Apple-Betriebssysteme: iOS 11, macOS 10.13 High Sierra und watchOS 4 im Überblick
tl;dr: Die WWDC war auch dieses Jahr wieder Bühne für die Vorstellung mehrerer neuer Apple-Betriebssysteme. iOS 11 wertet vor allem das iPad deutlich auf und bringt einen neuen App Store mit. Bei macOS High Sierra ziehen das Apple File System, HEVC, Metal 2 und Virtual Reality ein. Bei watchOS 4 spielt Siri eine größere Rolle.
iOS 11 – Das iPad als Desktop-Ersatz
Mit iOS 11 kommt das iPad dem Mac gefährlich nahe. Ein Dateibrowser, ein neues Dock für mehr Apps und Funktionen sowie das erweiterte Multitasking führen Funktionen und Features ein, die bisher nur mit den Desktop-Rechnern von Apple möglich waren. Entwickler können das Betriebssystem ab sofort testen, für die breite Masse soll es ab Ende Juni eine öffentliche Beta und zum Herbst die finale Version geben.
Files und ein neues Dock
Der neue Dateibrowser – kurz Files – gibt Anwendern eine Übersicht aller lokal und in der Cloud gespeicherten Dokumente. Neben auf dem Gerät gespeicherten Dateien werden über die Apple ID und iCloud Drive abgeglichen auch Dateien anderer iOS-Geräte des Nutzers angezeigt. Neben dem Cloud-Speicher von Apple selbst werden auch Dienste wie Dropbox, OneDrive, Google Drive und weitere unterstützt. Dateien lassen sich wie unter macOS in verschiedenen Ansichten mit großen Symbolen oder vielen Details sortieren. Außerdem stehen Tags und eine Suche zur Verfügung.
Das Dock aus macOS steht unter iOS 11 auch auf dem iPad zur Auswahl. Es nimmt zum einen deutlich mehr Apps als bisher auf, zum anderen ist es jetzt von jedem Bildschirm aus über eine Wischgeste vom Rahmen ins Display erreichbar, sodass nicht mehr erst auf dem Homescreen gewechselt werden muss, um eine neue Anwendung zu starten. Auf Basis des Nutzerverhaltens kann das neue Dock zudem installierte Apps vorschlagen, die iOS 11 sinnvoll für den Alltagsgebrauch des Anwenders hält.
Mission Control für das iPad
Das Dock spielt eine wichtige Rolle beim erweiterten Multitasking. Eine neue App lässt sich direkt vom Dock aus über die aktuell verwendete App ziehen und am Displayrand andocken. Auf Wunsch lässt sich von dieser Ansicht aus wie bisher zu Slide Over und Split View wechseln. Die neue App-Übersicht erinnert stark an Mission Control aus macOS. Neben den geöffneten Anwendungen sind dort nun auch Split-View-Sessions, das neue Dock und ein überarbeitetes Control Center einsehbar. Dank einer neuen Drag-and-Drop-Funktion können Inhalte wie Bilder, Links oder Text einfach zwischen den verschiedenen Fenstern, Sessions und Apps hin und her geschoben werden.
Mehr Funktionen für den Apple Pencil
Dem Apple Pencil für das iPad Pro spendiert Apple eine Reihe neuer Funktionen unter iOS 11. Mit dem neuen Betriebssystem muss der Stift nur noch kurz das Display berühren, um mit „Instant Markup“ PDFs oder Screenshots um handschriftliche Notizen ergänzen zu können. „Instant Notes“ wiederum werden über den Lockscreen gestartet, indem der Nutzer erneut mit dem Stift das Display berührt. Die Notes-App muss somit nicht mehr manuell gestartet werden. Das neue „Inline Drawing“ sorgt dafür, dass Text zum Beispiel in einer E-Mail intelligent den Zeichnungen des Anwenders weicht, außerdem können handschriftliche Notizen jetzt durchsucht werden, was zunächst aber nur in Englisch und Chinesisch möglich sein wird. Der neue Dokumenten-Scanner begradigt Aufnahmen, korrigiert die Neigung und Spiegelungen und erkennt automatisch Eingabefelder, die anschließend mit dem Apple Pencil ausgefüllt werden können.
Für die Eingabe per Tastatur steht ein neues QuickType-Keyboard zur Verfügung, das Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen in einer Ansicht vereint – Android-Nutzer kennen dies seit Jahren. Zahlen und Sonderzeichen lassen sich mit kurzem Fingerschnipser über die Taste aufrufen. Das Keyboard-Flicking kann abgesehen von der ersten Generation des iPad Pro mit 12,9 Zoll auf allen iPads verwendet werden.
