„Bitcoin Cash“: Bitcoin vor der Spaltung? Hard Fork kommt!
Am 1. August versucht eine Gruppe um Bitcoin ABC mit „Bitcoin Cash“ eine Altcoin zu Bitcoin mittels einer UAHF zu etablieren. Damit stünde eine Fork der Blockchain unmittelbar bevor. Dem Unterfangen werden durchaus Erfolgsaussichten bescheinigt.
SegWit2x und die Soft Fork
Bitcoin hat die Hard Fork gut überstanden
Vor der Hard Fork von Bitcoin vor einer knappen Woche war die Aufregung um Bitcoin Cash groß. Die einen befürchteten negative Auswirkungen auf Bitcoin selbst, die anderen wollten mit der Altcoin einen schnellen Euro machen und trieben so die Kurse von Bitcoin kurz vor der Gabelung in die Höhe.
Mittlerweile haben sich einige interessante Entwicklungen aufgetan. Erstens: Bitcoin erfreut sich bester Gesundheit. Zwar verlor die Kryptowährung direkt nach der Spaltung etwas an Wert, vor allem seit Samstag konnte sie aber deutlich zulegen und erreichte mit fast 2.800 Euro gar einen noch nie dagewesenen Höchstwert.
Zweitens: Bitcoin Cash existiert. Die Hard Fork wurde erfolgreich durchgeführt und Bitcoin Cash kann sich aktuell weiter halten. Direkt nach dem Start am vergangenen Dienstag stieg der Kurs sogar deutlich an und erreichte kurzzeitig über 500 Euro, sank dann im Laufe der Woche aber auf um die 200 Euro, um zuletzt wieder leicht zuzulegen. Der hohe anfängliche Kurs lässt sich wohl vor allem durch die mangelnden Möglichkeiten, die Münzen zu tauschen, erklären.
Trotzdem: Mit einer Marktkapitalisierung von 3,5 Milliarden Euro und einem Handelsvolumen von über 130 Millionen (24 Stunden, Stand 7. August, Daten von CoinMarketCap) kann sich die Altcoin durchaus sehen lassen. Damit belegt sie Platz vier bzw. drei hinter Bitcoin selbst, Ethereum (und Ripple).
Holpriger Start
Der Start von Bitcoin Cash verlief durchaus etwas holprig. Geplant war die Umstellung für den 1. August um 14:20 Uhr. Tatsächlich begann die Arbeit an einem reinen Cash-Block wohl um 14:37 Uhr. Der letzte gemeinsame Block von Bitcoin und Bitcoin Cash war Nummer 478558, dieser wurde um 15:16 Uhr fertiggestellt.
Der erste Block von Bitcoin Cash, 478559, wurde erst um 20:12 Uhr fertiggestellt, also fünf Stunden nach dem letzten gemeinsamen. Er wurde von ViaBTC gemint und enthielt 6.985 Transaktionen bei einer Größe von 1.915 Kilobyte. Danach beschleunigte sich die Blockerstellung etwas, aktuell werden alle 10 bis 40 Minuten neue Blöcke generiert. Das System scheint so weit stabil. Bitcoin Cash liegt bereits über 700 Blöcke hinter Bitcoin zurück (478732 zu 479468), hat allerdings in dieser Zeit auch über 700 MB mehr an Blockkettendaten generiert. Mehrere Transaktionsblöcke waren bereits größer als 4 MB. (Siehe auch Cash.Coin.Dance.)
Die Schwierigkeit der Berechnungen hat sich aktuell auf 17 Prozent der Originalkette eingestellt, trotzdem ist es immer noch erträglicher, Bitcoin selbst und nicht Bitcoin Cash zu minen. Die Hashrate liegt bei der Hauptwährung auch weiterhin bei hohen 5,6 Exahashes in der Sekunde. Bei Bitcoin Cash sind es 470 Petahashes, also weniger als 10 Prozent des ursprünglichen Wertes. Die weitere Entwicklung und vor allem das Verhalten der Miner bleibt spannend. Es gibt gar Gerüchte, dass ein Mining-Pool versucht, die Schwierigkeitsanpassung von Bitcoin Cash nach unten zu verhindern.
Übrig bleibt noch die Feststellung, dass praktisch alle Kryptowährungen abhängig von Bitcoin bzw. dem Kurs des Kryptogeldes sind. Steigt Bitcoin, steigen in der Regel auch Ethereum, Litecoin, Ripple und Co. Ethereum ist seit dem Anstieg von Bitcoin so auch wieder auf 220 Euro angestiegen. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Altcoins also nur als Verlängerungen von Bitcoin zu sehen.
