Toshiba und Western Digital: Verkaufspoker führt zu Zwist unter den Partnern
Die Verhandlungen zum Verkauf von Toshibas Speichersparte gehen weiter. Offizielle Stellungnahmen sind rar, doch immer wieder sickern Informationen durch. Reuters liegen Informationen vor, die auf ein inzwischen angespanntes Verhältnis zwischen Toshiba und Partner Western Digital hinweisen. Derweil gibt es neue Interessenten.
Dem Bericht zufolge hat Western Digital (WDC) dem japanischen Unternehmen vorgeworfen, gegen vertragliche Vereinbarungen zu verstoßen, indem Rechte des Joint Ventures auf die neu geformte Tochter Toshiba Memory übertragen wurden. Daher habe WDC für sich exklusive Verhandlungsrechte eingefordert.
Toshiba und Western Digital sind seit der Übernahme von SanDisk Partner bei der Entwicklung und Herstellung von NAND-Flash. Augenscheinlich sieht WDC im Zuge der Verhandlungen zum Verkauf von Toshiba Memory die künftige Zusammenarbeit bedroht. WDC-Chef Steve Milligan befinde sich derzeit zu Besuch in Japan, um die eigenen Interessen durchzusetzen.
Toshiba: Western Digital soll sich heraushalten
Wie Reuters weiter berichtet, habe Toshiba die Vorwürfe zurückgewiesen und im Gegenzug Western Digital aufgefordert, sich nicht in die Verkaufsverhandlungen einzumischen. In einem Brief von Toshibas Anwälten habe es geheißen, dass Toshiba alle verfügbaren Rechtsmittel ergreifen würde, sofern die Einmischung in den Verkaufsprozess weiterhin bestehe.
Reuters zitiert aus dem Papier, in dem demnach von einer „vorsätzlichen Beeinträchtigung des potenziellen wirtschaftlichen Vorteils von Toshiba und der laufenden Verträge“ die Rede ist. In einem weiteren Brief werde Western Digital vorgeworfen, einige Vereinbarungen nicht unterzeichnet zu haben. Sollte dies nicht bis zum 15. Mai erfolgen, würde Toshiba Memory den Mitarbeitern von Western Digital den Zugang zu den Fabriken sowie zugehörigen Netzwerken und Datenbanken verwehren.
Auf diese Punkte angesprochen, habe eine Sprecherin von Western Digital in Japan einen Kommentar verweigert. Ein Analyst des Tokai Tokyo Research Center sieht trotz der Ankündigung solch drastischer Maßnahmen Western Digital im Vorteil. Laut Masahiko Ishino sei es kaum glaubhaft, dass Toshiba für den Verkauf der Speichersparte keine Zustimmung des Partners benötige, denn es handele sich fast um ein „50-50 joint venture“.
KKR und INCJ würden 1,8 bis 2,1 Billionen Yen bieten
Abseits der berichteten Streitigkeiten hatte Bloomberg am Montag über neue potentielle Bieter berichtet. Demnach habe sich die US-Beteiligungsgesellschaft KKR & Co. mit der Innovation Network Corp. of Japan (INCJ) zusammengetan und führe mit Toshiba Gespräche über ein „präventives Angebot“, das im Bereich von 1,8 bis 2,1 Billionen Yen (etwa 14,5 bis 16,9 Milliarden Euro) liegen könnte. Zu den Partnern von KKR zähle auch die Development Bank of Japan Inc., heißt es. Laut den anonymen Quellen würde Toshiba diesen Vorschlag befürworten, da er eine behördliche Zulassung vereinfachen und die Auslieferung des dringend benötigten Geldes beschleunigen würde. Angeblich sei der CEO von Western Digital auch aus dem Grunde auf dem Weg nach Japan, um eine mögliche Beteiligung an dem KKR-Gebot zu besprechen.
Anderen Interessenten wie SK Hynix und Broadcom werden in dem Bericht keine hohen Chancen eingeräumt, denn beide seien bereits im Chip-Geschäft tätig, was Regulierungsprüfungen erschweren würde.