Windows 10: Die neuen Datenschutz-Optionen im Creators Update
tl;dr: Mit dem Creators Update für Windows 10 liefert Microsoft ein neues Datenschutz-Setup und überarbeitete Optionen, mit denen es den Nutzern leichter fallen soll, die gewünschten Privatsphäre-Einstellungen zu wählen. Doch die Änderungen sind oftmals nur marginal, vom bekannten Big-Data-Ansatz weicht der Konzern nicht ab.
Datenschutz in Windows 10: Vereinfachte Privatsphäre-Einstellungen
Viel Neues verspricht Microsoft mit dem Windows 10 Creators Update, das mittlerweile offiziell als Update verteilt wird. Es ist die dritte große Aktualisierung für Windows 10, die das Betriebssystem etwa um 3D-, VR- und AR-Funktionen erweitert, einen Game Mode bietet und alle Einstellungen zur Sicherheit im Security Center vereint. Doch ebenfalls auf der Liste steht: Der Datenschutz. Also genau der Punkt, der Microsoft zum Start von Windows 10 über Monate viel Kritik einbrachte. Eine Kehrtwende vollzieht der Konzern aber nicht, auffällig ist in erster Linie das neue Datenschutz-Setup, das jeder Nutzer zu Gesicht bekommt, der das Creators Update installiert. Dieser Artikel gibt einen detaillierten Überblick.
Das neue Datenschutz-Setup bei der Installation
Was beim Creators Update als erstes ins Auge sticht, sind die neuen Optionen bei der Installation: Weg ist die Express-Installation, die den Nutzer dazu verleitet, mit einem Klick sämtliche Optionen zu aktivieren. Stattdessen existieren nun fünf Optionen, um die Privatsphäre-Einstellung gemäß den eigenen Wünschen anzupassen. Dabei verfolgt Microsoft aber immer noch das Opt-Out-Prinzip, zunächst ist also alles aktiviert. Bei einem einfachen Durchklicken ändert sich also nichts.
Im Vergleich zu dem Menü „Einstellungen anpassen“ bei der herkömmlichen Windows-10-Installation wurden die Datenschutz-Optionen etwas überarbeitet, im Kern bleibt aber alles beim Alten. So lässt sich beispielsweise immer noch auswählen, ob Windows 10 die Standortdaten sammeln darf oder der Sprachassistent Cortana persönliche Informationen erhält. Ebenfalls aktivieren lässt sich wie üblich auch die Werbe-ID, die Microsoft als eine Art Cookie nutzt, um einzelne Nutzer zu identifizieren. Die können dann Werbe-Netzwerke und App-Entwickler verwenden, um zielgerichtete Werbung zu schalten oder die Dienste anzupassen. Wer die Werbe-ID deaktiviert, entgeht aber nicht der Werbung. Die wird immer noch angezeigt, nur eben nicht personalisiert.
Es bleibt also dabei: Wer etwa Cortana als personalisierten Dienst nutzen will, muss auch persönliche Daten in die Cloud übermitteln, damit der Assistent lernen kann. Wer so etwas nicht braucht, kann es deaktivieren.
Mehr getan hat sich bei den Diagnose- und Nutzungsdaten. Bei der Installation kann der Nutzer unter dem Punkt Diagnose nun zwischen „Einfach“ und „Vollständig“ wählen (Vorher: „Einfach“, „Verbessert“ und „Vollständig“). Hinzu kommt noch die „Individuelle Benutzererfahrung mit Diagnosedaten“. Ist diese Option aktiviert, werden die übermittelten Diagnosedaten personalisiert, um Windows, Dienste und Apps an die Gewohnheiten des Nutzers anzupassen.
Details zu den Diagnose- und Nutzungsdaten
Ohnehin war Microsofts Umgang mit den Diagnose- und Nutzungsdaten einer der zentralen Kritikpunkte, als Windows 10 auf den Markt kam. Wie viele Daten rausgehen, ließ sich zwar innerhalb von drei Stufen regulieren. Ein vollständiges Ausschalten war aber zumindest unter Windows 10 Home und Pro nicht möglich, sondern Unternehmen vorbehalten. Zusätzlich geizte Microsoft mit Informationen: Was genau der Konzern an Informationen sammelte und für welchen Zweck diese ausgewertet wurden, ließ sich kaum nachvollziehen. All das verärgerte nicht nur die Nutzer und schürte Misstrauen, ebenso wurde das Vorgehen von Datenschützern und Netzaktivisten scharf kritisiert.
Das Creators Update setzt in dem Bereich „Feedback und Diagnose“ an, indem es zunächst die Anzahl der Optionen auf „Einfach“ und „Vollständig“ reduziert und Microsoft von nun an ausführlich protokolliert, was genau bei den beiden Optionen erfasst wird. Bei „Einfach“ geht es grundsätzlich um Daten, die laut Microsoft nötig sind, um den sicheren Betrieb von Windows zu garantieren. Dazu zählen etwa die verbaute Hardware sowie die Programme, die installiert sind. Ebenfalls übermittelt werden Berichte über Fehler. Eine vollständige Übersicht der Basis-Daten liefert Microsoft in einem Technet-Artikel.
Eine solche Liste existiert zwar nicht für die Option „Vollständig“, allerdings liefert Microsoft in einem weiteren Technet-Artikel ebenfalls viele Beispiele für Daten, die erfasst werden – unterteilt in mehreren Kategorien. Neben detaillierten Angaben zum System sowie den installierten Programmen wird auch das Nutzungsverhalten präzise dokumentiert. Das gilt etwa sowohl für den Umgang mit Apps als auch die Sprachsteuerung. Erfasst wird auch das Surfverhalten, übertragen werden etwa Suchanfragen in Cortana und Edge sowie die aufgerufenen URLs.