Bereits vor einer Woche hatte ComputerBase über Bitcoin-SegWit2x berichtet. Dabei ging es um die Optimierung der Blockchain, die die Sicherheit und Geschwindigkeit des Systems erhöhen soll. Zwar ist das System noch nicht integriert, die Umstellung dürfte allerdings im August problemlos über die Bühne gehen, da bereits jetzt Miner nur noch Blöcke erstellen, die mit einer Markierung zur Unterstützung der neuen Regeln versehen sind. Eine Aktualisierung der Software, die für die Betreibung des Bitcoin-Netzwerkes nötig ist, ist dabei zunächst nicht zwingend erforderlich, da es sich bei der Umstellung um eine Soft Fork und keine Hard Fork handelt.
Wäre die Signalgebung zur SegWit-Umstellung für Bitcoin nicht bereits jetzt durch die Miner gegeben und eine Umstellung im August damit problemlos möglich, wäre der 1. August ein wichtiger Stichtag gewesen, um die neuen Regeln durch wichtige Knotenpunkte wie Wechselbörsen und Wallet-Anbieter zu erzwingen. Die Gefahr der Gabelung ist also zumindest hier gebannt.
Allerdings gibt es eine kleine Gruppe rund um die Software-Entwickler Bitcoin ABC und Miner ViaBTC, die mit der Entwicklung rund um SegWit2x nicht zufrieden sind. Grund: Durch Segregated Witness wird die Blockgröße durch einen Trick zwar effektiv vergrößert, Bitcoin Cash möchte aber noch deutlich weiter gehen und Blocks von 8 MB erstellen. Dafür ist zwingend neue Software erforderlich. Der Stichtag ist wiederum der 1. August, an dem eine Hard Fork (genauer eine User Activated Hard Fork, UAHF) erzwungen werden soll. Das Ergebnis wären dann zwei Währungen, einmal Bitcoin (Classic) und Bitcoin Cash – Verwechslungsgefahr eingeschlossen.
Hard Fork kommt in jedem Fall
Bei einer Fork handelt es sich um eine Gabelung in der Blockchain einer Kryptowährung. Werden beide Ketten aufrecht erhalten, erhält man als Ergebnis zwei Kryptowährungen. Bei Ethereum ist dies beispielsweise genau so passiert. Hier gibt es einmal Ethereum und Ethereum Classic. Gabelungen werden dadurch hervorgerufen, dass bestimmte Regeln für die Verifizierung eines Blocks gelockert oder verschärft werden, aber nicht alle Miner und andere Nutzer den neuen Regeln folgen.
Mit Bitcoin Cash gibt es nun den Plan, am 1. August eine Hard Fork durchzuführen. Hard Fork deswegen, weil zwingend ein Software-Update erforderlich ist, da die Blockgröße deutlich erhöht werden soll und damit Blocks gültig würden, die vorher als ungültig zurückgewiesen worden wären. Das entspricht einer Lockerung der Regeln.
Soft Fork | Hard Fork |
---|---|
Verschärfung der Regeln | Lockerung der Regeln |
Rückwärtskompatibel | Nicht rückwärtskompatibel |
Gabelung in Kette mit alten Regeln und Kette, die alte und neue, strengere Regeln erfüllt | Gabelung in Kette mit alten Regeln und Kette mit neuen, lockereren Regeln |
Kette mit alten Regeln stirbt aus, Kette, die neue und alte Regeln akzeptiert, setzt sich durch. | Kette mit alten Regeln stirbt aus, Kette mit neuen Regeln setzt sich durch |
Nutzer müssen dadurch nicht aktualisieren. | Nutzer müssen aktualisieren. |
Hashing-Power wird zur Durchsetzung benötigt. | Hashing-Power wird zur Durchsetzung benötigt. |
UAHF am 1. August
Am 1. August um 12:20 p.m. UTC (14:20 Uhr deutsche Ortszeit) soll die Gabelung der Bitcoin-Blockchain erfolgen und damit eine alternative Kryptowährung erzeugt werden: Bitcoin Cash. Ob das Vorhaben tatsächlich durchgeführt und auch von Erfolg gekrönt wird, lässt sich schlecht abschätzen. Das zahlreiche Handelsplattformen die neue Währung aber aufnehmen möchten, spricht für einen möglichen Erfolg. In jedem Fall würden alle Bitcoin-Besitzer im Endeffekt auch über denselben Betrag an Bitcoin-Cash-Münzen verfügen, solange sie im Besitz ihrer privaten Schlüssel sind (mehr dazu weiter unten).
