ePrivacy-Verordnung: Verlage protestieren gegen Tracking-Schutz
Mit der ePrivacy-Verordnung will die EU den Nutzern erleichtern, sich vor dem Tracking durch Webseiten zu schützen. Nun protestieren europäische Verlage gegen die verschärften Auflagen. Würden Drittanbieter-Cookies direkt durch den Browser unterdrückt, spiele das vor allem den führenden Internet-Plattformen in die Karten.
Insgesamt sind es 30 europäische Medienhäuser, die einen offenen Brief an die EU-Kommission und das EU-Parlament verfasst haben. Zu den Unterzeichnern zählen Gruner und Jahr, die Frankfurter Allgemeine, der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung, die Zeit sowie die Guardian Media Group und die Financial Times.
Tracking-Schutz gefährdet digitale Geschäftsmodelle
Der Vorschlag der EU bedeutet im Kern: Nutzer sollen die Cookie-Vorgabe künftig nicht mehr für jede einzelne Webseite auswählen müssen. Stattdessen gewinnt die Voreinstellung im Browser an Bedeutung. Dort soll sich das Tracking durch Drittanbieter-Cookies für alle Webseiten unterbinden lassen.
Dass die EU die Privatsphäre der Nutzer besser schützen will, begrüßen die Verlage zwar. Allerdings wären sie auch auf Nutzerdaten angewiesen, um journalistische Angebote anzupassen und personalisierte Werbung zu schalten. Sollten künftig die Drittanbieter-Cookies von Haus aus geblockt werden, betreffe das die großen Werbenetzwerke und gefährde somit die digitalen Geschäftsmodelle.
Konkret heißt es in dem Schreiben: „Das Ausliefern relevanter Werbung ist mittlerweile eine etablierte Norm in der Werbeindustrie. Und es muss sichergestellt werden, dass Verlage mit Google und Facebook konkurrieren können, die ohnehin schon 20 Prozent der gesamten weltweiten Werbeausgaben im Jahr 2017 kontrollieren.“
Profitieren würden vor allem die großen Internet-Plattformen
Ohnehin gehe der Trend in die Richtung, dass Plattformen wie Google News, Facebook, Yahoo, Apple News und Amazon Alexa die erste Anlaufstelle für Nachrichten sind. Mit der ePrivacy-Verordnung würde die EU die Marktmacht der Branchengrößen weiter stärken, da sich europäische Nutzerdaten dann in „den Händen einiger globalen Firmen konzentrieren“ würden.
Was die Verlage fordern, ist mehr Transparenz und Kontrolle durch die Nutzer selbst. Die sollen auch künftig bei einzelnen Webseiten entscheiden können, ob sie Cookies zulassen. So könnten Angebote profitieren, die verantwortungsvoll mit den Nutzerdaten umgehen.
Wirtschaft hadert, Datenschützern geht es noch nicht weit genug
Während insbesondere Wirtschaftsverbände den Tracking-Schutz schon seit geraumer Zeit kritisieren, ist der aktuelle Vorschlag für Datenschützer und Netzaktivisten lediglich ein erster Schritt. Statt die Regeln aufzuweichen, müsse die EU noch weitergehen und die Browser-Hersteller verpflichten, den Tracking-Schutz bereits in den Voreinstellungen zu aktivieren.
Die ePrivacy-Verordnung soll die europäische Datenschutzreform ergänzen, ist aber noch nicht final beschlossen. Beide Verordnungen sollen im Mai 2018 in Kraft treten.