300-mm-Wafer: Bosch baut Chipfabrik für 1 Mrd. Euro in Dresden
Ende vergangener Woche noch ein Gerücht, ist die größte Investition in der Firmengeschichte der Robert Bosch GmbH jetzt offiziell: Bis Ende 2019 errichtet der Konzern eine neue Halbleiterfabrik für 300-mm-Wafer am Standort Dresden. Die Serienfertigung startet zwei Jahre später. Kosten: Rund eine Milliarde Euro.
„Deutschland kann Hightech“
„Deutschland kann Hightech.“, erklärt Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung von Bosch. „Mit dem Bau der Chipfabrik und der Investition in die Zukunftstechnologie bekennen wir uns einmal mehr zum Technologie- und Wirtschaftsstandort Deutschland.“ Die Arbeiten an der neuen Fabrik sollen zum Jahreswechsel beginnen und bis Ende 2019 abgeschlossen werden. Der Start der Produktion mit voraussichtlich 700 Mitarbeitern ist für Ende 2021 geplant.
Mit der neuen Fabrik und deren 300-mm-Wafer-Technologie will Bosch die steigende Nachfrage an Halbleitern bedienen, die dem Konzern zufolge in Zukunft insbesondere durch die Segmente Smart Home, Smart City und das Internet of Things getrieben werden. Das aktuelle Halbleiter-Portfolio des Unternehmens umfasst vor allem Beschleunigungs-, Drehraten-, Massenfluss-, Druck- und Umweltsensoren sowie Mikrofone, Leistungshalbleiter und ASICs für Fahrzeugsteuergeräte
Reutlingen ist ausgelastet
Am bisherigen Fertigungsstandort Reutlingen, Baden-Württemberg, verlassen schon heute täglich 1,5 Millionen ASICs sowie 4,0 Millionen MEMS-Sensoren auf Basis von 150- und 200-Millimeter-Wafern das Band. Sie kommen insbesondere in Fahrzeugen und Smartphones zum Einsatz: Im Durchschnitt habe jedes im Jahr 2016 neu ausgelieferte Fahrzeug weltweit bereits neun Halbleiter von Bosch enthalten, 75 Prozent aller Smartphones setzen auf MEMS des Konzerns. Im nächsten iPhone soll Bosch Gerüchten zufolge ebenfalls eine noch größere Rolle spielen.
Vorbehaltlich der Zustimmung durch die EU, wird sich das Bundeswirtschaftsministerium an der Einrichtung und der Inbetriebnahme der Fabrik finanziell beteiligen. Wie hoch der Zuschuss ausfallen könnte, ist offiziell nicht bekannt. SZ-Online hatte bereits vor dem Wochenende von einer Förderquote von mehr als 30 Prozent gesprochen.
Dresden ist das Silicon Saxony
Dresden hat sich seit der Deutschen Einheit zum wichtigen Standort der deutschen Halbleiterbranche entwickelt. Über 300 Unternehmen mit insgesamt 40.000 Mitarbeiter sind im Branchenverband „Silicon Saxony“ organisiert. Zu den größten Unternehmen am Standort gehören Globalfoundries (vormals AMD), Infineon und NXP Semiconductors.