New Balance RunIQ im Test: Runde Smartwatch mit GPS für Läufer
tl;dr: Die New Balance RunIQ geht als überaus harmonische Sport-Smartwatch aus dem Test. Die hervorragenden Vitalsensoren und das eigenständigere Android Wear 2.0 sind klare Pluspunkte. Doch das gewisse Etwas fehlt: Die beworbene Integration des sozialen Netzwerks Strava für Athleten ist zu oberflächlich umgesetzt.
New Balance RunIQ mit Strava-Integration im Test
Der mittlerweile breit gefächerte Smartwatch-Markt gibt Herstellern, abgesehen vom Design, kaum Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz abzuheben. Mit der RunIQ versucht es der Sporthersteller New Balance in Zusammenarbeit mit Intel dennoch und setzt hierfür auf eine Interaktion mit dem sozialen Netzwerk Strava für Läufer.
Mit Hardware von Intel für Läufer
Mit Beschleunigungs- und Herzfrequenzsensor setzt die New Balance RunIQ auf gängige Standardkost im Wearable-Segment. Die Besonderheiten finden sich in der Hardware und dem Kooperationspartner.
Die RunIQ setzt auf ein SoC von Intel und mit der Kooperation mit dem sozialen Netzwerk Strava für Läufer liegt der Fokus der Uhr auf genau diesem Typ (Hobby-)Sportler. Dabei dient die Uhr jedoch nicht als eigenständige „Strava-Station“, sondern fungiert vielmehr als Zähler zum eigentlichen Dienst. Die detaillierte Analyse erfolgt erst auf dem gekoppelten Gerät, dem Smartphone.
Dessen ungeachtet zeigt sich die Strava-Smartwatch-App sehr souverän. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fitness-Apps wie beispielsweise Google Fit auf anderen Android-Wear-Uhren ist sie äußerst strukturiert aufgebaut. Die wichtigsten Parameter sind sofort ersichtlich. Zudem bietet die Uhr mit den seitlichen Knöpfen Schnellzugriffe zum Anhalten und Fortsetzen der Aktivität sowie einen Rundenzähler. Mittels eigenständigem GPS-Modul kann die Uhr zudem auch ohne bestehende Verbindung zum Smartphone zurückgelegte Strecken aufzeichnen. Ebenfalls äußerst positiv fällt die Start-Stop-Automatik auf. Aktivitäten werden automatisiert angehalten, sodass etwa beim Halten an Ampeln der Lauf pausiert wird und der Zeit- und Tempoverlust nicht in die Wertung einfließen.
Ans Eingemachte geht es jedoch erst in der eigentlichen Strava-Anwendung auf dem Smartphone. Strava zählt dabei ohne Frage zu den besten Tracking-Apps für den Lauf- und Radsport, wenngleich dieser Fakt nicht der New Balance RunIQ zugeschrieben werden darf, da die App mit nahezu allen am Markt vertretenen Wearables kompatibel ist.
Neben der Analyse hebt den Dienst insbesondere die sogenannte „Segment-Funktion“ hervor. Hierbei kann jeder Sportler seine Strecken oder auch Teilstrecken (Segmente) hinterlegen. Die werden gespeichert, mit einer Rangliste versehen und können im Anschluss von anderen Läufern oder Radfahrern in Angriff genommen werden. Zudem zeigt Strava Kontakte an, die sich häufiger auf der eignen Strecke befinden.
Besonders an Strava ist hier nur die Smartwatch-App
Folglich verpufft das anvisierte Alleinstellungsmerkmal, da Strava im weiten Sinne lediglich die (sehr gute) Aktivitätsübersichts-App für die RunIQ liefert. Negativ fällt indes auf, dass, sofern man Strava nutzen möchte, der Nutzer effektiv drei Apps auf dem Smartphone benötigt. Neben der herkömmlichen Android-Wear-App die New-Balance- und abschließend die Strava-App. Gerade der Umweg über die New-Balance-App, um die Uhr wiederum mit der Strava-App zu koppeln, erscheint unnötig.
