Amazon Fire 7 Kids Edition im Test: Tablet für Kinder (unter elektronischer Aufsicht)
tl;dr: Mit der Kids Edition des Fire 7 gibt Amazon Eltern ein solides und gut geschütztes Tablet mit leichten Laufschwächen an die Hand, das mit seinem Content-Angebot für das Kinderzimmer überzeugt. Wer will, kann die Kontrolle des Kindes komplett in FreeTime konfigurieren. Ein zweischneidiges Schwert.
Das macht die Kids Edition aus
Die Kids Edition der neuen Fire 7 und Fire 8 HD unterscheidet sich vom reinen Tablet durch vier Aspekte: Die Garantie auch bei selbstverschuldeter Beschädigung innerhalb von zwei Jahren das Tablet ausgetauscht zu bekommen, die ab Werk beigelegte Schutzhülle und ein Jahr Amazon FreeTime Unlimited kostenlos. FreeTime Unlimted umfasst kuratierte Inhalte wie Bücher, Filme und Apps für Kinder und gibt Eltern die Möglichkeit zur Konfiguration und Überwachung des Nutzungsverhaltens an die Hand.
Spezifikationen im kurzen Überblick
Die neue Amazon Fire 7 Kids Edition basiert auf dem neuen Tablet Fire 7, die internen Eckdaten bleiben gegenüber dem Vorgänger quasi unverändert: Auch die neue Variante verfügt über einen MT8127 von MediaTek mit vier Kernen und 1,3 Gigahertz Taktfrequenz sowie 1 Gigabyte RAM und 16 Gigabyte für eigene Inhalte. Der Speicher ist erneut per SD-Karte erweiterbar. Die Neuauflage ist allerdings etwas dünner und auch leichter.
Die Bedienung des auf Android 5.1 basierenden Fire OS 5.4.0.0 verläuft flüssig, Ruckler waren während des Tests nicht zu beobachten. Die technische Grundlage reicht für Gelegenheitsspiele à la „Temple Run“ mehr als aus, bei fordernden 3D-Spielen kommt der verbaute Prozessor aber schnell aus dem Tritt.
Helleres, aber immer noch gering auflösendes Display
Änderungen fallen beim Display auf, das zwar nach wie vor mit lediglich 1.024 × 600 Pixel auflöst, in Sachen Leuchtkraft aber zugelegt hat: Während der Vorgänger noch eine geringe maximale Helligkeit von 259 cd/m² aufwies, beträgt sie in der neuen Variante 334 cd/m². Von der Erhöhung profitiert der immer noch geringe Kontrast, der mit 927:1 statt vormals 893:1 auf vergleichbarem Niveau liegt. Damit kann das Fire 7 dem nun ebenfalls als Kids Edition erhältlichen großen Bruder Fire 8 HD, der für einen Test nicht zur Verfügung stand, nicht das Wasser reichen: Mit 480 cd/m² und 1.021:1 ist dessen Display nochmal heller und kontrastreicher.
Mittelmäßige Akkulaufzeit
Laut Amazon soll sich die Akkulaufzeit beim Fire 7 gegenüber dem Vorgänger um über eine auf nun acht Stunden erhöht haben. Bei einer gemischten Nutzung von Lesen, Spielen, Videos und Surfen kommt Amazon der Realität recht nahe, beim reinen Schauen von Videos streicht das Tablet jedoch nach nicht einmal fünf Stunden die Segel.
Stabile Verarbeitung trifft auf konservatives Design
Die Verarbeitung ist – am Einstiegspreis von 55 Euro für das einzelne Fire 7 gemessen – gut, das Tablet ist stabil und lässt sich selbst mit größerem Kraftaufwand nicht verbiegen. Optisch macht das Fire 7 klar: Ich bin mehr funktional denn hübsch.
Da Amazon die oben liegenden Taster und Anschlüsse in ihren Positionen leicht verändert hat, lassen sich Schutzhüllen des Vorgängers nicht weiterverwenden. Die Taster liegen etwas wackelig im Gehäuse, bieten aber dennoch gute Druckpunkte.
Schützende Hülle bei der Kids Edition inbegriffen
Die sich in der Kids Edition um das Tablet legende Schutzhülle ist aus weichem Kunststoff gefertigt und soll das Tablet vor Beschädigungen durch Herunterfallen und Ähnlichem schützen. Durch die Wulst an den Rändern lässt sich das Tablet auch mit kleineren Kinderhänden gut greifen, die rückseitige Struktur verhindert ein Wegrutschen auf glatten Oberflächen.
