Android 8.0 Oreo im Test: Die wichtigsten Veränderungen im Überblick
3/5Veränderungen unter der Haube
Rein vom Design her unterscheidet sich Android 8.0 nicht sonderlich von Android 7.1, das zum Marktstart der Pixel-Smartphones verfügbar war. Google scheint verstanden zu haben, das größere Zugewinne bei der Verbesserung des Betriebssystems nicht mehr unbedingt über ein immer neues Aussehen erzielt werden können. Stattdessen wird im Detail nachgebessert, stellenweise auch gar nicht für den Anwender einsehbar.
Das praktische Autofill Framework
Android 8.0 bietet zum Beispiel ein neues Autofill Framework, das sich repetitiven und oftmals nervigen Aufgaben wie dem Markieren von Text und Ausfüllen von Formularfeldern annimmt. Das Autofill Framework setzt sich aus zwei Features zusammen. Das bereits aus Chrome für den Desktop bekannte „Autofill with Google“ funktioniert jetzt geräteübergreifend auch im Zusammenspiel mit Android 8.0. Das bedeutet, dass häufig getippte Wörter wie ein Benutzername, andere Login-Daten oder Kreditkartennummern automatisch für die entsprechenden Textfelder vorgeschlagen werden. Google speichert diese Daten verschlüsselt an zentraler Stelle und bietet sie auf allen Geräten des Nutzers an. Die zweite Komponenten ist die neue schlaue Textauswahl, die automatisch zusammenhängende Wörter wie Adressen oder Namen markiert, anstatt dass diese mühsam einzeln ausgewählt werden müssen. Beim Markieren von Telefonnummern, Straßennamen oder E-Mail-Adressen wird nun außerdem automatisch die passende App zum Öffnen vorgeschlagen.
Background Limits
Unter Android 8.0 möchte Google verhindern, dass Anwendungen im Hintergrund Systemressourcen fressen und dadurch die Akkulaufzeit reduzieren. Google möchte dies über die Background Execution Limits und Background Location Limits erreichen. Bei den Background Execution Limits verhindert Google zum einen über die Background Service Limitations, dass eine Anwendung, während sie im Hintergrund läuft, Systemressourcen frisst. Zum anderen gibt es Broadcast Limitations, die den Akku schonen sollen. Unter den Anforderungen von Android 8.0 würde zum Beispiel eine entsprechend programmierte App für Fotos ihre Indexierung nur beim Anschluss an ein Ladegerät durchführen, anstatt diesen Task unterwegs auszuführen. Großer Vorteil der Background Limits ist, dass sie vom Anwender über die Einstellungen auch auf Apps angewandt werden können, die nicht explizit für Android 8.0 entwickelt wurden.
Wi-Fi Aware
Wi-Fi Aware, auch bekannt als Neighbor Awareness Networking oder NAN, ist eine von der Wi-Fi Alliance abgesegnete Erweiterung zu Wi-Fi Direct, die es Endgeräten stromsparend erlaubt, kontinuierlich nach anderen Endgeräten Ausschau zu halten, mit denen daraufhin ohne WLAN-Router oder Mobilfunkanbindung eine Verbindung hergestellt werden kann. Die Technologie verspricht einen höheren Datendurchsatz als Bluetooth, dürfte aber nicht so sparsam arbeiten wie dessen Low-Energy-Varianten. Die Wi-Fi Alliance führt mit „Wi-Fi Certified Wi-Fi Aware“ ein zugehöriges Zertifizierungsprogramm, dessen freigegebene Chips allerdings noch überschaubar sind. In der Produktdatenbank findet sich aktuell keine einzige Lösung von Qualcomm.
Play Protect wird sichtbar
Zu den nicht auf Anhieb für den Nutzer sichtbaren Veränderungen in Android 8.0 zählt auch Google Play Protect. Innerhalb des Play Stores macht Google mit Play Protect sichtbar, was bereits seit längerer Zeit auf jedem Android-Gerät mit Google Play im Hintergrund passiert: das Überprüfen von Apps auf schädliches Verhalten. Google überwacht laut eigener Aussage täglich das Verhalten von über 50 Milliarden Anwendungen. Wird schadhaftes Verhalten einer App festgestellt, deaktiviert Google die betroffene Anwendung auf dem Gerät, um Schaden für den Nutzer abzuwenden, oder sperrt sie vollständig im Play Store, um die Verbereitung auf andere Geräte zu unterbinden. Wie es um den Zustand der auf dem Gerät des Nutzers installierten Apps sowie um anstehende App-Updates bestellt ist, macht Play Protect unter Android 8.0 nun auch für den Anwender innerhalb von Google Play sichtbar, anstatt das Feature wie bisher nur still im Hintergrund laufen zu lassen.
Project Treble
Mit Project Treble will Google den Aufwand für die Bereitstellung von Android-Updates reduzieren. Das soll dadurch erreicht werden, indem Low-Level-Software-Implementierungen der Hardware-Lieferanten (Qualcomm, MediaTek, etc.) vom Android OS Framework abgekoppelt werden und fortan über ein neues Interface mit diesem kommunizieren. Eine neue Vendor Test Suite (VTS) soll sicherstellen, dass die Kompatibilität aufrechterhalten bleibt. Die VTS soll für Hardware-Anbieter das sein, was für Software-Entwickler das Compatibility Definition Document (CDD) und die zugehörigen Compatibility Test Suite (CTS) sind. Project Treble ist seit der ersten Developer Preview von Android Oreo Bestandteil des Betriebssystems.
Darüber hinaus arbeitet Google fortan mit Hardware-Herstellern wie Qualcomm und Geräteherstellern wie Sony zusammen, um Funktionen wie etwa für Mobilfunkanbieter und deren Netze spezifische Anpassungen direkt in das quelloffene Android Open Source Project (AOSP) einzubringen, damit diese Veränderungen nicht von neuem mit jedem Android-Oreo-Release eingepflegt werden müssen. Auch über diesen Weg soll der Aufwand für die Bereitstellung von Android-Updates reduziert werden.