Moto G5 und G5 Plus: Lenovo baut tolle Hardware und Software mit großem Aber
tl;dr: Die 5. Generation Moto G startet unter dem Motto „Premium für alle“ in den Markt. Im Test des Moto G5 und G5 Plus beweist Lenovo erneut, dass gute Smartphones nicht teuer sein müssen. Vor allem das unverbastelte Android-Betriebssystem der beiden Geräte hat großen Anteil an dem guten Abschneiden – bis auf einen Schnitzer.
Moto G5 (Plus) und Moto G4 (Plus) im Vergleich
Lenovo macht beim Moto G5 und Moto G5 Plus einiges anders als die Konkurrenz. Anders als in der Branche üblich sind die Smartphones kleiner als ihre direkten Vorgänger Moto G4 und Moto G4 Plus geworden. Diese hatte Lenovo im letzten Jahr noch mit 5,5 Zoll großen Displays auf den Markt gebracht und die Plus-Unterschiede an anderen Stellen wie Fingerabdrucksensor, Prozessor oder Kamera gesetzt. Das ist mit der neuen Generation stellenweise zwar weiterhin der Fall, jetzt steht das Plus aber auch für die Unterscheidung zwischen 5,0 Zoll beim Moto G5 und 5,2 Zoll beim Moto G5 Plus. Das sind 0,5 Zoll und 0,3 Zoll kleinere Displays als vor einem Jahr.
Lenovo Moto G5 | Lenovo Moto G5 Plus | Lenovo Moto G4 | Lenovo Moto G4 Plus | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 7.0 | Android 6.0 | ||
Display: | 5,00 Zoll, 1.080 × 1.920 441 ppi IPS, Gorilla Glass |
5,20 Zoll, 1.080 × 1.920 424 ppi IPS, Gorilla Glass |
5,50 Zoll, 1.080 × 1.920 401 ppi IPS, Gorilla Glass |
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Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor | Touch | Touch, Fingerabdrucksensor | |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 430 8 × Cortex-A53, 1,40 GHz 28 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 625 8 × Cortex-A53, 2,00 GHz 14 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 617 8 × Cortex-A53, 1,50 GHz 28 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 505 450 MHz |
Adreno 506 650 MHz |
Adreno 405 550 MHz |
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RAM: | 2.048 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR3 |
2.048 MB LPDDR3 |
2.048 MB LPDDR3 Variante 4.096 MB LPDDR3 |
Speicher: | 16 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | 16 / 32 GB (erweiterbar) | 16 / 32 / 64 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
12,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF |
13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
16,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
2. Kamera: | Nein | |||
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 5,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
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2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Ja ↓150 ↑75 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓150 ↑50 Mbit/s |
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5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 4.2 LE | |||
Ortung: | A-GPS, GLONASS | A-GPS, GLONASS, BeiDou | ||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0 | Micro-USB 2.0, NFC | Micro-USB 2.0 | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | Micro-SIM Variante Micro-SIM, Dual-SIM |
Micro-SIM, Dual-SIM | |
Akku: | 2.800 mAh (10,60 Wh) austauschbar |
3.000 mAh fest verbaut |
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Größe (B×H×T): | 73,0 × 144,3 × 9,50 mm | 74,0 × 150,2 × 9,70 mm | 76,2 × 153,0 × 9,80 mm | |
Schutzart: | – | |||
Gewicht: | 145 g | 155 g | ||
Preis: | ab 80 € | ab 146 € | 229 € / 264 € | 249 € / 299 € / 344 € |
Neues Metall-Design
Premium für alle lautet das Motto des Moto G5 (Plus), weil Lenovo jetzt auch in der Mittelklasse auf ein Metall-Design setzt. Das Wort „Metall-Design“ stammt von Lenovo selbst und trifft es ziemlich gut auf den Punkt: Denn einen echten Metall-Unibody gibt es bei keinem der beiden Smartphones. Vielmehr besteht nur die Rückseite jetzt aus ganz leicht aufgerautem Aluminium. Das 1955 eingeführte Batwing-Logo von Motorola hebt sich leicht von der Rückseite ab, abgesehen von der großen runden Kamera und einem zweiten Mikrofon gibt es aber keine größeren Spielereien zu entdecken.
