Crucial BX300 SSD im Test: Zur Samsung 850 Evo fehlt nicht viel
tl;dr: Nach der enttäuschenden BX200 hat Crucial Besserung versprochen und hält dieses Versprechen eindrucksvoll. Die BX300 spielt bei der Leistung ganz oben mit und kommt obendrein mit langlebigem MLC-3D-NAND daher. Damit katapultiert sich die Serie aus der Einstiegsklasse im Test weit nach oben.
Die dritte Generation der BX-Serie
Im Frühjahr 2015 hatte Crucial die BX-Familie ins Leben gerufen, die fortan als SSD-Einstiegsserie neben den schnelleren und teureren MX-Modellen existieren sollte. Den Anfang machte die Serie BX100 (Test), bei der Crucial erstmals auf einen Controller von Silicon Motion setzte. Mit solider Leistung und hoher Effizienz entpuppte sich die BX100 als gute Einsteiger-SSD, die jedoch für eine Empfehlung preislich schlicht zu hoch angesetzt war. Nur sieben Monate später brachte Crucial mit der BX200 (Test) den Nachfolger auf den Markt, der durch den Wechsel von MLC- auf TLC-NAND-Flash insbesondere beim Preis neue Maßstäbe setzen sollte. Doch die BX200 scheiterte an ihrer eklatanten Schreibschwäche: Sobald der relativ kleine SLC-Cache keinen Platz mehr bot, sank die Schreibrate auf ein Niveau unterhalb einer herkömmlichen Festplatte. Dies bedeutete in schreibintensiven Tests oft den letzten Platz. Kombiniert mit einer gegenüber dem Vorgänger gestiegenen Leistungsaufnahme enttäuschte das Produkt.
Die BX300 soll es besser machen und überrascht mit MLC-Flash
Jetzt will es Crucial mit der dritten BX-Generation besser machen. Der Hersteller sagt selbst, dass er dazugelernt habe und die Erfahrung nutzen wolle, um die BX300 für seine Kunden zu verbessern. Auf der Computex 2017 für den Sommer angekündigt, steht nun der Marktstart bevor.
Eine wesentliche Neuerung gibt es beim Speicher: Erstmals erhält die BX-Familie 3D-NAND des Mutterkonzerns Micron. Dabei gibt es eine Überraschung: Während die MX300 (Test) mit TLC-3D-NAND bestückt ist, wird bei der BX300 der teurere, schnellere und haltbarere MLC-3D-NAND mit zwei Bit pro Speicherzelle eingesetzt.
Die Grenze zwischen BX und MX schwindet
Die einstige Klassifizierung BX = Value und MX = Performance wird spätestens jetzt ad absurdum geführt. Schon die MX300 mit ihrer unterdurchschnittlichen Leistung ließ an der Namensgebung zweifeln, ist sie doch langsamer als manches BX-Modell. Und jetzt erhält die Einsteigerserie den besseren MLC-3D-NAND, während die MX-Serie mit TLC-3D-NAND vorliebnehmen muss – das einstige Konzept bei der Namensgebung geht nicht mehr auf.
Wie schon bei den Vorgängern wirbt Crucial mit der gegenüber einer HDD deutlich gesteigerten Leistung und Effizienz, statt einen Vergleich zur SSD-Konkurrenz zu ziehen. Vor allem PC-Selbstbauer und Aufrüster sollen angesprochen werden.
BX300 mit 480 GB im Test
Crucial hat der Redaktion das 480-GB-Modell der BX300-Serie als Testmuster zur Verfügung gestellt. Im gewohnten Parcours ist der direkte Vergleich mit den Vorgängern und aktueller Konkurrenz möglich.
Technik im Überblick
Keine Neuerung gibt es bei Format und Schnittstelle. Die BX300-Serie ist somit wie die Vorgänger im herkömmlichen 2,5-Zoll-Formfaktor gehalten. Die Schnittstelle lautet erneut SATA 6 Gb/s. Bei den zur Auswahl stehenden Speicherkapazitäten zeigt sich ein Rückschritt, denn auf das 1-TB-Modell wird verzichtet und stattdessen wieder ein Modell mit 120 GB angeboten. Ob dies als Reaktion auf die gestiegenen Preise von NAND-Flash zu werten ist, steht als bisher unbeantwortete Frage im Raum.