Sind in der eigenen Wallet also fünf Bitcoins gesichert, würde man nach der Gabelung nun auch fünf Bitcoin-Cash-Tokens zur Verfügung haben, da beide Währungen ja bis zum Punkt der Gabelung über dieselbe Blockchain verfügen. Damit verdoppelt sich freilich nicht der Wert des eigenen Kontos. Selbst bei Erfolg dürfte Bitcoin Cash zunächst deutlich weniger wert sein und der Kurs von Bitcoin selbst erst einmal fallen.
Datum | Ereignis | Anmerkungen |
---|---|---|
21. Juli | BIP91 Lock-in | |
23. Juli | BIP91‑Aktivierung | Konkret bedeutet die Aktivierung, dass nur noch Blocks akzeptiert werden, die ihre Unterstützung für SegWit bzw. BIP141 erklären. Die tatsächliche Nutzung von SegWit findet erst später statt. |
1. August, 14:20 Uhr | Launch von Bitcoin ABC | Die Bitcoin-Version würde auf SegWit verzichten, allerdings die Blockgröße deutlich erhöhen. |
9. August | SegWit-Lock-In | SegWit wird eingeloggt. |
21. August | Tatsächliche Aktivierung von SegWit | Im Vorfeld ging es nur um die Unterstützung, erst später erfolgt die tatsächliche Umstellung. Der Übergang sollte allerdings problemlos vonstattengehen, weil BIP91 mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde. |
November bis Dezember | SegWit2x-Hard-Fork | In diesem Zeitraum sollte es die angekündigte Hard Fork geben, die Blocks größer als 1 MB auch für Nicht-Witness-Daten erlaubt. Nicht alle unterstützen diesen Vorschlag. |
Bitcoin Cash
Das Ziel von Bitcoin Cash ist es, die Transaktionskapazität der Blockchain deutlich zu erhöhen und die Dauer auf wenige Sekunden zu begrenzen. Das wäre in der Tat ein Vorteil gegenüber der klassischen Bitcoin. Bitcoin und das angestrebte Bitcoin Cash unterscheiden sich allerdings nicht nur hinsichtlich der SegWit-Unterstützung und der Blockgröße, sondern weisen auch noch weitere Unterschiede auf.
Bitcoin Cash wird aktuell mit einem Wert von 333 US-Dollar gehandelt. Dieser ist allerdings noch nicht sonderlich aussagekräftig, da erst zwei Plattformen auf CoinMarketCap gelistet sind, die die Altcoin überhaupt führen. Ein tatsächlicher Handelswert wird sich erst über die Zeit herausstellen, falls sich Bitcoin Cash überhaupt durchsetzen kann.
Unterschiede zu Bitcoin
Die Blockgröße von Bitcoin Cash soll auf sehr großzügige 8 MB erhöht werden. Bitcoin mit SegWit kommt hier auf maximal 4 MB, in der Realität wohl auf eher um 2 MB. Damit könnten Transaktionen deutlich schneller (und günstiger) durchgeführt werden. Nötig ist dafür aber eine bereits angesprochene neue Software und eine harte Gabelung. SegWit wird von Bitcoin Cash hingegen nicht unterstützt.
Damit es keine Probleme bei der Ko-Existenz beider Ketten gibt, sind die Bitcoin-Cash-Transaktionen mit einer neuen Markierung „SIGHASH_FORKID“ gekennzeichnet. Dies soll sicherstellen, dass Nutzer nach der Gabelung beide Währungen problemlos nutzen und ihre Münzen verwalten können.
Bitcoin Cash ist außerdem ein Versuch, die Verwaltung und Weiterentwicklung der Kryptowährung noch stärker zu dezentralisieren. Denn für Bitcoin gibt es ein Hauptentwicklerteam, welches für Bitcoin Cash wegfallen würde.
Vorsichtsmaßnahmen
Ist man im Besitz von Bitcoins, sollte man einige wichtige Vorkehrungen treffen bzw. Vorsichtsmaßnahmen beachten. Zunächst ist es wichtig, die Token in einer Wallet oder bei einem Dienstleister zu sichern, der Bitcoin Cash unterstützt. Das muss nicht immer der Fall sein. So sind Bitcoins, die beim beliebten Anbieter Coinbase gesichert sind, zwar sicher, man erhält aber explizit keinen equivalenten Betrag an Bitcoin Cash. So kam es bereits zu Verzögerungen bei der Auszahlung von Bitcoin, da viele Nutzer zu einem anderen Anbieter wechseln.
In der Regel gilt, dass vor allem bei Diensten, die den Bitcoin-Account treuhändisch verwalten („Custodial Services“, beispielsweise Handelsplattformen), keine Garantie besteht, dass man auch Bitcoin Cash erhält. Deswegen sollte man sich hier ganz explizit informieren, wie sich der jeweilige Händler bei der Gabelung verhalten wird. Einige Anbieter haben bereits erklärt, dass sie die neue Währung unterstützen wollen, so beispielsweise die Handelsplattform Kraken.