Das Moto G5 hat einen austauschbaren Akku
Beim Moto G5 sitzt die Kamera plan im Gehäuse, beim Moto G5 Plus steht sie hervor und ist Angriffsfläche für Krümel, Staub und andere potenzielle Kratzermacher. Weiterer Vorteil des Moto G5: Mit etwas stärkerer Hebelwirkung lässt sich die Rückseite abziehen, sodass der Nutzer den Akku austauschen kann. Das muss er auch können, denn anders sind die beiden Nano-SIM-Fächer nicht erreichbar. Einzig die microSD-Speicherkarte lässt sich sofort nach dem Abziehen der Rückseite einlegen.
Fingerabdrucksensor mit Wischgesten serienmäßig
Auf der Vorderseite sitzt nun unterhalb des Displays bei beiden Smartphones ein Fingerabdrucksensor. Im letzten Jahr war nur das Moto G4 Plus damit ausgestattet. Der neue Sensor ist jetzt aber nicht nur serienmäßig, er gliedert sich auch viel besser in das Design der Smartphones ein und hat erweiterte Funktionen. Der quadratische Sensor des Moto G4 Plus war nichts anderes als hässlich. Über die Moto-App kann der Sensor die On-Screen-Tasten durch Wischgesten ersetzen. Im Test wurden die Tasten auf dem Display aber komfortabler empfunden. Aber nicht nur die Optik stimmt jetzt, auch die Erkennungsrate ist sehr hoch. Beide Sensoren arbeitenden im Testalltag sehr schnell und zuverlässig. Praktisches Merkmal: Auflegen des Fingers entsperrt das Telefon nicht nur, erneutes Auflegen sperrt es auch wieder und schaltet das Display aus.
Displays mit scharfer Auflösung
Dass Lenovo kleinere Displays verbaut, hat glücklicherweise nicht dazu geführt, dass die Auflösung entsprechend reduziert wurde. Lenovo setzt weiterhin auf Full HD mit 1.920 × 1.080 Bildpunkten, was zu scharfen 441 ppi (Moto G5) und 424 ppi (Moto G5 Plus) führt. Das ist eine leichte aber nicht gegenüber dem Moto G4 (Plus) sichtbare Verbesserung.
Auch der IPS-Technologie bleibt Lenovo treu, sodass beide Geräte wieder mit guten Blickwinkeln punkten. Die Farbabstimmung ist in beiden fällen ab Werk etwas kräftiger eingestellt, es gibt in den Einstellungen für das Display aber auch einen normalen Modus. Im Werkszustand trifft das Moto G5 den Weißpunkt etwas besser, das Moto G5 Plus ist leicht zu kühl abgestimmt, hier hätte Lenovo mehr Sorgfalt walten müssen.
Helligkeits-Boost für kurze Zeit
Interessant ist das Verhalten bezüglich der maximalen Display-Helligkeit. Wer auf die automatische Regulierung verzichtet, erreicht bis zu 418 cd/m² beim Moto G5 und bis zu 475 cd/m² beim Moto G5 Plus. Beide Werte sind Mittelwerte aus drei Messzonen. Im Automatikmodus gibt es einen Boost von jeweils rund 100 cd/m². Dieser lässt sich aber nur kurzzeitig auslösen, wonach die Helligkeit wieder leicht abnimmt, um schließlich auf das manuell erreichbare Niveau zu fallen. Für kurze Zeit bei Sonnenschein ist das praktisch, dauerhaft im Alltag abrufbar ist aber nur die manuell einstellbare Helligkeit.
Kamera des Galaxy S7
An der Kamera des Moto G5 hat Lenovo kaum etwas gegenüber dem Moto G4 verändert. Das bedeutet, dass wie zuvor ein 13-Megapixel-Sensor mit f/2.0-Blende zum Einsatz kommt. Neu ist der Autofokus per Phasenvergleich (PDAF). Das soll laut Lenovo schnelleres Fokussieren und schärfere Bilder zur Folge haben.