120 GB | 240/250 GB | 480/500 GB | 960/1.000 GB | |
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Crucial BX300 | ✓ | ✓ | ✓ | – |
Crucial BX200 | – | ✓ | ✓ | ✓ |
Crucial BX100 | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
MLC-3D-NAND von Micron
Der Einsatz von MLC-3D-NAND in der namentlichen Einsteigerserie kommt unerwartet, denn TLC-NAND-Flash hat sich im Einsteigerbereich längst durchgesetzt. Dennoch hat sich Crucial für MLC-NAND-Flash mit zwei Bit pro Speicherzelle entschieden, der Vorteile bei Leistung und Haltbarkeit bietet, aber aufgrund geringerer Datendichte teurer ist. Laut einem Micron-Dokument ist der 3D-MLC-NAND der ersten Generation (32 Layer) auf 3.000 P/E-Zyklen ausgelegt, der TLC-NAND kommt auf 1.500 P/E-Zyklen (nur mit LDPC).
Auf der BX300 mit 480 GByte Nutzspeicher sind acht NAND-Packages verbaut, in denen je zwei der 256-Gigabit-Dies stecken. Als Controller dient der SM2258, der unter anderem auch in der Adata SU800 (Test) seinen Dienst leistet. Die Kennung SM2258H statt SM2258G weist auf eine neue Revision hin. In der BX200 steckt dagegen noch der Vorgänger SM2256.
Crucial BX300 480 GB | |
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Controller | Silicon Motion SM2258 4 Kanäle |
Cache | 1 × 512 MB DDR3 (480 GB) |
NAND-Packages | 8 × Micron 7GB2D NW818 |
NAND-Dies/Package | 2 (Micron 3D-MLC-NAND, 256 Gbit) |
Schnittstelle | SATA 6 Gb/s |
Der SM2258-Controller besitzt vier Speicherkanäle und bietet eine LDPC-Fehlerkorrektur. Auf der BX300 wird er mit DDR3-DRAM als Cache von Micron kombiniert. 512 MByte Daten fasst der Zwischenspeicher auf dem 480-GB-Modell. Crucial wirbt zudem mit dem SATA-Stromsparmodus DevSlp (Device Sleep) und einem „mehrstufigen Datenintegritätsalgorithmus“. Garbage Collection, S.M.A.R.T.- und TRIM-Support sind obligatorisch, eine Temperaturüberwachung gibt es ebenso.
Fester SLC-Cache wächst deutlich an
Zur Schreibbeschleunigung wird ein SLC-Cache eingesetzt, bei dem ein Teil des MLC-NAND-Flashs im schnelleren SLC-Modus angesprochen wird. Im Gegensatz zu früheren Implementierungen hat sich Crucial wie bei der BX200 für eine statische Lösung mit fester Größe entschieden. Der SLC-Cache fällt deutlich größer als beim Vorgänger aus: 16 GByte statt 6 GByte sind es beim 480-GB-Modell. Bei der BX100 wurde noch kein SLC-Cache eingesetzt.
BX300 | BX200 | BX100 | |
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120 GB | 4 GB | – | |
240 GB | 8 GB | 3 GB | – |
480 GB | 16 GB | 6 GB | – |
960 GB | – | 12 GB | – |
Der SLC-Cache der BX300 lässt sich nicht wie sonst mit dem Benchmark HD Tach visualisieren. Die Schreibrate wird mit konstanten 450 MB/s angezeigt, statt bei 16 GByte einzubrechen. Dies weist darauf hin, dass die Schreibleistung auch nach dem Cache ein hohes Niveau erreicht, wobei HD Tach allerdings nicht die maximale Schreibrate abruft.
Hersteller verspricht mehr Leistung als bei den Vorgängern
Das offizielle Datenblatt verspricht eine erneute Leistungssteigerung gegenüber BX200 und BX100. Bei sequenziellen Transfers sollen nun 555 MB/s lesend und 510 MB/s schreibend möglich sein. Dabei gilt es zu beachten, dass die maximale Schreibrate oft nur im SLC-Cache erreicht wird. Die BX200 hat unrühmlich bewiesen, wie sehr die Leistung jenseits des Zwischenspeichers abfallen kann.
Crucial BX300 | Crucial BX200 | Crucial BX100 | |
---|---|---|---|
Seq. Lesen (max.) | 555 MB/s | 540 MB/s | 535 MB/s |
Seq. Schreiben (max.) | 510 MB/s | 490 MB/s* | 450 MB/s |
4K Random Read (max.) | 95.000 IOPS | 66.000 IOPS | 90.000 IOPS |
4K Random Write (max.) | 90.000 IOPS | 78.000 IOPS | 70.000 IOPS |
*gilt nur für den SLC-Cache |
Die kurze Überprüfung mit dem CrystalDiskMark bestätigt die Herstellerangaben. In der Spitze sind sogar 560 MB/s und 520 MB/s möglich.
