Toshiba Memory: Japanisches Konsortium soll den Zuschlag erhalten
Toshiba hat heute bekannt gegeben, welche Bietergruppe den Zuschlag für den Kauf der Speichersparte des angeschlagenen Konzerns erhalten soll. Als „bevorzugter Bieter“ wurde das Konsortium aus Innovation Network Corporation of Japan (INCJ), Bain Capital Private Equity LP und der Development Bank of Japan auserkoren.
Damit haben die Gerüchte um den Favoriten im Tauziehen um das begehrte Speichergeschäft von Toshiba zumindest vorerst ein Ende. Japanische Medien hatten im Vorfeld berichtet, dass INCJ und eine US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft zusammen mit dem Speicherhersteller SK Hynix das Rennen machen würden. In der offiziellen Ankündigung (PDF) von Toshiba fehlt SK Hynix nun jedoch.
Nicht der Preis allein entscheidet
Aus Sicht von Toshiba biete das Konsortium das beste Angebot, wobei dies nicht allein auf den nicht enthüllten Kaufpreis bezogen ist. Auch Punkte wie den Erhalt der Technik im eigenen Land, die Gewissheit eines Abschlusses und die Weiterbeschäftigung der Arbeitnehmer hätten bei der Wahl eine Rolle gespielt. Bei den beiden japanischen Firmen und der US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft stimmt also das Gesamtpaket.
Entscheidung in einer Woche
Letztlich ist der Verkauf aber noch nicht in trockenen Tüchern. Erst am 28. Juni soll im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Aktionäre eine endgültige Vereinbarung getroffen werden, „die beide Seiten zufriedenstellt“. Die Abwicklung des Geschäfts könne bis März 2018 dauern. Wie bei Übernahmen dieses Kalibers üblich müssen Regulierungsbehörden zustimmen.
Ein Schlag ins Gesicht für Western Digital
Für Western Digital kommt der Entschluss wie ein Schlag ins Gesicht. Toshibas Partner, der fast die Hälfte an der gemeinsamen NAND-Flash-Produktion hält, hatte zuvor bereits rechtliche Schritte eingeleitet, um einen Verkauf an Dritte zu verhindern. Aufgrund der gestrigen Berichte aus Japan hatte Western Digital in einer Stellungnahme Toshibas Entschluss mit deutlichen Worten kritisiert. Dort war ebenso noch von SK Hynix als Mitbieter die Rede.
Toshiba Corporation has no right to transfer its JV interests to a third party without SanDisk’s consent. SanDisk has not given its consent to any transaction, and will continue to protect its JV interests and preserve its rights through both its request for injunctive relief and the arbitration process.
Western Digital
Kaufpreis noch nicht enthüllt
Wie hoch das Gebot des auserwählten Konsortiums aus Japan und den USA ausgefallen ist, hat Toshiba noch nicht verraten. Der Konzern hatte zuletzt einen Kaufpreis von 2 Billionen Yen (rund 16 Milliarden Euro) verlangt. Broadcom und Silver Lake sollen sogar 2,2 Billionen Yen geboten haben. Eine weitere Bietergruppe bildete der Auftragsfertiger Foxconn mit Rückendeckung von Apple, Dell und Kingston.
Nach bisher unbestätigten Informationen von Reuters verhandeln das Japanische Handelsministerium und Western Digital über einen möglichen Beitritt des US-Konzerns zum nun von Toshiba bevorzugten Konsortium. Dies könnte eine Möglichkeit sein, den Rechtsstreit zwischen Toshiba und Western Digital aus dem Weg zu schaffen. Das Konsortium habe Toshiba gesagt, dass es die Speichersparte erst übernehmen wolle, wenn der rechtliche Konflikt beigelegt ist.
Auch wenn Toshiba SK Hynix mit keiner Silbe erwähnt hat, fällt auch in dem Reuters-Bericht der Name: SK Hynix und die Mitsubishi UFJ Financial Group sollen sich an der Finanzierung des geplanten Deals beteiligen.