Breitbandausbau: Landkreise beklagen zu langsamen Internetausbau

Andreas Frischholz
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Breitbandausbau: Landkreise beklagen zu langsamen Internetausbau
Bild: List_84 | CC BY 2.0

Von den aktuellen Fortschritten beim Breitbandausbau ist der Präsident des Deutschen Landkreistages nicht begeistert. Es gehe noch zu langsam voran, außerdem sei es ein Fehler, auf Vectoring zu setzen. Nötig wäre ein direkter Glasfaserausbau.

Das fordert Reinhard Sager, Präsident des Landkreistages, im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gigabit-Netze samt der Glasfaserinfrastruktur wären die Grundlage für die Industrie 4.0 sowie digitale Dienste, die vom Gesundheitswesen bis zur Verwaltung reichen. Das gelte „auch und gerade in den ländlichen Räumen“. Denn: „Ohne diesen Standortfaktor ist eine wirtschaftliche, aber auch sonstige Entwicklung schlicht nicht mehr vorstellbar“, so Sager.

Das Kernproblem: Vectoring

Dass insbesondere der ländliche Raum beim Glasfaserausbau hinten ansteht, bezeichnet er als „digitale Misere“, für die er sowohl die Breitbandstrategie der Bundesregierung als auch die Deutsche Telekom verantwortlich macht. Das Kernproblem: Vectoring.

Für Gigabit-Netze wäre die Technologie nicht geeignet. Sager: „Hat man erst einmal diesen Weg eingeschlagen, wird sich das als Sackgasse entpuppen, weil damit die hohen Übertragungsraten nicht erreichbar sind.

Ob es sich bei Vectoring um eine Sackgassen- oder Brückentechnologie handelt, ist seit langem ein Streitpunkt im deutschen Breitbandmarkt. Die Telekom selbst verteidigt den Einsatz als kostengünstige Alternative, bei der die Glasfaserkabel zumindest bis zu den Kabelverzweigern verlegt werden. Konkurrenten wettern, dass so der Glasfaserausbau auf der Strecke bleibt, nur damit die Telekom weiterhin die veralteten Kupferkabel nutzen kann.

Rosinenpickerei: Probleme mit den Förderprogrammen

Weitere Probleme beim ländlichen Breitbandausbau sieht Sager zudem im „Rosinenpicken“ von Unternehmen wie der Telekom – ein Vorgehen, das die Förderprogramme gefährde. Demnach würden die Unternehmen noch mit dem Ausbau starten, wenn in einem geschlossenen Bereich zuvor schon eine kommunale Planung abgeschlossen und Förderbescheide ausgehändigt worden sind. Für den kompletten Ausbau der Region wäre das „kontraproduktiv“.

Was sich Sager nun wünscht, ist eine verbindliche „Meilenstein“-Planung, die bei den Ausbauankündigungen mit den Förderprogrammen abgestimmt wird. Außerdem sollte es ein Exklusivrecht für Unternehmen geben, die ländliche Regionen ausbauen, die besonders schwer zu versorgen sind.

Zeitlich begrenzt hätten diese Anbieter also eine Art Monopolstellung, was letztlich aber ein wirtschaftlicher Anreiz ist, da sich so Investitionen besser kalkulieren lassen. Die Basis für so ein Modell wäre lediglich ein faires, transparentes und diskriminierungsfreies Vergabeverfahren.

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