Ryzen-Threadripper-Kühler im Test: Noctua NH-U14S, -U12S und -U9 für Sockel TR4
tl;dr: Luftkühler für AMD Ryzen Threadripper? Gibt es bisher nicht. Zum Start konnten nur ausgewählte Waküs mit Asetek-Pumpe per Adapter kompatibel gemacht werden. ComputerBase hatte jetzt allerdings die Chance, Noctua NH-U14S, -U12S und -U9 für TR4 zu testen. Ergebnis: Mit größerer Bodenplatte ist die Leistung hoch.
Kühler von Noctua für AMD Ryzen Threadripper im Test
Bereits zur Computex 2017 Ende Mai konnte Noctua die CPU-Kühler NH-U9, NH-U12S und NH-U14S mit einer größeren Bodenplatte für AMDs Threadripper- und Epyc-Plattformen mit Sockel TR4 respektive SP3 zeigen. Doch verfügbar waren sie wie die alternativ bereits vorab gezeigten Modelle von Arctic und Cooler Master zum Start von Ryzen Anfang August noch nicht.
Dabei bedarf es der neuen Kühler mit der größeren Bodenplatte, mit der Basis in üblicher Größe falle die Kühlleistung auf den neuen Sockeln zu gering aus, erklärte Noctua. Neue Halterahmen gibt es deshalb im Gegensatz zu All-in-One-Wasserkühlungen nicht: Um Threadripper zur Markteinführung überhaupt kühlen zu können, legt AMD jeder CPU eine Halterahmen für viele bestehende Modelle mit Pumpe von Asetek bei – die Kühlleistung erwies sich im Test trotz viel freier Fläche auf dem Heatspreader in diesem Fall als ausreichend hoch.
Umso spannender ist heute die Frage: Wie kühlen die Luftkühler mit angepasster Bodenplatte im Vergleich? ComputerBase hat es getestet.
Grundsätzlich gilt es dabei zu bedenken: Universell sind die neuen Kühler nicht. Die mit dem Zusatz „TR4-SP3“ gekennzeichneten Threadripper-Versionen können aufgrund der auf 70 × 56 mm angewachsenen Kontaktfläche „nicht auf anderen Sockeln verwendet werden“.
Mehr Abstand zur Grafikkarte durch Versatz
Befestigt werden die Kühler wie bei Intels High-End-Plattformen LGA 2011 und 2066 mit Hilfe von vier Rändelschrauben direkt am Sockel – das geht bei TR4 aber nur mit einer Ausrichtung. Neu ist allerdings die Möglichkeit, die Position des Kühlers mit Hilfe eines Offsets von drei oder sechs Millimetern weiter vom PCIe-Slot zu entfernen. Dies soll bei Dual-GPU-Systemen oder Grafikkarten mit Backplate hilfreich sein, der Nutzen hängt aber weiterhin stark vom Mainboard und der verwendeten Grafikkarte ab.
Asus beispielsweise platziert den ersten PCIe-x16-Slot so nah am Sockel, dass eine High-End-Grafikkarte mit Backplate zum Kontakt mit dem größten der drei Noctua-Kühler führt, während die kleineren beiden passen. Abseits der Modifikation an Bodenplatte und Halterung verzichtet Noctua auf Änderungen an Design und Ausstattung.
Viel Wärmeleitpaste und eine zweite Lüfterhalterung
Mehr als sonst genutzt wird die im Lieferumfang beiliegende Spritze mit Wärmeleistpaste – der Threadripper-Sockel braucht eine Menge davon. Vorab aufgetragene Lösungen wie bei All-in-One-Wasserkühlungen haben sich bereits im ersten Test als viel zu wenig herausgestellt und AMD zu einem Hinweis an die Tester veranlasst, diese doch dringend anzupassen, „um zehn Grad bessere Temperaturen erreichen zu können“.
Ebenfalls im Lieferumfang ist bei den größeren Modellen von Nocuta eine zweite Klammer für einen zweiten Lüfter enthalten, falls die Leistung noch weiter gesteigert werden soll. Allen Modellen liegt auch ein neuer Schraubendreher bei, um auch am Kühler vorbei noch die vier Schrauben festziehen zu können, selbst wenn das Mainboard bereits in einem Gehäuse verbaut und der Platz sehr eingeengt ist. Garniert werden die drei Kühler mit sechs Jahren Herstellergarantie.
