Qualcomm und Intel: Apples neue iPhones stecken in der LTE-Zwickmühle
Wenn Apple im Herbst neue iPhones vorstellt, werden Qualcomm und Intel voraussichtlich wieder die Lieferanten der LTE-Modems sein. Das berichtet Bloomberg auf Basis von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Das Dual-Sourcing hat allerdings zur Folge, dass Apple das Qualcomm-Modem auf Intel-Niveau drosseln muss.
Seit dem iPhone 7 und iPhone 7 Plus (Test) verbaut Apple in seinen Smartphones nicht länger exklusiv LTE-Modems von Qualcomm. Die Vormachtstellung wurde von Intel mit dem XMM 7360, das schnelles LTE Advanced mit bis zu 450 Mbit/s im Downstream ermöglicht, gebrochen. Das Modem wird unter anderem in den für den deutschen Markt bestimmten Geräten A1778 und A1784 des iPhone 7 (Plus) verbaut. Alle anderen Varianten der Smartphones nutzen das Snapdragon X12 (MDM9645) von Qualcomm. Das Dual-Sourcing macht Apple weniger stark abhängig von einem Anbieter (Qualcomm) und es hilft bei der Beschaffung von riesigen Stückzahlen, die für das iPhone benötigt werden.
Qualcomm-Modem schneidet besser in LTE-Tests ab
Der Auftrag von Apple gilt als wichtige Errungenschaft für Intel, schließlich müssen pro Jahr (2016) in Summe mehr als 210 Millionen iPhones mit LTE-Modems ausgerüstet werden. Dass Intel noch nicht über die Expertise wie Qualcomm zu verfügen scheint, haben professionelle Messungen rund einen Monat nach der Markteinführung des iPhone 7 gezeigt, in denen Geräte mit Qualcomm-Modem durch die Bank eine bessere LTE-Leistung erzielt haben. Dabei musste Apple schon im Vorfeld die Leistung des Qualcomm-Modems drosseln, um die LTE-Leistung auf das Niveau von Intel zu drücken. Das soll jetzt wieder der Fall für die neuen Apple-Smartphones im Herbst sein.
Intels XMM 7560 ist noch nicht fertig
Denn eigentlich liefert Qualcomms Snapdragon X12 LTE Advanced bis zu 600 Mbit/s im Downstream, Intels XMM 7360 aber nur 450 Mbit/s. Da zwei unterschiedlich ausgerüstete Modellvarianten für Apple nicht infrage kommen, musste das Qualcomm-Modem auf Intel-Niveau gedrosselt werden. Im iPhone 7s oder iPhone 8 soll laut Bloomberg sogar das Snapdragon X16, das mit ausgeklügelter Carrier Aggregation und neuem Antennen-Layout für LTE Advanced Pro mit bis zu 1 Gbit/s im Downstream gewappnet ist, zum Einsatz kommen. Intel arbeitet mit dem XMM 7560 an einer vergleichbaren Lösung, die laut Bloomberg aber noch nicht reif für die Serienfertigung und den Einsatz in den neuen iPhones sei.
Snapdragon X16 liefert 1 Gbit/s im Downstream
Das erste Sampling des XMM 7560 sollte ursprünglich noch in der ersten Jahreshälfte 2017 erfolgen, mit dem Start der Massenproduktion des LTE-Modems rechnete Intel bisher kurze Zeit später. Anscheinend stimmt das Zeitfenster nicht mit dem Start der Produktion der neuen iPhones überein, denn laut Bloomberg sei das XMM 7560 noch nicht einsatzbereit. Apple müsste deshalb auf das ältere XMM 7480 umschwenken, das immerhin die Fähigkeiten des letztjährigen Snapdragon X12 erreicht. Mit den Gigabit-Geräten der Konkurrenz, die das Snapdragon X16 integriert in den Snapdragon 835 (Test) bieten, könnte Apple deshalb nicht mithalten. Interessant wird zu beobachten sein, ob das Qualcomm-Modem trotz Drossel dennoch wieder besser abschneiden wird.
LTE Advanced Pro als Brücke zu 5G
Es stellt sich allerdings auch die Frage, inwiefern LTE mit Gigabit-Geschwindigkeit bereits von den Anwendern benötigt wird, oder ob 600 Mbit/s im Downstream respektive 150 Mbit/s im Upstream zumindest dieses Jahr noch völlig ausreichend sind. Deutsche Mobilfunkanbieter wie Vodafone bieten derzeit maximal 500 Mbit/s an. Dennoch stellt LTE Advanced Pro für alle Mobilfunkanbieter eine wichtige Brücke zu 5G dar, das ohnehin parallel zu 4G existieren und ab 2020 nicht als Ablösung antreten wird.