Radeon RX Vega 64 & 56 im Test: Der helle Stern wirft lange Schatten
6/9Leistungsaufnahme bei Leerlauf/YouTube/Last
Der Stromhunger im Desktop-Betrieb
Auf dem Windows-Desktop benötigt Vega deutlich weniger Energie als der Vorgänger: Beide Radeon-RX-Vega-Grafikkarten benötigen (direkt gemessen) nur zwölf Watt, während die Radeon R9 Fury X auf 24 Watt kommt – allerdings auch den Radiator mitsamt Pumpe als Nachteil hat. Aber auch gegen die Radeon RX 580 sieht es gut aus, die auf 14 Watt kommt. GeForce GTX 1070 und GeForce GTX 1080 bleiben aber noch etwas effizienter. Lobenswert ist dagegen, dass es den Vega-Grafikkarten egal ist, ob ein, zwei oder drei Monitore angeschlossen sind. Dies ändert an der Leistungsaufnahme überhaupt nichts.
Der Stromhunger auf YouTube
Für High-End-Grafikkarten schneiden die Probanden auch gut im Ultra-HD-Betrieb auf YouTube ab. Die Radeon RX Vega 64 kommt auf 32 Watt und die Radeon RX Vega 56 auf 31 Watt, womit die Grafikkarten exakt auf dem Niveau der Radeon RX 580 liegen. Die GeForce GTX 1070 und die GeForce GTX 1080 benötigen mit 39 Watt mehr Energie.
Der Stromhunger im Spielen
Die Radeon RX Vega 56 benötigt in Spielen durchschnittlich 233 Watt. Das sind 19 Watt weniger als bei der Radeon R9 Fury X und etwa 45 Watt mehr als mit der Radeon RX 580. Im Vergleich zur externen Konkurrenz sieht es dagegen weniger gut aus: Die GeForce GTX 1070 Founders Edition benötigt 139 Watt, eine gleich schnelle Partnerkarte 170 Watt. Die Energieeffizienz von Vega hat damit zwar gegenüber Fiji und auch Polaris zugenommen. Nvidias Pascal-Architektur ist aber immer noch deutlich effizienter unter Last.
Besonders deutlich wird dies bei der Radeon RX Vega 64. Diese macht eine Punktlandung bei den von AMD für die luftgekühlte Variante angekündigten 300 Watt. Das sind selbst 29 Watt mehr als eine von Haus aus übertaktete GeForce GTX 1080 Ti benötigt, die deutlich schneller ist. Die vergleichbar schnelle GeForce GTX 1080 Founders Edition gibt sich mit deutlich geringeren 157 Watt zufrieden – also nur etwas mehr als der Hälfte.
Maximiert man das Power Target, explodiert der Leistungsbedarf deutlich: Die Radeon RX Vega 56 genehmigt sich dann zusätzliche 109 Watt und erreicht im Schnitt 342 Watt. Die Radeon RX Vega 64 kommt auf Plus 106 Watt und knackt damit gar die 400-Watt-Schallmauer. Das ist ein Wert, den man selbst mit einer stark übertakteten GeForce GTX 1080 Ti nicht einmal im Ansatz erreicht. Partnerdesigns mit mehr Spielraum beim Verbrauch werden es nicht leicht haben, leise zu bleiben.
Performance pro Watt
Die Messwerte spiegeln sich auch im Verhältnis zur Leistung wieder. Dabei zeigt sich: AMD fährt die Radeon RX Vega 56 nicht ans Maximum aus, was sich bei der Performance pro Watt positiv bemerkbar macht. Die Grafikkarte rendert etwas energieeffizienter als die Radeon RX 580 und schafft es knapp, die effizienteste Grafikkarte von AMD zu sein. Gegenüber Nvidias Pascal-Architektur hilft dies aber nicht im Ansatz. Diese ist in jeder Ausführung deutlich effizienter.
Die Radeon RX Vega 64 ist dagegen etwas mehr auf Performance getrimmt und verliert daher gegenüber der kleineren Version an Effizienz. Sie liegt noch eben so auf dem Niveau einer übertakteten Radeon RX 580. Die maximierten Varianten arbeiten dann deutlich ineffizienter und schaffen es gerade noch so auf das Niveau der Radeon R9 Fury X.
Übertakten bringt spürbar mehr Leistung
Die Radeon RX 64 lässt - ausgehend vom Betriebszustand mit 150 Prozent Power Target – ein zusätzliches Frequenz-Plus von 72 MHz bei der Vega-10-GPU zu, bevor es zu ersten Abstürzen kommt. Damit arbeitet der höchste Power State mit 1.702 MHz anstatt mit 1.630 MHz, maximal möglich wären 1.750 MHz. Der acht Gigabyte große HBM2-Speicher lässt sich von 945 MHz auf 1.100 MHz übertakten.
Bei der Radeon RX Vega 56 fällt der Taktzuschlag vom höchsten DPM-State mit 1.677 MHz sehr ähnlich aus. Das sind zusätzliche 87 MHz und maximal arbeitet der Rechenkern dann mit 1.720 MHz. Der HBM2-Speicher lässt sich mit 950 MHz anstatt mit 800 MHz ansteuern, bevor es zu Grafikfehlern kommt – nicht einmal das Basisniveau der größeren Grafikkarte wird also erreicht.
In Verbindung mit einem maximierten Power Target lässt sich inklusive Übertakten viel Performance aus beiden Vega-Grafikkarten heraus holen. Die Radeon RX Vega 64 kann insgesamt um 16 Prozent zulegen – zehn Prozent gibt es alleine durch das höhere Power Target und weitere sechs Prozent durch die höheren Taktraten. In einigen Spielen kommt das AMD-Flaggschiff so fast an eine GeForce GTX 1080 Ti Founders Edition heran.
Die Radeon RX Vega 56 lässt sich um 14 Prozent und damit sehr ähnlich beschleunigen. Das ausgefahrene Power Target bringt gut sieben Prozent, der höhere Takt knapp sieben Prozent. Damit ist eine voll ausgefahrene Radeon RX Vega 56 schneller als eine Radeon RX 64 mit den Standardeinstellungen.
Nicht vergessen werden sollte dabei jedoch, dass durch die Maßnahmen sowohl Lautstärke als auch Leistungsaufnahme bei beiden Referenzmodellen massiv ansteigen.