Impact Winter im Test: Wie lange überlebst Du im Schnee?
tl;dr: Schafft es eine Gruppe, 30 Tage im globalen Winter zu überleben? Mit einem guten Lagermanagement und mutigen Erkundungstouren kann das im PC-Spiel Impact Winter gelingen. Schade, dass der Überlebenskampf nicht härter und die Maus-Tastatur-Steuerung im Test so grausig ist.
Überleben aus der Vogelperspektive
Die große Zombie-Apokalypse ist überstanden, Survival hat aber weiterhin Konjunktur – auch in Videospielen. Neben klassischen First-Person-Shootern hat das Thema längst auch andere Genres erobert. Spätestens seit dem gefeierten This War of Mine (Test) ist klar: Der Kampf ums Überleben funktioniert auch als Adventure ohne Ego-Perspektive.
In diese Riege ist auch Impact Winter zu zählen. Ursprünglich als (letztlich erfolgloses) Kickstarter-Projekt von den Indie-Entwicklern Mojo Bones gestartet und am Ende von Bandai Namco veröffentlicht, macht der Titel einige Anleihen bei älteren Genrevertretern – und versucht mit einem eigenen Setting zu punkten.
Spoiler-Warnung: Da ein Spieletest nicht immer gänzlich ohne die Wiedergabe einzelner wichtiger Handlungselemente der Geschichte möglich ist, bitten wir all jene, die vorab nichts über die Handlung des Spiels erfahren möchten, nur das Fazit zu lesen. Wir bemühen uns jedoch stets, die Wiedergabe auf absolut notwendige Erzählelemente zu beschränken.
Wie Dinosaurier im globalen Winter
In Impact Winter hat die Menschheit das Schicksal der Dinosaurier ereilt. Die Erde ist von einem Asteroiden getroffen worden, Millionen sind vor dem darauffolgenden globalen Winter nach Süden geflohen. Nicht aber unser Held, der schweigsame Jacob: Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Überlebender muss er in einer verschneiten Kirche ausharren.
Glücklicherweise ist die Situation nicht ausweglos. Ein mysteriöses Signal verspricht Rettung in 30 Tagen. So weit, so gut, doch muss die Gruppe so lange aushalten. In eisiger Kälte und ohne Nahrungsmittel. Wird das gelingen? Wird in dem Monat auch niemand verloren gehen? Und was genau passiert eigentlich, wenn die Zeit abgelaufen ist?
Die grundlegende Idee von Impact Winter ist nicht neu, funktioniert als Motivationsfaktor aber trotzdem gut. Insbesondere weil das Spiel uns die Verantwortung über Jacob und seine vier Mitstreiter überträgt, stürzen wir uns gerne in die Suche nach nützlichen Gegenständen, die für die 30 Tage entscheidend sein können.
Auf die Versorgung kommt es an
Am wichtigsten ist dabei natürlich Jacob. In der Draufsicht ziehen wir mit dem Protagonisten, der seltsamerweise keine Hose, dafür aber eine extra große Jacke anhat, durch die Schneeweiten einer postapokalyptischen nordamerikanischen Landschaft. Begleitet wird Jacob von einem Ako-Light genannten kleinen Roboter, der nicht nur Licht spendet, sondern mit Fähigkeiten wie einem Eisbohrer und einem Sonar auch dabei hilft, verschneite Eingänge und Gegenstände aufzutun.
Doch auch ohne Akos Fähigkeiten findet Jacob anfänglich genügend Material. Wir durchsuchen Häuser und Fahrzeuge und sammeln, wo es nur geht, Brennstoff, Wasser und Essen ein. Damit sind bereits die grundlegenden Bedürfnisse unserer Mitstreiter erfüllt. In der Kirche angekommen, heizen wir das große Feuer an und erledigen damit eine wichtige regelmäßige Aufgabe: Geht es nach 24 Spielstunden aus, erfriert unsere Gruppe nämlich. Danach kann Jacob die gefundenen Gegenstände ins Lager legen und die Nahrung und das Wasser in einem zentralen Inventar auf die Mitglieder der Gruppe verteilen.