Durch die Löcher am oberen Rand sind die Taster zumindest für Kinderfinger leicht erreichbar, Erwachsene können je nach Handgröße Probleme bekommen. Für das Einlegen einer Speicherkarte im microSD-Format muss das Tablet jedoch aus der Hülle genommen werden. Kleines Manko: Der unten rechts angebrachte Mono-Lautsprecher wird von der Hülle trotz einer kleineren Aussparung fast verdeckt, dementsprechend hört sich der ansonsten schon dumpfe Ton noch einmal dumpfer an. Um das eigentliche Display herum sind die Ecken angeschrägt, sodass eine Bedienung des Tablets uneingeschränkt möglich ist.
Die Schutzhülle ist ist ebenso einzeln erhältlich, Besitzer eines Fire 7 können somit das Tablet für 25 Euro zumindest äußerlich in eine Kids Edition verwandeln. Ähnlich anmutende Hüllen sind zudem bereits für 10 bis 15 Euro beim Online-Händler von anderen Herstellern zu beziehen.
2-Megapixel-Kamera für sehr geringe Ansprüche
Die rückseitige Kamera ist bei einer Auflösung von gerade einmal zwei Megapixel qualitativ nur für Schnappschüsse zu gebrauchen, kleine Kinder dürften sich daran jedoch nicht stören. Die in Front verbaute Kamera eignet sich gerade noch für Videochats, das war es dann aber auch schon.
Sorglos-Garantie und Content-Flat FreeTime
Der eigentliche Mehrwert der Kids Edition gegenüber den normalen Varianten der Fire-Tablets besteht neben der Schutzhülle zunächst aus der sogenannten „Sorglos-Garantie“, in deren Rahmen Amazon in einem Zeitraum von zwei Jahren ab Kaufdatum das Tablet selbst bei eigenverschuldeten Beschädigungen austauscht. Das lässt sich der Online-Händler aber auch mit barer Münze bezahlen, denn mit einem Einstiegspreis von 120 Euro ist die Kids-Edition rund doppelt so teuer wie ein normales Fire 7. Einmal fatal Runterwerfen gibt es beim Kauf der Standardversion quasi auch.
FreeTime Unlimited im ersten Jahr kostenlos
Neben der Hülle sowie Garantie beinhaltet das Paket noch die kostenlose Nutzung von FreeTime Unlimited für ein Jahr. Bei FreeTime Unlimited handelt es sich um eine von Amazon kuratierte Content-Flatrate für Kinder, zu der neben Spielen und anderen Applikationen auch Bücher sowie Filme und Serien gehören. Insgesamt bietet der Dienst nach Angaben von Amazon über 10.000 Titel, welche sich vornehmlich an Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren richten. Amazon orientiert sich bei der Alterseinordnung zwar weitestgehend an den bekannten FSK-Freigaben, bringt aber teilweise auch eigene Maßstäbe mit ein, in die auch Rückmeldungen von Eltern einfließen. Darüber hinaus werden FreeTime-Inhalte grundsätzlich ohne Werbung und In-App-Käufe dargeboten. Eltern können über FreeTime das Nutzungsverhalten der Kinder einschränken und auch überwachen.
Außerhalb des ersten kostenlosen Jahres schlägt FreeTime Unlimited für ein Kind in einer Prime-Mitgliedschaft mit 3 Euro monatlich zu Buche, für normale Nutzer steigt der Preis auf 5 Euro an. Bei mehreren Kindern kann auch ein größeres Paket gewählt werden, welches die Aufsicht über bis zu vier Zöglinge ermöglicht. Hier werden 7 Euro beziehungsweise 10 Euro fällig. FreeTime Unlimited kann auch auf herkömmlichen Fire-Tablets verwendet werden, hier können Eltern das Angebot zunächst 30 Tage kostenlos testen.
Tücken in der Einrichtung von FreeTime
Nach den grundlegenden Einstellungen wie der WLAN-Verbindung und des Amazon-Kontos können dem System bis zu vier Kinder- und zwei Erwachsenen-Profile hinzugefügt werden. Bei Kindern kann zwischen zwei Kontentypen (FreeTime für Kinder bis zu 10 Jahren oder das Teen-Profil für Kinder ab 11 Jahren) gewählt werden, die sich vor allem in den angebotenen Inhalten unterscheiden. Im Anschluss können Eltern bereits bezogene Inhalte für die Nutzung ihrer Kinder freigeben, bevor das Erwachsenen-Profil noch mit einem PIN-Code oder einem Passwort versehen werden muss, um den Zugriff durch Kinder zu verhindern.
