Radeon RX Vega: Einordnung der Spekulationen zur Leistungsaufnahme
Die von AMDs CEO Lisa Su zum Auftritt auf der Computex 2017 Ende Mai nur kurz angerissene High-End-Grafikkarte für Spieler Radeon RX Vega wird zwar erst Ende Juli offiziell enthüllt, Spekulationen um eine mutmaßlich hohe Leistungsaufnahme schlagen allerdings aktuell bereits hohe Wellen im Netz. Eine Einordnung.
Andeutungen eines Entwicklers und deren Deutung
Angeheizt hat die Debatte ein an der Entwicklung von Vega-Grafikkarten bei MSI beteiligter Mitarbeiter im Tweakers-Forum. In seinem kurzen Beitrag gibt er an, die Spezifikationen des neuen Vega-10-Chips auf der Enthusiasten-Grafikkarte der Serie RX Vega zu kennen, ohne allerdings technische Details wie die Taktraten, das Speichervolumen oder den Stromverbrauch zu nennen. Aber er hat Andeutungen gemacht, deren Übersetzungen wie ein Katalysator wirken.
VideoCardz hat die Aussage zum Stromverbrauch in „[RX Vega] braucht verdammt viel Strom“ übersetzt. Von „verdammt viel“ ist in dem Posting aber keine Rede, eher von „verbraucht so viel wie nötig“. Dazu passt auch eine weitere Aussage derselben Quelle, die einerseits mit einem Augenzwinkern darauf hinweist, dass der Stromverbrauch immer in Relation zur erzielten Leistung zu sehen ist, und andererseits angibt, letztendlich ja gar keine noch nicht verfügbaren Informationen verraten zu haben, weil ein relativ hoher Stromverbrauch bereits von den öffentlich bekannten Grafikkarten mit Vega abgeleitet werden konnte.
300+ Watt für Vega sind bereits bekannt
In der Tat gibt es die Radeon Vega Frontier Edition für professionelle Einsatzzwecke mit 1.600 MHz GPU-Takt in einer luftgekühlten Version mit 300 Watt typischem Verbrauch und einer wassergekühlten, die konstant 75 Watt mehr benötigen darf. Zum Vergleich: Radeon R9 Fury X ist von AMD mit 275 Watt typischem Verbrauch angegeben. In der Regel verbrauchen professionelle Varianten etwas weniger Strom als die Varianten für Spieler.
Dass Radeon RX Vega von AMD mit einer Leistung etwas oberhalb der Frontier Edition auch mindestens so viel Strom verbrauchen dürfte, liegt daher auf der Hand – einzig die Wahl von nur 8 GB HBM2-Speicher könnte der Grafikkarte für Spieler helfen.
Für eine Einordnung fehlt die Leistung
Doch auch selbst dann ist die Einordnung des Verbrauchs ohne Informationen über die Leistungsfähigkeit noch nicht möglich. Zuletzt hatte AMD eigene Referenzdesigns am oberen Ende der Leistungsgrenze angesetzt, Partner konnten kaum schnellere Grafikkarten auf den Markt bringen. Im Vergleich zur von Nvidia mit 180 Watt Verbrauch angegebenen GeForce GTX 1080 Founders Edition (Test) zeigen Partnerkarten der GeForce GTX 1080 im Test allerdings bis zu knapp 20 Prozent mehr Leistung, verbrauchen unter Last dann aber auch 130 Watt mehr.
Der typische Verbrauch der Referenzversion der Radeon RX Vega ist also auch davon abhängig, wie nahe AMD die eigene Variante bereits an die Grenze des Machbaren verlegt. Im Vergleich zur GeForce GTX 1080 Founders Edition erscheinen 300 Watt und mehr zuerst viel, im Vergleich zu ausgewählten Partnerkarten relativiert sich das Bild. Dass AMD mit Vega an die Effizienz von Pascal heran kommt, erscheint zwar weiterhin unwahrscheinlich, ausgeschlossen ist es aber noch nicht.