Tadellose Fitnesssensoren
Abseits der Software zeigt sich die New Balance RunIQ hinsichtlich der Fitnesssensoren sehr gut aufgestellt. Sowohl in der Schrittzahlauswertung als auch bei der Herzfrequenzmessung überzeugt die Uhr vollends und kann mit minimalen Abweichungen, die dem Toleranzbereich zugeschrieben werden können, den vorgegebenen Referenzwerten, die mit einem Brustgurt (Polar H6) ermittelt wurden, entgegengestellt werden.
Die Herzfrequenzmessung wurde, wie auch bei vorherigen Tests, während drei verschiedener Belastungsphasen durchgeführt. Wich die Messung während des Laufens um 0,87 Prozent ab, wurden die Ruhephase vor dem Sport und die Ausklingphase danach exakt gewertet. Mit einer durchschnittlichen Abweichung von 0,29 Prozent sichert sich die RunIQ einen Platz auf dem Siegertreppchen, welches jedoch weiterhin von der Motorola Moto 360 2nd Gen angeführt wird. Bei der Schrittanalyse unterliegt die Uhr einigen Kontrahenten. Dennoch sind die ermittelten 1.004 von 1.000 gezählten Schritte ein sehr guter Wert.
Harmonische Umsetzung
Im Hinblick auf das Design gibt sich die RunIQ verhalten. Ein schlichtes Mattschwarz gepaart mit Stundenindizes auf der Lünette machen optisch nicht viel her, doch soll die RunIQ auch nicht als modischer Chronografenbegleiter, sondern als Sportaccessoire dienen. Subjektiv betrachtet wirkt die Uhr an einem durchschnittlichen Handgelenk mit einem Umfang von etwa 17,5 Zentimetern ein wenig zu klobig, was vor allem an der Tiefe von 16 Millimetern liegt.
Hervorragend ist hingegen das Armband. Nach etlichen getesteten Kunststoffarmbändern anderer Wearables ist das perforierte Armband der RunIQ in nahezu jeder Hinsicht gut gelungen. Es ist optisch nicht zu schlicht, verrutscht nicht und bietet obendrein eine Belüftung der Haut. Ein winziger Wermutstropfen: Ebenso wie bei vielen anderen Sportarmbändern ist die Oberfläche nicht absolut glatt („Softtouch“) und verstaubt so relativ schnell. Mittels einfacher Federstege kann es gegen beliebige 22-mm-Bänder getauscht werden. Sie ist zudem zertifiziert als Wasserdicht bis 50 Meter Tiefe und muss beim Duschen so nicht abgelegt werden; Schwimmer sollten sie aber nicht mit ins Wasser nehmen.
Als SoC kommt wie schon bei der Fossil Founder Q und der TAG Heuer Connected ein Intel Atom Z34xx zum Einsatz. Mit 512 Megabyte RAM und 4 Gigabyte Flash-Speicher wird der Standard geboten. Die AMOLED-Anzeige ähnelt mit einer Diagonalen von rund 1,4 Zoll und einer maximalen Auflösung in der Breite von 400 Pixel jener der Huawei Watch und lässt keinen Grund zur Beanstandung.
Android Wear 2.0 gefällt sehr gut
Mit Android Wear ausgeliefert, gehört die RunIQ zu den ersten Uhren, die mit einem Update auf Android Wear 2.0 bedacht werden. Neben dem noch ausbaufähigen Google Assistant gefällt das neue Betriebssystem sehr gut. Im Grundaufbau kaum verändert, wirkt Android Wear 2.0 mit einer hübscheren App-Ansicht harmonischer. Mit einem eigenen Play Store, der nun direkt von der Uhr aus aufgerufen werden kann, wird das System indes eigenständiger. Auch die Möglichkeit, Nachrichten direkt beantworten zu können, trägt hierzu bei. Dies war zuletzt lediglich mit vorgefertigten Textbausteinen möglich und wurde nun um eine Tastatureingabe und Sprachumsetzung ergänzt. Die zur Vorstellung von Android Wear 2.0 präsentierte Touch-Texterkennung, bei der mit dem Finger auf einer langsam laufenden Zeile geschrieben und die geschriebene Zeile anschließend mithilfe einer OCR-Erkennung in Text umgewandelt wird, fehlt derweil noch.
