schon seit längerer Zeit Abstand davon genommen, die besten neuen Systeme zuerst im Flaggschiff des Konzerns anzubieten. Wenn neue Technologien serienreif sind, werden sie direkt mit der nächsten Modellpflege angeboten, unabhängig von der Fahrzeugklasse – also auch im unteren Preissegment.
Mit der neuen S-Klasse, die im April zur Auto Shanghai vorgestellt werden wird, stellt Mercedes-Benz den gewohnten Status quo wieder her und stattet die Oberklasse-Limousine mit der neuesten Generation Intelligent Drive aus, deren Fahrassistenzsysteme stellenweise über die Fähigkeiten der aktuellen E-Klasse hinaus gehen. In vielen Bereichen findet aber auch eine Angleichung zur E-Klasse statt.
Automatisiertes Fahren auf Landstraßen
Den aktiven Abstands-Assistenten Distronic hat Mercedes-Benz dahingehend erweitert, dass jetzt auch vor Kurven, Kreuzungen, Kreisverkehren oder Mautstellen die vom Fahrer oder durch Schildererkennung vorgewählte Geschwindigkeit entsprechend der Strecke vorausschauend reduziert wird. Im Anschluss beschleunigt das Fahrzeug wieder auf die zuvor definierte Geschwindigkeit. Auf Basis der Navigationsroute sowie beim Setzen des Blinkers reduziert die S-Klasse nun auch vor Autobahnausfahrten das Tempo, sofern sich das Fahrzeug auf der rechten Spur befindet.
Mercedes-Benz erklärt, dass die Reduktion der Geschwindigkeit unterschiedlich stark in Abhängigkeit vom gewählten Fahrprogramm (Eco, Comfort, Sport) erfolgt. Im Eco-Modus ist die vom Fahrzeug gewählte Kurvengeschwindigkeit auf den Lenk-Assistenten ausgerichtet, damit dieser voll funktionsfähig bleibt. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass automatisiertes Fahren erstmals für längere Zeit auch auf Landstraßen Realität wird. Auf Schnellstraßen und Autobahnen regelt die Distronic wie bisher von 0 bis 210 km/h den Abstand zum Vorausfahrenden und hält die Spur. Das ist auch schon mit der E-Klasse möglich.
Neu hinzugekommen für die Geschwindigkeitsregelung ist die Berücksichtigung von Ausrollvorgängen etwa bei Gefällen. „Im Interesse einer harmonischen und effizienten Fahrweise wird die Geschwindigkeit rechtzeitig zurückgenommen“, heißt es. Je nach verbautem Antrieb kann im Eco-Fahrprogramm automatisch das Rollen bei ausgeschaltetem Motor (Segeln) aktiviert werden.
Spurwechsel nur durch Antippen
Für den aktiven Spurwechsel-Assistenten hat Mercedes-Benz den Vorgang beim Blinken verkürzt. Für einen Spurwechsel in der aktuellen E-Klasse muss der Blinkerhebel für mindestens zwei Sekunden betätigt werden, woraufhin das Fahrzeug überprüft, ob in die gewünschte Fahrtrichtung genug Freiraum für einen Spurwechsel vorhanden ist. Fernbereichsradar und Stereokamera überwachen dabei den Bereich vor dem Fahrzeug, Multi-Mode-Radare kontrollieren ständig den Bereich nach hinten und zur Seite. In der neuen S-Klasse reicht bereits das Antippen des Blinkers, um das Manöver auszuführen. In den darauf folgenden zwei Sekunden prüft das Fahrzeug auf freie Strecke. Der eingeleitete Spurwechsel wird dem Fahrer im Kombiinstrument und im Head-up-Display angezeigt.
Bessere Übersicht für den Fahrer
Welche der neuen Funktionen aktiv ist und was im jeweiligen Moment genau passiert, soll dem Fahrer in der neuen S-Klasse besser als zuvor mitgeteilt werden. Auch für die Bedienung der Systeme gibt es Verbesserungen. Mit eindeutigen Icons im Display vor dem Fahrer sowie über das Head-up-Display – etwa ein Lenkrad mit Händen auf beiden Seiten – soll der Fahrer stets über das aktuelle Geschehen informiert werden. Die Bedienung aller Funktionen erfolgt jetzt zudem über das Lenkrad, nachdem bisher die Regelung der Distronic über einen eigenen Hebel links hinter dem Lenkrad üblich war. Was früher einmal nur Tempomat hieß, ist bei Mercedes-Benz seit Jahrzehnten traditionell als Lenkstockschalter verbaut – jetzt nicht mehr.
Assistenzsysteme aus der E-Klasse
In die neue S-Klasse halten auch bereits aus der E-Klasse bekannte Systeme Einzug. Der aktive Nothalt-Assistent hilft, wenn der Fahrer bei eingeschaltetem Lenk-Assistenten nicht mehr in das Fahrgeschehen eingreift. Der aktive Brems-Assistent unterstützt den Fahrer bei drohenden Kollisionen, der Ausweich-Lenk-Assistent hilft beim Ausweichen durch zusätzliche Lenkmomente. Der Totwinkel-Assistent, Verkehrszeichen-Assistent und Park-Assistent sowie die Car-to-X-Kommunikation stehen ab Herbst ebenfalls in der neuen S-Klasse zur Auswahl. Die nächste S-Klasse kann zudem über das Smartphone mit Android oder iOS per Remote Park-Assistent ein- und ausgeparkt werden.
Ankündigung zur Auto Shanghai Mitte April
Die europäische Markteinführung der neuen S-Klasse ist für Juli geplant, die Ankündigung ist zur Auto Shanghai vom 19. bis 28. April angesetzt. Basierend auf den bisher von Mercedes-Benz veröffentlichten Fotos – auch des Innenraums – handelt es sich um eine Modellpflege des W222 und Maybach-Modells und nicht um eine vollständig neue Generation des Fahrzeugs.
Mercedes-Benz wird die Modellpflege der S-Klasse bereits auf der Auto Shanghai vorstellen, die vom 19. bis 28. April stattfindet. Der Text wurde entsprechend angepasst. Neben den bereits erklärten Neufunktionen von Intelligent Drive soll zu den Highlights des neuen Modells eine „von Grund auf neue, hocheffiziente Motorenpalette mit einer Reihe neuer Technologien zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs“ zählen.
Mercedes-Benz hat gegenüber ComputerBase bestätigt, dass weiterhin zwei getrennt voneinander verbaute Displays mit jeweils 12,3 Zoll in der neuen S-Klasse angeboten werden. Die Textpassage zum laut letztem Bild durchgehenden Display wurde deshalb aus der Meldung entfernt.