In diesem Menü erhält der Spieler einen grundsätzlichen Überblick über den Zustand von Jacobs Mitstreitern. Neben Hunger und Durst wird hier auch dargestellt, wie es um die Laune und Motivation der Gruppenmitglieder bestellt ist – und wann sie in etwa schlafen müssen. Diese Werte werden auch durch die Rationierung der Nahrung beeinflusst: Will man ein Gruppenmitglied wachhalten, damit es eine Aufgabe erfüllen kann, weist man ihm Kaffee zu. Ist ein anderes schlecht gelaunt, kann eine gefundene Wodka-Flasche hilfreich sein.
Dass möglichst immer alle Kirchenbewohner wohlgenährt und zufrieden sind, ist in Impact Winter essenziell. Sind sie schlecht versorgt oder dauerhaft demotiviert – etwa auch, weil sich Jacob bei den regelmäßig aufkommenden Streitigkeiten zu oft gegen sie gewandt hat –, kann es passieren, dass sie die Kirche verlassen und versuchen, sich auf eigene Faust durchzuschlagen.
Hilfe von den Mitstreitern
Dies ist nicht nur tragisch, weil der Spieler ja in der Regel versucht, möglichst alle Mitglieder durchzubringen. Es hat auch einen Einfluss auf die Überlebenschancen der Gruppe, denn jedes Mitglied verfügt über Fähigkeiten, die das Leben in der Kirche einfacher machen.
Da ist zum Beispiel die Profiköchin, die aus einfachen Grundnahrungsmitteln nahrhafte Gerichte zaubert und so die Versorgungslage verbessert. Der Roboterexperte hilft Jacob dagegen dabei, Ako aufzuwerten. Mithilfe der Handwerkerin kann das Lager beispielsweise mit einem effizienteren Heizsystem, einer Wasserversorgung oder mit einer Tür gegen Plünderer versehen werden. Und der Survival-Experte liefert Jacob alles, was diesem draußen nützlich sein kann – etwa ein Zelt und ein System zur Markierung, mit dem er wieder zurück zur Kirche findet.
Aus diesen Gruppenfähigkeiten ergeben sich wiederum neue Anforderungen bei der Suche nach Gegenständen. Statt der grundlegenden Versorgung braucht es plötzlich auch Schalter, Schrauben, Bretter und viele andere Dinge, die eigentlich erst auf den zweiten Blick richtig nützlich sind. Natürlich ist der Platz in Jacobs Inventar begrenzt, sodass wir uns entscheiden müssen, welche Vorhaben unserer Mitstreiter wir unterstützen möchten. Daraus ergibt sich auch, wie viel wir über sie erfahren: Erfüllen wir ihre Aufgaben, erzählen sie Stück für Stück ihre Geschichte.
Gut gefällt auch, dass wir jedem Mitglied bestimmte Rollen zuweisen können. Diese werden im Lauf des Spiels freigeschaltet und bieten immer einen Vor- und einen Nachteil. Wollen wir etwa, dass unsere Handwerkerin schnell einen wichtigen Gegenstand herstellt, können wir ihr einen Vorteil zuweisen, der sie schneller arbeiten lässt. Allerdings wird dadurch auch das Risiko erhöht, dass sie sich verletzen wird. Auf diesem Wege sind die Rollen ein kleines, aber entscheidendes Gameplay-Merkmal, weil sie erlauben, das Verhalten der Gruppe immer wieder an die Situation anzupassen. In einem Moment, in dem beispielsweise das Wasser knapp wird, können wir so den Anspruch der Überlebenden in dieser Hinsicht verringern – auch wenn dies mit einem gravierenden Nachteil einhergeht. So sind die Eigenschaften ein gutes Instrument, um Mikromanagement für die Gruppe zu betreiben.