Huawei MateBook X im Test: Notebook-Premiere mit Schmelz-Kühlung
tl;dr: Huaweis erstes Notebook setzt auf eine echte Innovation: Die passive Kühlung im MateBook X schmilzt Material in kleinen Kapseln. Im Test funktioniert dieses Prinzip bei kurzen Lastszenarien außerordentlich gut. Eine echte Hürde ist das Touchpad. Und das nicht nur, weil dessen Klick schwergängig ist.
Huawei MateBook X mit Core i5-7200U im Test
Ein Jahr nach dem 2-in-1 MateBook (Test) hat Huawei den nächsten Schritt gewagt: Das MateBook X ist das erste Notebook des chinesischen Herstellers und in Deutschland ab sofort für 1.399 Euro erhältlich.
Alu-Notebook mit Kaby Lake und USB Typ C
Dafür erhält der Kunde ein schlankes Notebook aus Aluminium mit 13,3 Zoll großem 3:2-Display und extrem schmalen Rahmen, Core i5-7200U, 8 GB RAM und 256 GB großer SSD (Modell WT-W09). Die alternative Konfiguration mit Core i7-7500U aber ansonsten identischen Eckdaten (WT-W19) gibt es in Deutschland vorerst nicht. Das Gehäuse ist aus Aluminium gefertigt, zwei Mal USB Typ C und einmal Klinke sind die verfügbaren Anschlüsse. Im An/Aus-Knopf sitzt ein Fingerabdrucksensor für Windows Hello.
Drahtlos kann das Notebook mit WLAN nach 802.11ac oder Bluetooth 4.1 kommunizieren, die integrierte Webcam löst mit einem Megapixel auf. Zwei Mikrofone erfüllen Microsofts Anforderungen an die Nutzung von Cortana, die beiden Stereolautsprecher sind nach Dolby Atmos zertifiziert und auf Wunsch sehr laut. Das MateBook X soll jedem vergleichbaren Gerät damit um Längen beim Klang überlegen sein. Die Tastatur bietet eine Hintergrundbeleuchtung und ist gegen Spritzwasser geschützt.
Eines der Highlights des Notebooks soll allerdings die passive Kühlung sein, bei der Huawei auf eine Technologie zurück greift, die auch in der Raumfahrt Anwendung findet. Im Test stellt sich diese Innovation in der Tat als eine außerordentlich interessante heraus.
Huawei MateBook X (2017) | |
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Version im Test | WT-W09 |
Display | 13,0 Zoll, 2.160 x 1.440 Pixel (Full HD+, 3:2), 60 Hz |
CPU | Intel Core i5-7200U Kaby Lake |
GPU | Intel HD Graphics 620 (iGPU) |
RAM | 8 GB LPDDR3 |
SSD | 256 GB (BGA, NVMe, PCIe 3.0 x2) |
HDD | – |
Anschlüsse | 2 × USB Typ C (Links: Power Delivery, Rechts: Alternate Mode DisplayPort), 1 × 3,5 mm Klinke |
Batterie | 41,4 Wh (5.449 mAh, 7,6 Volt) |
Abmessungen | 286,0 × 211,0 × 12,5 mm |
Gewicht | 1,05 kg |
Garantie | 12 Monate |
Preis (UVP) | 1.399 Euro |
Design, Gehäuse, Anschlüsse
Schlank und schlicht ist das Design des MateBook X. Die Linie ist einheitlich, Chrom-Verzierungen wie zuletzt beim Acer Spin 7 (Test) gibt es keine. Trotz des Einsatzes von Aluminium reicht die Anmutung im direkten Vergleich aber nicht an die eines MacBook oder MacBook Pro heran. Insbesondere die Oberschale vermittelt beim ersten Kontakt den Eindruck, aus Kunststoff zu sein. Beide Kontrahenten sind auch noch steifer und mit gleichmäßigeren Spaltmaßen gebaut. Einhändig öffnen lässt sich das MateBook X mit etwas Vorsicht allerdings ebenfalls.
Bei den Anschlüssen bietet Huawei lediglich zweimal USB Typ C (kein Thunderbolt 3) und einmal 3,5 mm Klinke. Der rechte unterstützt den Alternate Mode DisplayPort, über das beiliegende Dock MateDock 2 können so auch HDMI und VGA ausgegeben werden. Nur die Linke Buchse unterstützt hingegen per USB Power Delivery auch das Laden mit mehr als 15 Watt. Darauf weist Windows 10 beim Anschluss des Ladekabels mit USB-Typ-C-Stecker am rechten Port hin. Das beliegende USB-Typ-C-Netzteil (Stecker am Netzteil) bietet maximal 40 Watt (20 Volt, 2 Ampere, alternativ: 5 V/3 A, 9 V/3 A, 12 V/3 A, 15 V/2,66 A).
Blitzschnell mit dem Finger entsperrt.
Wie von Huawei nicht anders gewohnt, arbeitet der Fingerabdrucksensor zuverlässig und blitzschnell. Das Entsperren über Windows Hello ist damit kein Problem.
Kühlung mit Raumfahrttechnologie
Die Kühlung der Hardware im MateBook X erfolgt passiv. Erstmals setzt ein Notebook-Hersteller zu diesem Zweck auf Micro-encapsulated Phase Change Material (MEPCM). Dahinter verbirgt sich ein in winzigen Kapseln eingeschlossenes Material, das bei Raumtemperatur im festen Aggregatzustand vorliegt. Bei MateBook X ersetzt es in Form einer den Boden des Notebooks ausfüllenden Fläche aus diesen Kapseln den klassischen Radiator.