Akku und Laufzeit
Noch immer ist die Akkulaufzeit von Wearables eines der wichtigsten Themen in dem Bereich. Neben Ablegern von Pebble und hybriden Modellen, die auf Knopfzellenbatterien setzen, zeigte sich zuletzt Stillstand am Markt: Im Durchschnitt verrichten die smarten Uhren einen bis zwei Tage ihren Dienst. Die New Balance RunIQ macht davon keine Ausnahme. Bei reduzierter Display-Helligkeit sowie deaktiviertem WLAN und GPS hält die Uhr im Schnitt 38 Stunden durch. Die tägliche Nutzung setzt sich hierbei aus der Steuerung von Musik, dem Sichten und Beantworten von Nachrichten und längeren Geh- oder Spaziereinheiten zusammen. Bei aktiviertem GPS verringert sich die Laufzeit hingegen auf vier bis fünf Stunden.
Durchschnitt auch beim Ladesystem. Steck- oder Adaptersysteme sind passé, sodass Ladedocks mittlerweile die gängige Praxis sind. Zwar wird dies von der RunIQ gut umgesetzt und bietet dank Magneten auch einen festen Halt, doch erfolgt die Ladung über Kontakte. Die Uhr kann folglich nur in eine Richtung auf das Dock gelegt werden. Unangefochten bleiben somit die Ladeschalen der Samsung Gear S2/S3 und der Motorola Moto 360/Moto 360 Gen. 2 weiterhin die beste Ladelösung.
Fazit
Die New Balance RunIQ geht mit einem sehr guten Ergebnis aus dem Test. Zwar setzt sich die Interaktion mit dem Dienst Strava nur durch die hübsche App auf der Smartwatch von den Möglichkeiten der Konkurrenz ab, während der Dienst als solcher auch mit anderen Wearables ebenso detailliert genutzt werden kann. Dafür liefert die RunIQ hervorragende Fitnesswerte ab. Dazu kommen das komfortable Armband, die schnelle Hardware gepaart mit GPS, das gute Display und Android Wear 2.0. Trägern sollte aber auch der etwas klobige Auftritt zusagen.
Im Android-Wear-Segment ganz vorne
Mit durchschnittlichen Akkulaufzeit auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb ist die RunIQ damit am Ende eine überdurchschnittlich gute Basis, der es zur Empfehlung aber an dem gewissen Extra fehlt. Und das Segment braucht mehr kleine Besonderheiten und frischen Wind.
Zu nennen sind hier beispielsweise das nochmals wesentlich bessere Tizen-Betriebssystem und die Lünette der Samsung Gear S3, oder das überzeugende hybride Smartwatch-Konzept der Withings Steel HR, das sich zuletzt eine Empfehlung sicherte.
Die New Balance RunIQ ist zum Preis von 375 Euro bereits beim Hersteller verfügbar.
Intel New Balance RunIQ | |
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OS: | Android Wear |
Kompatibilität: | Android, iOS |
Display: | 1,39 Zoll, rund 400 × 400 Pixel 286 ppi AMOLED |
Bedienung: | Touch, Sprache, Knöpfe |
SoC / SiP: | Intel, Atom Z34XX 1,6 GHz, 2 Kerne 22 nm, 64-Bit |
RAM: | 512 MB |
Speicher: | 4,00 GB |
Konnektivität: | Bluetooth 4.1 802.11 b/g/n |
Mobilfunk: | – |
Sensoren: | Beschleunigungsmesser Gyroskop Herzfrequenz Schrittzähler |
Weitere Standards: | GPS |
Akku: | 410 mAh fest verbaut |
Gehäuse: | 47,0 × 52,0 × 16,0 mm 75 g wasserdicht, IP68 Edelstahl, Kunststoff |
Armband: | wechselbar Breite 22,0 mm |
Preis: | 375 € |
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