Celeron + Aufkleber = „Ryzen“: Amazon-Kunden erhielten gefälschte CPUs
In mindestens zwei Fällen haben Kunden von Amazon statt eines bestellten AMD Ryzen eine gefälschte CPU erhalten. Das Öffnen der augenscheinlichen Originalverpackung förderte einen Intel Celeron zutage, der mit einem Aufkleber als AMD Ryzen 7 1700 (Test) getarnt war. Statt des Wraith-Kühlers lag ein verbogenes Billig-Modell bei.
Den ersten Fall dieser Art machte der Nutzer sh00ter999 über Reddit bekannt. Mit einer Bildstrecke wurde die erst nach Öffnen der augenscheinlich originalen Verpackung schnell identifizierbare Fälschung dokumentiert. Der vermeintliche Ryzen-Prozessor besaß keine Pins, sondern Kontakte für einen LGA-Sockel. Die Beschriftung des Heatspreaders erwies sich schließlich als Aufkleber unter dem ein Intel Celeron mit 2,9 GHz gesteckt habe.
Auch der beigelegte Kühler gab schnell Grund zu Bedenken, hatte dieser doch wenig Ähnlichkeit mit dem neuen Wraith Cooler von AMD. Ein Aluminium-Radiator mit verbogenen Finnen und ohne Lüfter, geschweige denn LED-Beleuchtung, sollte AMDs Boxed-Kühler mimen. Der Händler sorgte schließlich für originalen Ersatz.
Zweiter Fall mit gleichem Schema
Der zweite Fall wurde am Wochenende bekannt. Der deutschsprachige Kunde benni09 veröffentlichte ein Foto des auf identische Weise erstellten Plagiats eines Ryzen 7 1700. Auch hier sei die Ware direkt bei Amazon (kein Marketplace) bestellt worden. Vermutlich der gleiche Vorfall wurde mit einem Kunden-Video im Amazon-Shop dokumentiert.
Vermutung: Fälschung ging als Rücksendung ein
Wie die gefälschten Prozessoren in Umlauf gerieten, ist unklar. Eine Stellungnahme von Amazon liegt bisher nicht vor. Eines der Opfer spekuliert, dass der Käufer eines echten Ryzen 7 1700 diesen durch die Fälschung ersetzt und an das Versandhaus zurückgeschickt hat.
Das Thema Plagiate ist längst nicht neu für Amazon und ohnehin nicht für den Online-Handel. Oftmals sind die Fälschungen aber weitaus schwerer zu erkennen, als im oben beschriebenen Fall.
Gegenüber heise online hat Amazon Stellung bezogen und versichert, dass derartige Fälle strikt untersagt sind und bei Bekanntwerden des Verdachts von Fälschungen – wie auch in diesem Fall – unmittelbar Untersuchungen folgen. Zum Ursprung der Fälschungen oder der Frage, wie diese in den Verkauf gelangt sind, äußerte sich das Unternehmen nicht.
AMDs Verpackung hat eine „Sicherheitslücke“
Derweil fiel auf, dass sich die Originalverpackung der Ryzen-CPUs mit Boxed-Kühler relativ einfach und ohne sichtbare Beschädigung auf der Unterseite öffnen und wieder schließen lässt. Das Siegel auf der Oberseite bleibt somit unbeschädigt – für Fälscher ein leichtes Spiel.