Patriot Viper V760 im Test: Tastatur-Premiere mit RGB-Beleuchtung und Magneten
2/2Software: Funktional, nicht hübsch
Die Software fällt hinter Vorzeigelösungen von Razer oder Corsair zurück. Sie ist zwar übersichtlich aufgebaut und kommt mit einer einzelnen Ebene aus, lässt sich aber nicht ideal bedienen. Das hat zwei Gründe: Erstens lassen sich Bedienprozesse, die im Betriebssystem üblich sind, nicht auf Patriots Programm übertragen, zweitens ist nicht immer klar, wo welche Funktionen zu finden sind – und ob sie überhaupt existieren.
Dass sich Fenster nur über kleine Schließen-Buttons wegklicken lassen, das Profilfenster eine Auswahl- und Verwaltungsoption suggeriert, die manuell erfolgen muss, Profil- und Makrooptionen in einem Kontextmenü versteckt werden, dass nur in bestimmten Fenstern angeboten wird – alles das trägt zu ständigem Stolpern bei. Nicht einmal das Auswählen von Tasten will verlässlich einwandfrei gelingen. Weil auch die Tastenbelegung nur möglich ist, wenn ein LED-Effekt ausgewählt wird, lässt sich selbst ein Kernfeature nicht rund nutzen.
Prinzipiell könnte die Software eine gute Beigabe werden. Betrachtet man neben der konzeptionellen Ebene aber den Ist-Zustand, schrumpft die Attraktivität schnell zusammen – mehr als ausreichend funktional ist die Software nicht. Insofern bleibt Pflicht statt Kür: Die Tastatur kann zwar programmiert werden, ein wirkliches „Wollen“ will sich so aber nicht einstellen.
Update 28.07.2017 Mit Software-Version 1.3 lassen sich nun mehrere Profile nutzen, indem sie über die neue Import/Export-Funktionalität eingespielt beziehungsweise gesichert werden. Ein automatischer Wechsel oder eine Verwaltung von Profilen aus der Bedienoberfläche heraus ist nicht möglich, die Dateien müssen manuell verwaltet werden.
Patriot Viper Software | ||
---|---|---|
Konfigurierbar | Primärtasten | Makros, Programm-, Datei- und Medienverknüpfungen |
Makrotasten | – | |
Beleuchtung | Ja, Farben, Laufrichtung und Geschwindigkeit von Effekten | |
Gaming-Modus | Nein | |
Makros | Anzahl | Unbegrenzt |
Länge | Unbegrenzt | |
Wiedergabe | – | |
Ausgabe | Einmalig | |
Vorlagen | Nein | |
Im-/Export | Nein | |
Makro-Aufnahme | Editor | Ja |
Verzögerung | Keine oder reale Abstände | |
Editieren | Ja | |
Profile | Anzahl | 1 (Hardware) |
Benennung | Ja | |
Autostart | Nein | |
Im-/Export | Ja | |
Besonderheiten | – |
Fazit
Patriots Debut hat am Ende das gleiche Problem wie die Sharkoon MK80 RGB (Test): Beide Modelle sind solide Tastaturen, die im Alltag unauffällig bleiben. Trotz bunter LEDs bleibt aber auch die V760 eine graue Maus, die nicht aus der Masse hervorstechen kann und mit Ausnahme der Handballenauflage keine enthusiastische Begeisterung weckt.
Die vernünftige Umsetzung von Basisfunktionen reicht stellt das Mindeste dar, das von einer solch teuren Tastatur zu erwarten ist. Ein für offene Kulissen leises Klangbild und Kailh-Taster ohne Federpingen und Ausführung in überdurchschnittlicher Qualität sind zwar positiv zu verbuchen, können aber nicht darüber hinwegtrösten, dass die Langzeit-Haltbarkeit der Taster unbewiesen ist – im Premium-Segment muss ein solches Risiko mit zahlreichen und gut umgesetzten Ausstattungsmerkmalen kompensiert werden.
Eine rundum mängelfreie und damit blind empfehlenswerte Tastatur ist die V760 aber gerade nicht. Die Erreichbarkeit der Medienfunktionen erscheint suboptimal, der Hang zur visuellen Extravaganz kostet Platz ohne praktischen Gegenwert, ein vergleichsweise kurzes Kabel erinnert an die Budget-Klasse. Es gibt im Detail besser durchdachte Tastaturen, deren Gesamtkonzept stimmiger wirkt. Dort wirken dann auch die Software und die Neuprogrammierung von Tasten nicht wie Anhängsel für eine Checkliste. Wirklich schlecht macht das die V760 nicht, empfehlenswert aber eben auch nicht.
Solide, aber zu teuer
Wird die V760 auf ihre relevanten Merkmale reduziert, die einen zweifelsfreien Mehrwert bieten, bleibt eine Standard-Tastatur mit Kailh-Tastern, RGB-Beleuchtung, Handballenauflage und USB-Port. Sich theoretisch im preislichen Niemandsland zwischen besser ausgestatteten RGB-Tastaturen mit Cherrys MX-Tastern und günstigeren, einfarbig beleuchteten Tastaturen zu platzieren, geht deshalb nicht auf: Patriots Debüt ist nach dieser Reduktion vor allem mit Blick auf die Tastentechnik zu teuer.
Stehen 120 Euro für den Kauf einer Tastatur zur Verfügung, mangelt es ohnehin nicht an Auswahl. Zu diesem Preis ist die Cougar Attack X3 RGB mit bewährter MX-Tastentechnik und besserem Layout, wenngleich ohne Handballenauflage und USB-Port, erhältlich, Cooler Masters MasterKeys Pro L in gleichem Zuschnitt aber mit mechanischen Zusatztasten kostet nur 15 Euro mehr. Logitechs G810 (Test) kann zwar nicht softwarelos programmiert werden, besitzt aber mehr Zusatztasten und Taster mit optimaler Ausleuchtung. Sind RGB-LEDs nicht nötig, lassen sich mit der Fnatic Rush G1 (Test) 40 Euro sparen.
Eine vollständige Übersicht zu Tastaturen aller Bauarten und ihrer Technik liefert die große Kaufberatung Tastaturen auf ComputerBase.
- reinigungsfreundliches Chassis & sicherer Stand
- solides Layout
- magnetisch befestigte Handballenauflage
- LED-Effekte weitreichend konfigurierbar
- Position der Medienfunktionen ungünstig
- Bedienung der Software hakelig
- Kurzes Anschlusskabel
- Gaming-Modus nicht visualisiert
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