Visor: Dells Mixed-Reality-Brille mit 6DoF kostet 360 US-Dollar
Seit dem Creators Update aus dem April 2017 bietet Windows 10 nativ Unterstützung für 3D, Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). Dell hat mit dem Visor zur IFA 2017 jetzt als erster Hersteller die finale Version eines kompatiblen Headsets vorgestellt. Der Preis ohne Controller liegt bei 360 US-Dollar vor Steuern.
Dell Visor mit Standard-Hardware und 3DoF-Tracking
Erstmals gezeigt hatte Dell den Visor bereits im Januar 2017 zur CES, zur Computex 2017 im Mai wurde es von Microsoft abermals präsentiert. Jetzt soll die finale Fassung ab dem 17. Oktober im Handel erhältlich sein.
Der Dell Visor, dessen Bezeichnung in Anbetracht der Funktionsweise an die Datenbrille aus Star Trek: The Next Generation und nicht an ein Visier zum Schutz des Gesichts angelehnt ist, setzt im Kern auf die auch von der Konkurrenz in diesem Segment eingesetzte Hardware: Zwei quadratische, 1.440 × 1.440 Pixel umfassende LC-Bildschirme mit 90 Hz maximaler Bildwiederholfrequenz spannen eine theoretisch 2.880 × 1.440 Pixel umfassende Bühne mit einem Blickwinkel von 95 Grad vor dem Anwender auf. Die Berechnung übernimmt dabei der PC, im Gegensatz zu Microsoft HoloLens oder den Referenzplattformen von Google (WorldSense), Intel (Project Alloy) und Qualcomm sind die Headsets dieser Kategorie nicht autark.
Inside-Out-Tracking mit sechs Freiheitsgraden
Über Sensoren kann der Visor seine relative Lage im Raum entlang von sechs Freiheitsgeraden 6DoF bestimmen: Neben Neigen, Drehen, Schwenken über Sensoren werden auch Auf/Ab, Vor/Zurück, Rechts/Links über die Kameras erkannt. Neben Windows 10 setzt das allerdings auch entsprechend angepasste UWP-Anwendungen voraus.
Von der Konkurrenz absetzen will sich Dell durch die spezifischen Anpassungen am Tragesystem. Dessen kreisrunder gepolsterter Bügel soll mit einem zusätzlichen Gewicht auf der Rückseite auch längere Sitzungen mit aufgesetzter Brille ermöglichen. „Ausblenden“ lässt sich das Gesichtsteil darüber hinaus durch ein Scharnier an der Oberseite, über das es nach oben aus dem Sichtfeld geklappt werden kann – komplett abgenommen werden muss der Visor also nicht.
Kabelgebunden und mit „6DoF-Controllern“ kombinierbar
Die von Acer, Asus, Dell, HP und Lenovo in Aussicht gestellten Headsets sind alle auf eine Verbindung zum PC über USB und HDMI angewiesen. Alle sind auf Basis derselben Softwareplattform mit Microsofts Controllern mit 6DoF kompatibel, die weitere 100 US-Dollar kosten werden. Deren absolute Freiheit im Raum setzt aktuell allerdings voraus, dass die Controller von den Kameras im Headset erfasst werden. Ein separates externes Tracking wie bei Oculus Rift und HTC Vive gibt es nicht.
Auch die Headsets von Acer, HP und Lenovo werden noch für dieses Jahr erwartet, der niedrigste Preis wird bei 299 US-Dollar liegen. Entwickler können die Modelle von Acer und HP seit Anfang Juni vorbestellen. Ob auch Asus noch in diesem Jahr fertige Hardware liefern wird, ist hingegen offen.
Keynote von Microsoft zur IFA 2017
Microsoft hält am Freitag wie schon im letzten Jahr auf der IFA 2017 eine Keynote ab. Es wird erwartet, dass der Konzern den Fokus auch in dieser Veranstaltung auf das Thema Mixed Reality mit Windows 10 legen wird.
Die ursprüngliche Meldung hatte den Headsets nur Inside-Out-Tracking mit 3DoF zugesprochen, das war nicht korrekt. Die Plattform ermöglicht durch Integration der Bilder der Kamera volles 6DoF ohne externe Sensoren.
Der Dell Visor wird in Deutschland zum Preis von 349 Euro auf den Markt kommen, ein Satz der Referenz-Controller kostet 99 Euro. Im Gegensatz zur Ankündigung für die USA ist in der deutschen Pressemitteilung allerdings nicht von einem Marktstart am 17. Oktober die Rede. Stattdessen soll der Visor „in den kommenden Monaten“ auf dem Markt erscheinen.