On August 1 2017 at 12:20 pm UTC a small community of Bitcoin users is planning a hard fork from Bitcoin to an alternative protocol called “Bitcoin Cash” (BCH). Bitcoin Cash is expected to be a minority chain, with the vast majority of the Bitcoin community remaining on the chain that activates Segregated Witness and, later on, a possible increase to 2MB blocks.
Although the Bitcoin Cash fork is expected to be minor, it may be successful. Provided that unforeseen circumstances do not make it prohibitively unsafe or difficult for us to do so, Kraken will support Bitcoin Cash.
Kraken
Sind die Bitcoins in einer Wallet gesichert, sollte man sicherstellen, dass man über sämtliche öffentlichen und privaten Keys des Kontos verfügt. Das ist immer der Fall, wenn man über die Seed-Key-Phrase verfügt (meist 12 Worte), beispielsweise bei Blockchain und BTC.com, BitPay oder Mycelium. Wird für die Durchführung von Transaktionen auf ein Multi-Signatur-Konto zurückgegriffen, ist es wichtig, dass man im Zweifelsfall mindestens über zwei der Signaturen verfügen kann, um selbstständig Transaktionen durchführen zu können und Zugriff auf Bitcoin Cash zu erhalten. In jedem Fall sollte man sich informieren, ob der genutzte Dienst Bitcoin Cash offiziell unterstützt und eventuell sogar ein Tool anbietet, um ein neues Wallet für Bitcoin Cash zu erstellen. So hat der Hersteller des beliebten Wallets GreenAddress bereits angekündigt, dass man wohl nicht oder zumindest nicht so einfach an Bitcoin-Cash-Tokens kommt, während BitGo ein entsprechendes Tool anbieten möchte.
If such fork were executed in a supportable way (see below), and there were sufficient customer and market demand for the new coin, we would add support via our API as soon as technically possible.
BitGo
So oder so gilt: Bitcoin Cash ist kein zusätzliches, geschenktes Geld, welches Nutzer einfach so erhalten. Es ist gut vorstellbar, dass der Kurs beider Währungen zunächst einmal deutlich fallen wird (sollte sich Bitcoin Cash überhaupt etablieren). Gut möglich ist auch, dass viele Nutzer ihre neu erhaltenen Bitcoin-Cash-Token direkt verkaufen, um einen Gewinn zu erzielen. Dies könnte den Kurs noch einmal deutlich nach unten drücken und unter Umständen auch die Existenz der alternativen Blockchain bedrohen, wenn sich das Mining nicht mehr lohnt.
Es versteht sich von selbst, dass man während und nach der Gabelung keine Transaktionen durchführen sollte. In jedem Fall sollten Interessierte nach der Gabelung auch zunächst die Füße stillhalten, abwarten, wie sich die Kurse entwickeln und Bitcoin Cash erst später nutzen, wenn sich die Kette etabliert hat und Wallet-Anbieter Tools anbieten, um komfortabel aus einem Account zwei zu machen. Zusätzlich sollte man auf Bauernfängerei gefasst sein. So ist es denkbar, dass zwielichtige Händler Bitcoins zu einem Discount anbieten, dann allerdings „lediglich“ Bitcoin Cash verkaufen.
Aussicht
Es ist nahezu unmöglich, die weitere Entwicklung von Bitcoin und Bitcoin Cash vorherzusehen. So ist es zunächst einmal nicht klar, ob sich Bitcoin Cash überhaupt etablieren kann. Dafür müssten genügend Miner in der neuen Blockchain schürfen und Nutzer überhaupt ein Interesse an der Altcoin zeigen. Zumindest was Handelsplattformen betrifft, kann sich Bitcoin Cash bereits jetzt einer großen Unterstützung erfreuen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels stieg der Kurs von Bitcoin in den vergangenen 24 Stunden deutlich an. Die Währung ist dabei wieder etwas näher an der Schallmauer von 2.400 Euro. Es ist sicherlich vorstellbar, dass aktuell viele Nutzer Bitcoins kaufen, um Bitcoin Cash am morgigen Dienstag sofort wieder abzustoßen und so einen Gewinn einzufahren. Dadurch könnte der Kurs von Bitcoin Cash erst einmal deutlich fallen. Wie sich der Kurs von Bitcoin selbst weiterentwickelt, ist noch schwieriger vorherzusagen. So gibt es unterschiedliche Meinungen ob er stark fallen oder relativ stabil bleiben wird. In jedem Fall kann man mit größeren Wartezeiten für Transaktionen und schwankender Hashing-Power rechnen.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.