Das Dashboard: Die Kontrollzentrale für Eltern
Die Grundlage des Kids-Konzeptes bildet das Dashboard, in dem Eltern vielerlei Regeln getrennt für Wochentage und für das Wochenende festlegen können, um die Nutzung des Tablets durch ihre Sprösslinge zu kontrollieren oder an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. So lässt sich mit dem etwas irreführenden Begriff „Schlafenszeit“ die generelle Nutzungszeit innerhalb eines Start- sowie Endzeitpunktes festlegen. Gleichzeitig kann eine Gesamtzeit für die Aktivitäten gewählt oder explizit festgelegt werden, wie lange Bücher gelesen, Videos angeschaut oder Apps genutzt werden dürfen. Auch das Festlegen von gewissen Aktivitäten, hier als „Lernziele“ deklariert, ist möglich – samt Einstellung, ob bis zu deren Erfüllung alle Unterhaltungsangebote deaktiviert bleiben sollen.
Wird das Tablet vorrangig zum Lesen von Inhalten verwendet, sollten Eltern darüber nachdenken, ob für die Kinderaugen ein reiner E-Book-Reader nicht die bessere Wahl wäre. Auf den eigenen Kindle-Lesegeräten bietet Amazon den FreeTime-Dienst ebenfalls an.
Lerninhalte und Unterhaltung
Amazon unterteilt das eigene Angebot in Lerninhalte und Unterhaltung, wobei hier noch einmal separiert wird: Bücher werden unabhängig des eigentlichen Inhalts generell als Lerninhalte angesehen, da Kinder durch diese zum Lesen animiert werden sollen. Videos und Apps gelten hingegen als Lerninhalte, wenn diese ein ausdrückliches Bildungsziel sowie bestimmte Kompetenzen fördern. So kann ein Spiel, dessen Inhalte hauptsächlich aus Rechnen besteht, durchaus als Lern-App geführt werden. Die Nutzung des Internets über den Browser gilt hingegen grundsätzlich als Unterhaltung.
Die Aktivitäten können jederzeit über das jeweilige Amazon-Konto auf anderen Tablets, auf denen ebenfalls FreeTime installiert ist, oder im Browser verfolgt werden. Für mittlerweile über 500 Titel bietet FreeTime Eltern zudem weiterführende „Gesprächsideen“, mit welchen diese zusammen mit ihren Kindern das Gesehene oder Gehörte weiter vertiefen können. Auch werden Ideen unterbreitet, was Kinder außerhalb des digitalen Angebotes zum gewählten Thema machen können, darunter zum Beispiel Bastelvorschläge. Die Anzahl der unterstützten Inhalte wird von einem eigens dafür gegründeten Team von Amazon ständig erweitert. Die Gesprächsideen sind aktuell jedoch lediglich per Browser abrufbar.
Weitere Kontrollmöglichkeiten mit kleinen Fehlern
Auch über das Dashboard hinaus erhalten Eltern eine Fülle von Kontrollmöglichkeiten. Mit dem FreeTime-Webbrowser kann zum Beispiel der Zugriff auf vorher festgelegte Webseiten und Videos beschränkt werden, oder Eltern überlassen es Amazon, für eine altersgerechte Auswahl zu sorgen. Darüber hinaus können Eltern über den Browser-Verlauf kontrollieren, welche Webseiten oder Videos der Sprössling angesteuert hat.
Das System funktioniert jedoch nicht immer zuverlässig. So wird im Test die Webseite der „Sendung mit der Maus“ in den Einstellungen zwar als bereits registrierte Seite angezeigt (womit diese nicht erneut freigegeben werden kann), der Zugriff im FreeTime-Browser jedoch verweigert. Auch dem Heraufsetzen des Alters folgt keine Änderung.
Einfluss auf fast alle Bereiche
Auch auf die Kamera besitzen Eltern Einfluss: Die Möglichkeiten reichen von einer generellen Deaktivierung bis hin zu einem automatischen Hochladen der aufgenommenen Bilder zu einem Prime-Photo-Account.
Einem Teilen der Bilder über soziale Netzwerke schiebt Amazon einen Riegel vor, überhaupt können die Bilder im Kinderprofil aufgrund der strikten Einschränkungen nicht so einfach vom Tablet kopiert werden.