AMD Ryzen Threadripper im Test: 1950X und 1920X im Duell mit Core X

 5/8
Volker Rißka (+3)
778 Kommentare

Kühler sind zum Start ein Problem

Ein riesiger neuer Sockel, dessen Spezifikationen kurz vor dem Start noch leicht angepasst wurden, hat die gesamte Zubehörindustrie vor ein Problem gestellt. Da es keine Kühler im Lieferumfang der Prozessoren gibt, muss allerdings zwingend auf eine 3rd-Party-Lösung zurückgegriffen werden. Zum heutigen Marktstart scheint nur eine Lösung in Sicht.

Ergänzung: Am 21. August 2017 hatte ComputerBase die ersten Luftkühler für AMD Ryzen Threadripper im Test: Ryzen-Threadripper-Kühler im Test: Noctua NH-U14S, -U12S und -U9 für Sockel TR4.

AiO-Waküs von Asetek sind per AMD-Bracket kompatibel

AMD liefert mit jedem Threadripper einen Halterahmen mit, der zu den aktuellen Kompaktwasserkühlungen des Auftragsfertigers Asetek, der unter anderem Arctic (Liquid Freezer), Corsair (zum Beispiel H100i V2), Fractal Design (Celsius-Serie), NZXT (Kraken X52) und Thermaltake (Water 3.0) beliefert, passt. Damit sind zum Start immerhin einige Kühllösungen erhältlich. Sie decken den Heatspreader der großen CPU zwar nur zu einem Teil ab, im Test gab es aber trotzdem keine Probleme.

Aktuelle AiO von Asetek sind über den AMD-Rahmen kompatibel
Aktuelle AiO von Asetek sind über den AMD-Rahmen kompatibel
Bisher wird der Heatspreader nur zum Teil bedeckt
Bisher wird der Heatspreader nur zum Teil bedeckt
Bisher wird der Heatspreader nur zum Teil bedeckt
Bisher wird der Heatspreader nur zum Teil bedeckt

Keine Luftkühler zum Start

Problematischer wird es hingegen bei Luftkühlern. In dieser Kategorie ist nichts, was bisher auf dem Markt ist, kompatibel, alles muss neu aufgelegt werden. Und kein Hersteller hat es pünktlich in den Handel geschafft.

So kommen selbst die von AMD beworbenen und bereits zur Computex 2017 als Prototyp gezeigten drei Noctua-Lösungen erst in diesen Tagen aus der Serienproduktion, wie Noctua im Gespräch mit ComputerBase erklärte. AMD hätte die Spezifikationen einfach zu spät geteilt, lautet nicht nur in diesem Fall die Erklärung.

Auch ein weiterer von AMD beworbener Kühler, der Arctic Freezer 33, wurde zum Start noch einmal überarbeitet und als Freezer 33 TR mit 50 Watt mehr TDP-Spielraum als das bisherige Modell durch eine deutlich größere Bodenplatte neu aufgelegt. Auch dieser ist bisher für 48 Euro nur angekündigt, jedoch nicht verfügbar.

In Anlehnung an die Schwierigkeiten, die AMD bereits zum Start von Ryzen auf dem Sockel AM4 im März mit der Verfügbarkeit von kompatiblen Kühlern und Upgrade-Kits hatte, könnte es nun ebenfalls noch Wochen dauern, bis entsprechende Luftkühler verfügbar sind. Ein Grund mehr, warum AMD explizit die AiO-Waküs bewirbt und die passenden Utensilien direkt mitliefert.

Arctic Freezer 33 TR
Arctic Freezer 33 TR (Bild: Arctic)

Bisher gibt es nur den Kompromiss

Die Auflagefläche der kompatibel gemachten AiO-Lösungen ist jedoch weit weg vom Optimalzustand, wenngleich ungefähr unter dem abgedeckten Teil des Heatspreader auch die aktiven CPU-Dies liegen. Um das Optimum aus diesem Ansatz heraus zu holen, hat AMD Tester darum gebeten, die vorab auf die mitgelieferte Wasserkühlung vom Thermaltake aufgetragene Wärmeleitpaste auszutauschen bzw. zu ergänzen, da das bis zu zehn Grad bessere Temperaturen zur Folge hat.

Während die Erneuerung der Wärmeleitpaste für Tester kein Problem darstellt, müssen Privatnutzer dafür zusätzlich einkaufen: Viele der aktuellen Asetek-AiOs haben abseits der schon aufgetragenen Wärmeleitpaste kein weiteres Wärmeleitmittel im Lieferumfang – um die Empfehlung von AMD umzusetzen, muss also zusätzlich Wärmeleitpaste erworben werden. Perfekt an die neue Halterung angepasste Kühler/Auflageflächen werden keine solchen Tricks benötigen, generell ein größeres Potential bieten und insbesondere für Overclocking auch nötig werden. Enermax hat mit den LiqTech TR4 240/360 zwei Tage vor dem Start unter anderem eine solche Lösung angekündigt.

Der Stand der Dinge bei den Kühler-Herstellern

Im Gespräch mit weiteren Kühlerherstellern abseits Noctua wurde klar, dass sich das Bild überall so durchzieht. Der erste Kühler aus der Produktion wird am morgigen Freitag in der Redaktion erwartet, im Handel sollen die Modelle später im Monat stehen. Sobald möglich, wird ComputerBase erste Eindrücke von Threadripper mit Luftkühler nachliefern.

Die Spezialisten für Wasserkühler stehen ebenfalls noch in den Startlöchern. Watercool erklärte gegenüber ComputerBase, dass es einen speziellen Heatkiller IV geben wird, der eine „deutlich größere Kühlstruktur und einen anderen Haltemechanismus“ hat. „Auf Wunsch vieler Kunden bringen wir aber auch noch ein Umrüstkit für den Standard HK IV“, erläuterte der Anbieter weiter.

Alphacool gab an, dass zum Marktstart eine „neue Halterung für den XPX Eisblock und Eisbaer“ kommen wird. Diese soll schon genügen, da „aufgrund der Bodengröße damit fast die gesamte CPU abgedeckt wird“. Der Alphacool Eisblock Flatboy wird ein spezieller Kühler für Threadripper und alle kommenden großen CPUs. Dort soll das Wasser ebenfalls über die gesamte CPU fließen. Er hat eine integrierte Pumpe, die identisch mit der aus der Eiswolf GPX-Pro ist und ebenso auf dem saugenden Prinzip beruht. Der Marktstart soll jedoch erst zum Beginn des vierten Quartals erfolgen.

Auch Aqua Computer arbeitet an einem neuen Kühler für Threadripper, allerdings wird dessen Entwicklung und Produktion ebenfalls noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Oktober könnte er verfügbar sein. In der Zwischenzeit wird es eine Halterung (auch als Umrüstkit) für den cuplex kryos NEXT geben. Die Abdeckung gegenüber der Die-Fläche ist laut Hersteller „nahezu perfekt“, die Kühlleistung „schon recht gut“.

Kühler für TR4 passen nur dort

Der gigantische Sockel für AMD Ryzen Threadripper hat für die Kompatibilität einen weiteren Nachteil, der in der Zukunft liegt: Während andere Kühler mit anderen Halterungen auch auf anderen Plattformen zum Einsatz kommen können, dürfte für diese Modelle TR4 (und eventuell dazu kompatible Nachfolger) der einzige Einsatzort sein.