Noctua NH-U14S TR4-SP3 | Noctua NH-U12S TR4-SP3 | Noctua NH-U9 TR4-SP3 | |
---|---|---|---|
Bauform: | Tower | ||
Größe (L × B × H): | 52 × 150 × 165 mm (ohne Lüfter) 78 × 150 × 165 mm (mit Lüfter) |
45 × 125 × 158 mm (ohne Lüfter) 71 × 125 × 158 mm (mit Lüfter) |
71 × 95 × 125 mm (ohne Lüfter) 120 × 95 × 125 mm (mit Lüfter) |
Gewicht: | 865 g (ohne Lüfter) 1.030 g (mit Lüfter) |
695 g (ohne Lüfter) 870 g (mit Lüfter) |
660 g (ohne Lüfter) 895 g (mit Lüfter) |
Heatpipes: | Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis (vernickelt) |
Kupfer (vernickelt), 5 × 6 mm (Ø) Kupferbasis (vernickelt) |
Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis (vernickelt) |
Lamellen: | Aluminium (vernickelt), 57 Stück Abstand: 1,8 mm |
Aluminium (vernickelt), 50 Stück Abstand: 1,8 mm |
Aluminium (vernickelt), ? Abstand: ? |
Kühler-Montage: | AMD-Retention-Modul | ||
Lüfter (Modell 1): | 1 × 140 × 150 × 25,0 mm Öldruck Lager 300 – 1.500 U/min 140,2 m³/h 24,6 dBA 4-Pin-PWM Lochabstand 105 mm (analog 120mm-Lüfter) |
1 × 120 × 120 × 25,0 mm Öldruck Lager 300 – 1.500 U/min 93,4 m³/h 22,4 dBA 4-Pin-PWM |
2 × 92 × 92 × 25,0 mm Öldruck Lager 400 – 2.000 U/min 78,9 m³/h 22,8 dBA 4-Pin-PWM |
Lüfter (Modell 2): | – | ||
Lüfter-Montage: | Befestigung: Drahtbügel Entkopplung: Lüfterrahmen weitere Halterung beigelegt |
||
Kompatibilität: | AMD: Sockel TR4/AM5? Intel: LGA LGA 1200? |
||
Preis: | ab 97 € | 70 € |
Installation und Inbetriebnahme
Für den Test der drei neuen Kühler kommt das Prozessor-Testsystem zum Einsatz. Auf dem Asus ROG Zenith Extreme sitzt das Threadripper-Flaggschiff 1950X mit seinen 16 Kernen und 32 Threads bei Taktraten von bis zu 4,2 GHz, 32 GByte DDR4-2666 stehen ihm zur Seite.
Eine sehr gute „Notlösung“
Auch wenn Noctua im Gespräch mit ComputerBase erklärte, dass die Kühler für den neuen Sockel aufgrund der kurzen Zeitspanne der Entwicklung eher eine Notlösung sind, weshalb sie auf alten Kühlern basieren, die „nur mit einer neuen Bodenplatte versehen wurden“, machen sie keinesfalls den Anschein. Alle drei Modelle sind sehr sauber verarbeitet, die Bodenplatte kommt im Auslieferungszustand einem Spiegel gleich.
Die Installation der drei Kühler verläuft problemlos, der neue AMD-TR4-Sockel trägt mit seiner Halterung und den vorbestimmten Befestigungspostionen für die Kühler enorm dazu bei. Die benötigte Menge Wärmeleitpaste ist allerdings nicht zu unterschätzen und nicht vergleichbar mit bisherigen Prozessoren. Auch reicht es nicht mehr nur einen Klecks in die Mitte aufzutragen, es sollte schon ein wenig auf die Verteilung geachtet werden, wenngleich natürlich die Mitte der wichtigste Bereich ist, da dort die Prozessor-Dies unter dem Heatspreader liegen. Nichtsdestoweniger wird die Wärme der CPU-Dies über den kompletten Heatspreader abgegeben, deshalb sollte dieser auch genutzt werden.
Kühlleistung und Lautstärke
Sowohl die drei Lösungen von Noctua als auch die All-in-One-Wasserkühlung werden am Standard-Lüfteranschluss des Mainboards angeschlossen. Dieser wird über das BIOS mit einem Profil gesteuert, das auf niedrige Temperatur ausgelegt ist. Unter 40 Grad ändert sich die Drehzahl der Lüfter nicht, die 92-mm-Lüfter drehen mit etwa 1.200 U/min, der 120er- und der 140-mm-Lüfter mit knapp über 900 U/min. Ab 40 Grad werden sie ein wenig schneller, die kritische Temperaturschwelle liegt aber erst bei 60 Grad Celsius. Darüber fängt der Lüfter die steigenden Temperaturen der CPU ab. Je nach Modell pendeln sie sich nach längerer Last zwischen 63 und 68 Grad Celsius ein.