Geld mit Apple Pay verschicken
iOS 11 bietet darüber hinaus eine Reihe neuer Features für alle drei Geräteklassen – das iPad, das iPhone und den iPod touch. Apple Pay zieht in Messages ein, sodass sich Nutzer gegenseitig Geld von einer Kredit- oder Debitkarte schicken können. Das Geld wird auf dem neuen Apple Pay Cash gespeichert und per Touch ID abgesichert. Apple Pay ist jedoch auch zur WWDC nicht für Deutschland angekündigt worden.
HEVC als neuer Codec
Live Photos erhalten mit Schleifen, Bounce-Effekt und Langzeitbelichtung neue Funktionen. Außerdem lässt sich nun definieren, welche Aufnahme des Live Photos als Standbild verwendet werden soll. Für den Portraitmodus verspricht Apple ausdrucksstärkere Fotos mit natürlicheren Hauttönen. Zudem stehen im Portraitmodus nun mehrere Filter für die nachträgliche Bearbeitung zur Auswahl. Für den Anwender nicht auf den ersten Blick sichtbar ist der Wechsel von H.264 auf H.265 (HEVC) für Videos sowie dessen Fotoableger für Bilder. Für den Anwender soll sich das dank deutlich kleineren Dateien durch mehr freien Gerätespeicher bemerkbar machen.
Ein vollständig neuer App Store
Zu den am stärksten überarbeiteten Apps zählen unter iOS 11 der App Store, Messages, Apple Music, Maps und News. Dem App Store hat Apple ein vollständig neues Design mit einer Tagesansicht spendiert. Hier listet Apple die wichtigsten Neuerscheinungen des Tages auf. Spiele und Apps werden im neuen App Store endlich klar voneinander getrennt behandelt. In Messages erleichtert Apple den Zugriff auf Sticker, Emojis und Spiele durch einen neuen App-Drawer. In Apple Music lässt sich ein Nutzerprofil anlegen und teilen, über das sich Freunde gegenseitig Empfehlungen für neue Musik machen können. Maps hat Apple um Indoor-Karten vieler Flughäfen und Einkaufszentren erweitert, außerdem sind für die Navigation Straßenspuren hinzugekommen. Die News-App soll automatisch zu den Vorlieben des Anwenders passende Artikel finden.
Neue Stimmen für Siri
Siri soll unter iOS 11 hilfreicher denn je dem Anwender zur Seite stehen. Apple will dies mit maschinellem Lernen direkt auf dem Gerät und einer verbesserten künstlichen Intelligenz des Assistenten erreichen. Die weibliche und männliche Stimme von Siri wurden für eine natürlichere Aussprache überarbeitet. Siri kann jetzt zudem von Englisch zu Chinesisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Italienisch übersetzen. Neu sind zudem Funktionen für Apple Music, etwa das Fragen nach Bandmitgliedern.
Veränderungen unter der Haube
Zu den nicht sofort sichtbaren Features von iOS 11 zählt AirPlay 2, das jetzt auch Lautsprecher und komplette Audio-Systeme steuern kann. Sofern das Protokoll von den Geräten unterstützt wird, können Lieder individuell pro Zimmer oder auf allen Lautsprechern abgespielt werden. Außerdem lässt sich die Lautstärke für jeden Raum einzeln steuern. Sperrbildschirm und Benachrichtigungen wachsen in iOS 11 zu einem Bildschirm zusammen, der per Wischgeste von oben erreichbar ist. Neu ist außerdem ein Nicht-stören-Modus während der Nutzung von Apple CarPlay. Für die Ersteinrichtung eines iPhones oder iPads muss dieses jetzt nur noch neben ein anderes Apple-Gerät mit iOS oder macOS gelegt werden, um die Einstellungen des Nutzers zu übernehmen.
Kompatibilität zu iPhone und iPad
iOS 11 ist kompatibel zum iPhone 7 (Plus) (Test), 6s (Plus), 6 (Plus), iPhone SE und iPhone 5s. Bei den Tablets werden das iPad Pro mit 12,9 Zoll der zweiten und ersten Generation, das iPad Pro mit 9,7 und 10,5 Zoll, iPad Air 2, Air, iPad, iPad mini 4, 3 und 2 unterstützt. Außerdem lässt sich iOS 11 auf dem iPod touch der sechsten Generation installieren. Die finale Version soll laut Apple im Herbst veröffentlicht werden.