Overwatch: Blizzard umgeht Chinas Beutebox-Gesetz
Aufgrund eines neuen Gesetzes musste Blizzard in China offenlegen, mit welcher Chance Beuteboxen in Overwatch auf virtuelle Gegenstände der verschiedenen Seltenheitsstufen gewähren. Abfinden will sich das Unternehmen damit aber nicht. Mit einer kleinen Änderung am Box-System soll das Gesetz ausgehebelt werden.
Die Ankündigung im chinesischen Overwatch-Forum (via Google Translate) verrät, dass Blizzard Beuteboxen in China nicht länger verkauft. Stattdessen werden nun Credit-Beträge verkauft, die Boxen werden als Geschenk deklariert. Ausgenommen dieser Änderung bleiben die Box-Bundles aber unverändert, die Preise liegen in China generell aber etwas niedriger als die vergleichbaren Offerten für europäische Nutzer.
Der Trick der Änderung liegt im geringen Credit-Betrag, den eigentlichen Gegenwert machen noch immer die Beuteboxen aus. Die günstigsten Gegenstände im Ingame-Shop, Spraytags oder Sprüche, kosten 25 Credits, um im Spiel etwas kaufen zu können, müsste bereits das drittgrößte Paket erworben werden. An den Kauf besonderer Skins, die 1.000 oder 3.000 Credits kosten, ist so nicht zu denken - aber das ist gewollt. Dafür gibt es weiterhin die Beuteboxen mit Glücksspiel-Element, allerdings wieder ohne Kennzeichnung.
Credits | Beuteboxen | Preis | Europ. Preis |
---|---|---|---|
5 | 2 | 12 (1,5 Euro) | 2 Euro |
15 | 5 | 30 (4 Euro) | 5 Euro |
30 | 11 | 60 (7,9 Euro) | 10 Euro |
60 | 24 | 120 (15,8 Euro) | 20 Euro |
120 | 50 | 238 (31,2 Euro) | 40 Euro |
Intransparenz als Geschäftsmodell
Damit hebelt Blizzard ein Gesetz aus, das der immer weiteren Verbreitung von Glücksspielmechaniken in Videospielen Einhalt gebieten soll, indem die Entwickler wie Anbieter klassischer Glücksspiele im Sinne des Verbraucherschutzes zu einer gewissen Transparenz gezwungen werden. Dass die Mechaniken an sich gut funktionieren, lässt sich an den Quartalsbilanzen großer Publisher ablesen: Derlei Systeme, die von etablierten Methoden des Glücksspiels profitieren, aber von jeglicher Regulierung entbunden sind, sorgen in der neuen Kategorie „recurrent consumer spending“ für stete und große Gewinne, wie unlängst auch Take Two festgestellt hat.
Dass Blizzard nun versucht, dieses Gesetz in China gezielt auszuhebeln, sollte also zu Denken geben. Die gemachten Angaben zur Beuteverteilung waren ohnehin vage. Unklar blieb, ob es zusätzliche Mechaniken gibt, die Spieler bei Laune halten oder zum Kauf von Beuteboxen locken sollen. Fraglich war trotz der Angaben etwa, ob Skins zuvorderst für selten gespielte Helden ausgelost werden oder Spieler, die zu lange keinen seltenen Gegenstand erhalten haben, mit einem „Pity Timer“ größere Chancen auf seltene Gegenstände erhalten, bevor sie sich anderen Spielen zuwenden.
Um den Spielspaß geht es Blizzard mit dem gesamten Beutebox-System folglich nicht, obwohl die visuellen Verschönerungen und ihre Verteilung gerade mit dieser Begründung eingeführt wurden. Im Vordergrund steht vielmehr Gewinnmaximierung und gerade nicht der Spieler, was sich hier nicht mehr hinter schön klingenden Formulierungen verstecken lässt. Vorteile für Kunden hat die neue Regelung nämlich nicht – nur für Blizzard.