Tests mit Prime95, Blender und Cinebench (Single-Thread)
ComputerBase hat die drei Kühler von Nocuta sowie die All-in-One-Wasserkühlung auf dem AMD Ryzen Threadripper 1950X (Test) mit 180 Watt TDP bei Standardtaktraten im offenen Aufbau getestet. Genutzt wurden Prime95 als Worst-Case-Szenario, das Rendern eines Projekts in Blender und als Kontrast am unteren Leistungsende der Cinebench R15 bei Nutzung nur eines Threads.
Bei dem Temperaturen zeigt sich die All-in-One-Wasserkühlung nur für wenige Minuten überlegen, denn das Wasser zu erhitzen braucht seine Zeit. Nach 30 Minuten Last mit Prime95 steht ein Patt mit dem NH-U14S zu Papier. So lange die AiO braucht um auf Touren zu kommen, so lange braucht sie im Anschluss auch wieder um ruhiger zu werden: Ein Luftkühler hat nach wenigen Sekunden im Leerlauf die Drehzahl bereits wieder abgesenkt, weil die CPU nur noch minimale Abwärme erzeugt, bei der AiO dauert das länger.
Die Wasserkühlung ist auf Dauer leiser
Ein Vorteil bleibt der 200 US-Dollar teuren All-in-One-Wasserkühlung am Ende trotzdem: Sie ist mit dem ausladenden 360-mm-Radiator trotz der drei 120-mm-Lüftern und der surrenden Pumpe mit 1.800 U/min gemessen die leiseste. Hier kommt es am Ende auch auf das Gehäuse drauf an, ob der gemessen lautere 120- oder 140-mm-Lüfter des Luftkühlers oder das schrillere Geräusch der Pumpe vom Nutzer deutlicher wahrgenommen werden können. Definitiv eine Stufe lauter wird es mit den beiden 92-mm-Lüftern des NH-U9. Dieser Kühler ist letztlich nur für Kunden interessant, die Platzproblem vor allem in der Höhe haben.
Allen drei Luftkühlern kommt offensichtlich zugute, dass sie den kompletten Heatspreader des riesigen AMD-Prozessors bedecken, während All-in-One-Wasserkühlungen mit bestimmten Kühlern/Pumpen von Asetek für kleinere Sockel derzeit über einen Halterahmen von AMD kompatibel gemacht wurden und so nur etwa die Hälfte der Fläche in Form eines Kreises in der Mitte des Heatspreaders bedecken. Spezielle AiO-Wasserkühlungen für TR4 sollen erst in den kommenden Wochen und Monaten folgen und es bleibt abzusehen, inwiefern deren Kühlleistung dann weiter steigen kann.
Fazit und Empfehlung
Als potentiell erste erhältliche Luftkühler für AMDs neuer Threadripper-Plattform machen Noctua NH-U14S, -U12S und -U9 für Sockel TR4 eine sehr gute Figur. Das Topmodell NH-U14S schlägt bei der Temperatur sogar eine 200 US-Dollar teure AiO-Wasserkühlung von Thermaltake mit großem 360er-Radiator. Der Kühler ist dabei zwar etwas lauter als die AiO, der Platzbedarf und der Vergleich ein Kabel gegen das komplette Kabelwirrwarr sprechen aber für den Luftkühler.
Die Modelle Noctua NH-U9 und NH-U12S nehmen sich im Test nicht viel. Die preisgleichen Kühler liefern nahezu identische Temperaturen. Die kleinere Kühlfläche des NH-U9 paart Noctua mit zwei 92-mm-Lüftern, bei der größeren Fläche des NH-U12 reicht ein 120-mm-Lüfter. Weil das größere Modell etwas leiser agiert, ist es dem kleineren bei ausreichend Platz am Ende vorzuziehen.
Alle drei Noctua-Kühler für den Sockel TR4/SP3 bieten eine extrem einfache Montage auf Basis des neuen Sockel TR4 und dessen Retention Modul: Vier vordefinierte Schraubenpositionen erlauben kein Verdrehen oder falsches Aufsetzen, der passende Schraubendreher mit 1,5 Nm maximalem Drehmoment gehört zum Lieferumfang der CPU. Verschrauben, PWM-Lüfter anschließen, fertig. Nur um 90 Grad drehen können Anwender den Kühler nicht.
Da der Preisunterschied zwischen den drei Kühlern marginal ist, geht die Kaufempfehlung letztlich an den Noctua NH-U14S TR4-SP3 als das beste Gesamtpaket aus Leistung und Lautstärke. Ab dieser Woche soll er bei vielen Händlern für 80 Euro ab Lager lieferbar sein.
- Sehr hohe Kühlleistung
- Geringe Lautstärke
- Hervorragende Verarbeitung
- Garantie
- (keine)
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