Kühlung mit Phasenübergang schluckt viel Energie
Wird die Wärmeenergie des Prozessors wie bei klassischen Passivkühlern über zwei gebogene Heatpipes auf diese Fläche übertragen, geht das in den Kapseln eingeschlossene Material in den flüssigen Aggregatzustand über. Dieser Phasenübergang absorbiert viel Energie. Der klassische Radiator aus Kupfer oder Aluminium erhitzt sich hingegen schnell und muss diese Wärme zügig an die Umgebung abgeben, um weiterhin effizient kühlen zu können. Die Kühlung im MateBook X kann hingegen lange Wärme speichern. Erst wenn das Material vollständig geschmolzen ist, verhält sich die Kühlung von Huawei letztendlich wie der klassische Ansatz.
Die andersartige Funktionsweise der Kühlung lässt sich im Test gut nachvollziehen: Der Core i7-7200U im MateBook X kann den maximalen Turbo-Takt von 3,1 GHz selbst bei Last auf beiden Kernen vergleichsweise lange halten. Doch auch nach dem Erreichen der thermischen Grenze sinkt der Takt zuerst langsamer als von anderen passiv gekühlten Notebooks oder Tablets gewohnt.
Hohe Last auf Dauer lässt die CPU drosseln
Beim dreimaligen Durchlauf von Cinebench R15 äußert sich das wie folgt: Im 1. Durchlauf fallen die Taktraten von 3,1 GHz am Anfang auf lediglich 2,9 GHz zum Ende hin, beim 2. Durchlauf von 2,9 über 2,8, 2,7, 2,6 und 2,5 GHz auf 2,4, im 3. Durchlauf schlussendlich bis auf 2,2 GHz – der offizielle Basistakt der CPU von 2,5 GHz wird also erst jetzt unterschritten, der Prozessor „drosselt“. Der Takt sinkt das erste Mal, wenn die CPU 70 °C erreicht hat, 60 °C scheint daraufhin das Ziel zu sein. Zehn Minuten Pause nach dem 3. Durchlauf genügen, damit ein 4. Durchlauf wieder mit 3,1 bis 2,9 GHz stattfinden kann.
Das Protokoll des Taktes über 15 Minuten in Prime 95 zeigt die Funktion ebenfalls gut: Anfangs sinkt der Takt schnell, von Minute 1 bis Minute 10 wird dann allerdings ein relativ konstantes Niveau gehalten. Anschließend fällt der Takt weiter.
Modell | CPU | Turbotakt (max.) | 1 Thread | x Threads |
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Cinebench R15, Takt nach drei sequenziellen Durchläufen | ||||
Huawei MateBook X | Core i5-7200U | 3,5 GHz | 3,1 GHz | 2,2 GHz |
Lenovo Miix 720 | Core i7-7500U | 3,5 GHz | 3,5 GHz | 3,2 GHz |
Tuxedo Book BU1506 | Core i7-7500U | 3,5 GHz | 3,5 GHz | 2,7 GHz |
Dell Latitude 7370 | Core m5-6Y57 | 2,8 GHz | 2,1 GHz | 1,5 – 1,6 GHz |
Microsoft Surface Book | Core i7-6600U | 3,4 GHz | 3,2 GHz | 2,8 GHz |
Microsoft Surface Pro 4 | Core i5-6300U | 3,0 GHz | 2,9 GHz | 2,9 GHz |
Acer Switch Alpha 12 | Core i5-6200U | 2,8 GHz | 2,7 GHz | 2,7 GHz |
Prime95, Takt nach 15 Minuten | ||||
Huawei MateBook X | Core i5-7200U | 3,5 GHz | – | 1,8 – 1,9 GHz |
Lenovo Miix 720 | Core i7-7500U | 3,5 GHz | – | 2,5 – 2,6 GHz |
Tuxedo Book BU1506 | Core i7-7500U | 3,5 GHz | – | 2,2 GHz |
Dell Latitude 7370 | Core m5-6Y57 | 2,8 GHz | – | 1,3 – 1,4 GHz |
Microsoft Surface Book | Core i7-6600U | 3,4 GHz | – | 2,5 GHz |
Microsoft Surface Pro 4 | Core i5-6300U | 3,0 GHz | – | 2,3 GHz |
Acer Switch Alpha 12 | Core i5-6200U | 2,8 GHz | – | 2,3 GHz |
Besorgniserregend heiß wird die Oberfläche des MateBook X auch nach dieser Tortour allerdings nicht, maximal 47 °C werden an der Unterseite unter dem Display erreicht. Auf der Oberseite werden an derselben Stelle rund 45 °C gemessen.
Andere passive Geräte sind schneller
Im Vergleich zum ebenfalls passiv gekühlten Acer Switch Alpha 12 (Test) wird deutlich, dass die Kühlung im MateBook X unter Dauerlast keine Referenzwerte mehr erreicht (Acer erlaubt allerdings auch 75 °C CPU-Temperatur), kurze Lasten federt das MateBook X aber sehr gut ab.
Fazit zur Kühlung
Wenige Minuten währende Lastspitzen mit hohen Verbräuchen federt die passive Kühlung mustergültig ab. Wärmeenergie durch den Wechsel des Aggregatzustandes eines Arbeitsmediums zu „speichern“ erweist sich in diesem Fall als sehr guter Ansatz. Probleme bekommt das MateBook X, wenn das Arbeitsmedium den Phasenwechsel komplett vollzogen hat. Dann reicht die Oberfläche nicht aus, um die anfallende Abwärme weiterhin schnell genug abzuführen und die CPU muss auch außerhalb von Extremszenarien den Takt unterhalb des Basis-Taktes senken.