Für das Moto G5 Plus setzt Lenovo auf vollständig neue Technik. Verbaut wird der 12‑Megapixel-Sensor aus dem Galaxy S7 (Test) von Samsung. Der sogenannten Dual-Pixel-Kamera steht für jedes „normale“ Pixel einer für den Autofokus per Phasenvergleich zur Verfügung. Das sorgt für einen sehr schnellen Autofokus und laut Lenovo für „atemberaubende Fotos bei Tag und Nacht.“
Auf der Suche nach dem korrekten Fokus
Tatsächlich reagiert der Autofokus der Moto G5 Plus ausgesprochen schnell auf Veränderungen der Ausrichtung. Neu in den Sucher geschobene Motive werden akkurat scharf gestellt. Nur bei sehr dunkler Umgebung, wie etwa im Zeiss-Großplanetarium, will der ansonsten schnelle Autofokus nicht zuverlässig funktioniert. Immer wieder kommt es zu erneutem Fokussieren, obwohl das Motiv zuvor bereits scharf gestellt war.
Beide Geräte besitzen einen Auto-HDR-Modus, sodass widrige Lichtbedingungen gut im Automatikmodus ausgeglichen werden. Beim Moto G5 aktiviert sich der Modus jedoch erst extrem spät, das Moto G5 Plus nutzt ihn früher, was anhand der Aufnahmen 2 und 4 erkennbar ist. Durch die offenere f/1.7-Blende nutzt das Moto G5 Plus zudem fast immer einen niedrigeren ISO-Wert oder kann das Motiv kürzer belichten.
Das Moto G5 ist gut geeignet für Schnappschüsse, die beim Außeneinsatz mit guter Ausleuchtung stattfinden. Käufer sollten aber nicht zu viel von der Kamera erwarten. Wie die Bilder 7 und 9 gut zeigen, setzt selbst bei gut beleuchteten Innenräumen schnell starkes Rauschen ein. Strukturen von Jacken, Hosen oder Rucksäcken verlieren zudem an Tiefe und Details, Gesichter wirken stark verwaschen. Das Moto G5 Plus schneidet in jeder Hinsicht bei den vergleichbaren Aufnahmen besser ab.
Dennoch bietet auch das Moto G5 Plus in Summe keine Kamera auf Galaxy-S7-Niveau, nur weil der Sensor der gleiche ist wie im letztjährigen Samsung-Flaggschiff. Aufnahme 13 zeigt, dass immer mal wieder nicht richtig fokussiert wird und deshalb eine nicht brauchbare Aufnahme entsteht. Auch fehlt es den Fotos des Moto G5 Plus generell an der Plastizität und den poppigen Farben eines Galaxy S7. Die beim Moto G5 Plus verbaute Kamera-Hardware ist gut, Konfiguration des Bildprozessors und der Software haben letztendlich aber einen mindestens ebenso großen Anteil am Ergebnis.
Sauberes Android ohne Sicherheit
Lenovo installiert Android 7.0 (Test) mit dem Sicherheitspatch-Level von Januar 2017 auf dem Moto G5 (Plus). Vorbildlich wäre es gewesen, wenn Lenovo gleich Android 7.1.x und die letzten Patches aus dem April installiert hätte. Warum Lenovo so vorgeht, steht seit Sommer des letzten Jahres fest: Das Testen auf Freigabe der Updates sei bei der Anzahl der angebotenen Geräte zu aufwendig. Lenovo will Sicherheitspatches lieber als Bundle oder erst mit einem Upgrade des Betriebssystems verteilen, hieß es gegenüber Arstechnica. Das ist ein völlig inakzeptables Verhalten des größten PC-Herstellers der Welt, der Kapazitäten im Bereich Software im Überfluss haben müsste.
Ein bisschen Pixel-Launcher
Lenovo hätte ohne die Schlamperei im Bereich Sicherheit ohne Probleme die volle Punktzahl für das vorinstallierte Betriebssystem abräumen können. Denn das von Lenovo verwendete Android ist frei von lästigen Modifikationen oder vorinstallierten Apps, die vielleicht nicht jeder benötigt. Lenovo verwendet einen Mischung aus Google- und Pixel-Launcher, der sich per Wischgesten von unten nach oben lässt. Die durchgehend runden App-Icons des Google Pixel fehlen aber ebenso wie (noch) der Google Assistant. Auf dem Moto G5 belegen Betriebssystem und Google-Apps 7,27 GByte des internen Speichers, es bleiben somit 8,73 GByte für den Nutzer frei. Auf dem Moto G5 Plus sind von den 32 GByte ab Werk 8,92 GByte belegt, es bleibt also 23,08 GByte frei. In beiden Fällen wird Androids Adoptable Storage unterstützt, der eine microSD-Karte mit dem internen Speicher zu einer großen Partition verbinden kann.