Kommentar: Endlich muss Intel wollen
Eine CPU mit 18 Kernen für die neue High-End-Desktop-Plattform von Intel? 80 Prozent mehr Kerne als noch vor einem Jahr? AMDs Rückkehr mit Ryzen verdeutlicht wieder einmal: Ein Monopolist ist schlecht für den Kunden, weil er nur das tut, was er tun muss. Und das ist wenig. Doch jetzt ist Schluss damit. Aber wie lange?
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Läuft doch auch so
Bereits die Vorstellung einer ersten 10-Kern-CPU für die X99-Plattform vor einem Jahr konnte als frühe Reaktion auf AMD gesehen werden, schließlich galt es für Intel auf der High-End-Plattform mehr Kerne zu bieten als der wieder erwachte Konkurrenz für den „Massen-Sockel“ mit Ryzen 7 in Planung hatte. Mit der zwischenzeitig in der Gerüchteküche gehandelten 12-Kern-Version von Skylake-X schien das Jahr 2017 für Intel mit minimalem Aufwand erneut eine sichere Angelegenheit zu werden. Mehr wollen? Warum?
Gerüchte um AMDs eigene High-End-Desktop-Plattform und deren Bestätigung vor zwei Wochen haben Intels Plänen allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit „Threadripper“ bringt AMD einen halben Naples aus der Server-Sparte auf die Enthusiasten-Plattform mit X399-Chipsatz und böte auf dem Papier damit vier Kerne mehr als der Platzhirsch. Aber auf einmal ist der Wille da – weil er muss.
Natürlich wird sich Intel die größten CPUs der Serie fürstlich vergüten lassen. Und nur Anwender, die auf extreme Parallelisierung setzen, werden überhaupt davon profitieren. Dafür gibt es eine Option schon heute, die es ohne AMD möglicher Weise erst in Jahren gegeben hätte. Und mit Cannon Lake zieht Intel auch bei Prozessoren für den Massenmarkt das Tempo an. Die CPUs sollen darüber hinaus jetzt 30 und nicht mehr nur 15 Prozent mehr Leistung als Kaby Lake bringen.
Dieses Monopol ist stark
Alles in Butter? Kurzfristig sieht es ganz danach aus. Langfristig wird sich der jetzt zu beobachtende Fortschritt für den Kunden aber nur dann halten können, wenn es AMD gelingt, dem Willen des Monopolisten mit seiner unangefochtenen Marktmacht die Stirn bieten zu können.
Uns Kunden kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle zuteil: Tun sich Alternativen am Markt auf, entscheidet auch unser eigenes Kaufverhalten heute und morgen darüber, welches Angebot sich uns übermorgen bieten wird. Der Markt von Morgen hängt damit auch maßgeblich von unserem Drang danach, doch lieber am Bekannten festzuhalten, ab.
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