Generell sammelt Microsoft die Diagnose- und Nutzungsdaten, um Fehler und Probleme zu beheben, wie Microsofts Windows-Datenschutzbeauftragte Marisa Rogers im Gespräch mit ArsTechnica schildert. Demnach habe es etwa Probleme mit der Wecker-App oder einem Audio-Treiber gegeben, die zwar von Nutzern gemeldet wurden, Microsofts Entwickler aber nicht nachvollziehen konnten. Erst durch die Diagnosedaten war es möglich, genau die Faktoren zu identifizieren, die den Fehler verursachten.
Personalisiert ausgewertet werden die Diagnose- und Nutzungsdaten hingegen erst, wenn die entsprechende Option aktiviert ist. Dann analysiert Microsoft die Datenbestände, um einem Nutzer etwa neue Funktionen vorzuschlagen, die anhand seines Verhaltens nützlich sein könnten. Beispiele dafür: Sollte auf der Festplatte der Speicherplatz knapp werden, könnte Windows dann den Cloud-Dienst OneDrive empfehlen. Und wenn ein Nutzer über den Browser einen Video-Stream nutzt, könnte eine App aus dem Windows Store als Alternative empfohlen werden.
Transparenter, aber in der Sache weiterhin hart
Offenkundig ist, dass die Kritik der letzten Jahre Spuren hinterlassen hat. Was Microsoft nun an Informationen liefert, ist in dieser Form ein Novum. Dass sich der Kontakt zu den Microsoft-Servern aber immer noch nicht vollständig abschalten lässt, mag zwar aus Sicht des Konzerns sinnvoll sein, ein fader Beigeschmack bleibt aber dennoch.
Privacy Dashboard für mehr Kontrolle
Als Microsoft im Januar die neuen Datenschutz-Optionen angekündigte, wurde auch das Privacy Dashboard vorgestellt. Nutzer können damit prüfen, welche Informationen etwa von Cortana erfasst werden, wenn der Edge-Browserverlauf aktiviert ist. Dasselbe gilt für Bing-Suchanfragen, die Standortdaten und Cortanas Notizbuch.
Die erfassten Daten lassen sich dort dann bearbeiten oder löschen. Demnächst soll es zudem noch eine weitere Kategorie für die Sprachdaten geben, die Cortana erfasst.
Datenschützer sehen Windows 10 weiterhin kritisch
Ähnlich verhält es sich mit den Datenschutz-Optionen in Windows, denn dort hat sich nur wenig getan, die Änderungen sind letzten Endes marginal. Entschlackt wurde etwa der Bereich Allgemein, dort ließ sich bis dato noch der SmartScreen-Filter ausschalten, nun wurde diese Option in das neue Windows Defender Security Center verfrachtet. Neu sind zudem die Bereiche Anrufliste und App-Diagnose. Damit lässt sich einstellen, ob Apps auf die Anrufliste zugreifen dürfen oder Diagnosedaten von anderen Apps erhalten können. Es gibt also weiterhin eine Vielzahl von Optionen, die man als Nutzer anpassen kann. Doch nach wie vor sind viele Beschreibungen recht vage.
Allgemeine Datenschutz-Optionen im Vergleich: Auf den ersten Blick hat sich nicht viel getan.
Auffällig ist zudem: Selbst wenn man bei der Installation alles ausschaltet, sind nicht sämtliche Optionen deaktiviert. Denn im Prinzip kappt man damit nur die Verbindung zu den Microsoft-Servern, einzelne Apps erhalten immer noch Zugriffsrechte. Wer also auf seine Privatsphäre achtet und vollends kontrollieren will, was das Betriebssystem so treibt, muss selbst Hand anlegen. Ein einfacher „Aus“-Schalter, der die Leitung von Windows 10 zur Außenwelt vollends kappt, fehlt weiterhin.
Erfüllt das Creators Update damit also die Wünsche der Datenschützer? Tendenziell ist es ein Schritt in die richtige Richtung, wenn es mehr Optionen und Transparenz gibt. Doch nach wie vor verfolgt Microsoft keinen Privacy-in-Design-Ansatz, bei dem erst einmal alles deaktiviert ist. Klickt der Nutzer bei der Installation einfach auf „Annehmen“, sammelt Windows 10 eben die persönlichen Daten.
Das widerspricht der Forderung von Verbraucherschützern, die sich grundsätzlich wünschen, dass bei einer Software-Installation zunächst die Variante vorgegeben wird, die am wenigsten Daten erfasst. So erklärt die Verbraucherzentrale NRW in einer ersten Einschätzung auf Anfrage von ComputerBase: „Entsprechend wäre eine solche Voreinstellung aus unserer Sicht auch bei Windows 10 wünschenswert.“ Ausführlich geprüft haben die Verbraucherschützer das Creators Update aber noch nicht, eine umfangreichere Stellungnahme ist daher noch nicht möglich.
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Downloads
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Windows 10 ISO Download
3,9 SterneMit den ISO-Dateien von Windows 10 lassen sich bootfähige Installationsmedien erstellen.
- Version 22H2 (Build 19045.2965) Deutsch
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Windows 10 Media Creation Tool Download
4,4 SterneDas Windows 10 Media Creation Tool erstellt bootfähige USB-Sticks oder updatet Windows.
- Version 22H2 (Build 19045.2965) Deutsch