Amazon Fire 7 Kids Edition im Test: Tablet für Kinder (unter elektronischer Aufsicht)

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Michael Schäfer
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Viele Inhalte mit wenig Übersicht

Ist der Kind-Account lediglich mit einem kostenlosen FreeTime-Tarif verknüpft, müssen sich Eltern selbst um Inhalte für ihre Sprösslinge kümmern. Dabei erkennt das System bereits installierte Applikationen und zeigt die als kinderfreundlich eingestuften zunächst in einer entsprechenden Übersicht an. Dass Eltern diesen Vorschlägen nicht uneingeschränkt trauen sollten, wird im Test deutlich: So wird das Spiel „Real Racing 3“ von Electronic Arts oder das bekannte „Temple Run“ als kinderfreundlich eingestuft, während die App der „Sendung mit der Maus“ nicht aufgeführt wird.

Weitere Inhalte lassen sich in den Unterbereichen Bücher, Videos sowie Spiele & Apps auf gleiche Art und Weise hinzufügen.

Reichhaltige Filtermöglichkeiten für Inhalte und seltsame Einstufungen von Amazon
Reichhaltige Filtermöglichkeiten für Inhalte und seltsame Einstufungen von Amazon

Bei einem FreeTime-Unlimited-Abonnement erhält der Nachwuchs selbst Zugriff auf zahlreiche kuratierte Applikationen und Inhalte. Über sogenannte „Intelligente Filter“ können Eltern für eine genauere Auswahl einen Altersbereich angeben, an welchem sich das System orientieren soll. Ist dieser deaktiviert, wird das komplette Aufgebot des Altersbereichs von 2 bis 13 Jahren angezeigt.

Schwächen im Bewertungssystem

Auch hier zeigt das Bewertungssystem von Amazon deutliche Schwächen: Warum für ein fünfjähriges Kind Spiele wie „Aircraft Carrier“ oder „Monument Valley“ geeignet sein sollen, weiß nur das Unternehmen selbst.

Unübersichtliche App-Übersicht mit seltsamer Auswahl
Unübersichtliche App-Übersicht mit seltsamer Auswahl

Kleiner Wermutstropfen des Dienstes: Ein Hinzufügen von Inhalten aus Prime Instant Video ist nicht möglich, viele der dort angebotenen Kinderfilme sowie -Serien sind aber auch unter FreeTime Unlimited abrufbar.

Kindgerechte Oberfläche

Kinder erhalten für ihre eigenen Aktivitäten ein eigenes Nutzerprofil samt leicht bedienbarer Oberfläche, über die sie lediglich Zugriff auf die freigegebenen Inhalte besitzen. Ein Zugriff auf den App Store von Amazon lässt das System generell nicht zu – Eltern brauchen sich also keine Gedanken darum zu machen, dass ihre Sprösslinge einkaufen.

Videos mit vielen Klassikern
Videos mit vielen Klassikern

Großes Angebot, aber unübersichtlich

Die Oberfläche beherbergt mit den Bereichen Startseite, Bücher, Videos, Apps, Figuren und Web, der Aktivierung der Kamera sowie der Suche nur wenige Punkte und wirkt dadurch zunächst sehr übersichtlich. Heruntergeladene Inhalte werden fürderhin über einen Slider auf der Startseite angezeigt, was ab einer gewissen Anzahl an Titeln jedoch schnell unübersichtlich werden kann. Somit wäre eine weitere Unterteilung in Unterkategorien ratsam, die schiere Flut an Inhalten kann Kinder schnell überfordern. Zudem können bestimmte Titel nur schwer wiedergefunden werden. Bei den Büchern hätte so zum Beispiel eine separate Auflistung der Bilderbücher, Comics sowie Lesebücher mehr Sinn ergeben und für eine bessere Übersicht gesorgt. Die Kritik lässt sich auch auf die anderen Bereiche übertragen.

Bei den Applikationen ist zudem zu kritisieren, dass viele Spiele sowie manche Lernsoftware nur in englischer Sprache verfügbar sind – womit die Angabe der Titelanzahl für deutsche Kunden seitens Amazon zu einer kleinen Mogelpackung wird.

„Figuren“ listet viele Themenbereiche auf
„Figuren“ listet viele Themenbereiche auf

Die Bezeichnung des Bereichs „Figuren“ ist etwas unglücklich gewählt. Hier erhält der Nutzer nicht nur eine kurze Auflistung bekannter Figuren wie Feuerwehrmann Sam, Capt'n Sharky oder Benjamin Blümchen, was das Auffinden entsprechender Inhalte deutlich vereinfacht, sondern auch einzelne Themenbereiche wie Ernährung, Tiere, Freundschaft oder Natur – um nur einige zu nennen.

Fazit

Das Amazon Fire 7 bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zwar besitzt es mit geringer Auflösung, einem mittelmäßigem Prozessor sowie nur 1 Gigabyte Arbeitsspeicher nur unspektakuläre Eckdaten, viel mehr kann man für einen Einzelpreis von rund 55 Euro, den Prime-Mitglieder zahlen, aber auch nicht erwarten. Dafür stimmen sowohl Verarbeitung als auch die Helligkeit des Displays und die Bedienung geht ohne Ruckler von der Hand.

Faires Angebot

Auch die Kids Edition ist mit 120 Euro inklusive Schutzhülle, FreeTime Unlimited für ein Jahr kostenlos sowie dem sofortigen Austausch des Tablets auch bei Eigenverschulden ein faires Angebot. Allerdings sollten Eltern im Zweifel zum 20 Euro teureren Fire 8 HD in gleicher Variante ausweichen. das größere Display und die etwas höhere Auflösung von 1.280 × 800 Bildpunkten sind auch für Kinderaugen sinnvoller. Der mit 1,5 Gigabyte geringfügig höhere Arbeitsspeicher und die 32 Gigabyte für eigene Inhalte sprechen ebenfalls für das höherpreisige Angebot.

Das Angebot hinter FreeTime Unlimited weiß insgesamt zu überzeugen, auch wenn Amazon hier und da noch Feinarbeit leisten muss. Eine genauere Unterteilung für eine bessere Übersicht der Inhalte, dem Alter falsch zugeordnete Spiele sowie zu viele Apps in englischer Sprache sind klare Verbesserungspunkte.

Wie viel Kontrolle braucht ein Kind?

Einen weiteren Aspekt von FreeTime sollten sich Eltern genau überlegen. Der Dienst bietet viele Möglichkeiten für Eltern, die Aktivitäten ihrer Kinder zu beobachten, um so besondere Interessen erkennen zu können, und auch die On-Zeiten, die Nutzungszeit bestimmter Inhalte sowie die Verknüpfung von Lernzielen mit Belohnungen klingen verlockend. Zur für das Kind nicht sichtbaren Totalüberwachung im Austausch gegen die persönliche Aufsicht ist es da aber nicht mehr weit.

Amazon Fire 7 Kids Edition
05.07.2017
  • helles Display
  • stabiles Gehäuse
  • gute Schutzhülle
  • gutes Service-Paket
  • gutes Angebot von Inhalten
  • geringe Auflösung
  • Akkuleistung
  • oftmals grenzwertige Allterseinstufungen von Inhalten
  • übermäßige Kontrolle durch FreeTime möglich

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