Garantie, Lieferumfang und Eckdaten
Crucial gibt auf die BX300, wie für Mainstream-SSDs üblich, drei Jahre Garantie. Zum Lieferumfang gehören neben dem Datenträger ein Rahmen als Abstandshalter für den Einbau in einem 9,5-mm-Schacht eines Notebooks und zwei Zettel mit dem Link zur Installationsanleitung auf der Hersteller-Homepage sowie dem Aktivierungsschlüssel für die Migrations-Software Acronis True Image HD.
Die Total Bytes Written (TBW) als garantierte Mindestschreibmenge gibt Crucial wie folgt an:
120 GB | 240 GB | 480 GB | |
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TBW | 55 TB | 80 TB | 160 TB |
Garantie | 3 Jahre |
160 TByte TBW in der 500-GB-Klasse sind ein vergleichsweise hoher Wert. BX100 und BX200 waren dagegen pauschal mit nur 72 TByte spezifiziert. Die Samsung 850 Evo mit 500 GB besitzt 150 TByte TBW.
Die TBW-Werte sind allerdings nur ein grober Richtwert und eine Absicherung der Hersteller. SSDs sind meist sogar noch weitaus haltbarer, wie unabhängige Stichproben bewiesen haben.
Die Spezifikationen der Crucial BX300 im Überblick
Crucial BX300 |
Crucial BX200 |
Crucial BX100 |
|
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Controller: | Silicon Motion SM2258, 4 NAND-Channel | Silicon Motion SM2256, 4 NAND-Channel | Silicon Motion SM2246EN, 4 NAND-Channel |
DRAM-Cache: | 256 MB DDR3 Variante 512 MB DDR3 |
256 MB DDR3 Variante 512 MB DDR3 Variante 1.024 MB DDR3 |
256 MB DDR3 Variante 512 MB DDR3 Variante 1.024 MB DDR3 |
Speicherkapazität: | 120 / 240 / 480 GB | 240 / 480 / 960 GB | 120 / 250 / 500 / 1.000 GB |
Speicherchips: | Micron ? ? MLC (3D, 32 Lagen) NAND, 256 Gbit | Micron 16 nm ONFi 3.0 TLC NAND, 128 Gbit | Micron 16 nm ONFi 3.0 MLC NAND, 128 Gbit |
Formfaktor: | 2,5 Zoll (7 mm) | ||
Interface: | SATA 6 Gb/s | SATA 6 Gb/s (Rev. 3.1) | SATA 6 Gb/s |
seq. Lesen: | 555 MB/s | 540 MB/s | 535 MB/s |
seq. Schreiben: | 510 MB/s | 490 MB/s | 185 MB/s Variante 370 MB/s Variante 450 MB/s |
4K Random Read: | 45.000 IOPS Variante 84.000 IOPS Variante 95.000 IOPS |
66.000 IOPS | 87.000 IOPS Variante 90.000 IOPS |
4K Random Write: | 90.000 IOPS | 78.000 IOPS | 43.000 IOPS Variante 70.000 IOPS |
Leistungsaufnahme Aktivität (typ.): | ? | 0,2 W | |
Leistungsaufnahme Aktivität (max.): | ? | 4,2 W | k. A. |
Leistungsaufnahme Leerlauf: | ? | 65 mW | 115 mW |
Leistungsaufnahme DevSleep: | ? | 10,0 mW | 15,0 mW |
Leistungsaufnahme L1.2: | kein L1.2 | ||
Funktionen: | AHCI, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection, DevSleep | AHCI, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection, DevSleep, Power-Loss Protection | AHCI, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection, DevSleep |
Verschlüsselung: | keine | ||
Total Bytes Written (TBW): | 55 Terabyte Variante 80 Terabyte Variante 160 Terabyte |
72 Terabyte | |
Garantie: | 3 Jahre | ||
Preis: | 60,90 € / 90,90 € / 152,90 € | 91,99 € / 162,49 € / 324,99 € | 67,90 € / 106,90 € / ab 269 € / 388,90 € |
Preis je GB: | € 0,51 / € 0,38 / € 0,32 | € 0,38 / € 0,34 / € 0,34 | € 0,57 / € 0,43 / € 0,54 / € 0,39 |