SFX-Netzteile bis 40 Euro im Test: Günstig und billig im kompakten Format
2/5Technik im Detail analysiert
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Auf den ersten Blick handelt es sich um die gleiche Technik, die im Chieftec SFX-350BS und Kolink SFX-250 eingesetzt wird. Beide Netzteile nutzen nämlich dieselbe technische Basis von Sirfa. Welcher Fertiger hinter dem Argus SFX-300W von Inter-Tech steckt, kann nicht mit hoher Sicherheit gesagt werden. Letztendlich kann auch ein sehr kleiner Betrieb dafür verantwortlich sein, der noch nicht in Erscheinung getreten ist. FSP produziert sein Netzteil hingegen selbst. In der prinzipiellen Konvertertechnologie unterscheiden sich die Testprobanden nur minimal. Diese lässt sich mit einer aktiven PFC und einem Forward-Wandler mit Schottky-Dioden auf der Sekundärseite zur Gleichrichtung zusammenfassen. Statt eines Double-Forward- hat FSP jedoch einen Standard-Forward-Konverter für das 200-Watt-Netzteil als ausreichend empfunden.
Technische Daten | Chieftec | FSP | Inter-Tech | Kolink |
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Primärseite | ||||
EMV-Filter | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-Drosseln | 1 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-, 1 DM-Drossel(n), Ferrit | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-, 2 DM-Drosseln | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-Drosseln |
Sicherungen | Feinsicherung, MOV | |||
Aktive PFC | 1 MOSFET (ST STP10NK60ZFP), 1 Diode (Taiwan Semi UG8J) | 1 MOSFET (Fairchild FDPF16N50), 1 Diode (NXP BYC5-600) | 1 MOSFET, 1 Diode (ST STTH8R06) | 1 MOSFET (SA07N50A), 1 Diode (Taiwan Semi UG8J) |
Einschaltstrombegrenzer | NTC | – | NTC | |
Zwischenkreiskondensator | Teapo (SK-Serie) 150 µF, 400 V, 85 °C | Teapo (SH-Serie) 100 µF, 450 V, 105 °C | Jun Fu (CG-Serie) 150 µF, 450 V, 85 °C | Teapo (SK-Serie) 150 µF, 400 V, 85 °C |
Konvertertopologie | Double Forward | Forward | Double Forward | |
Schalter | 2 KEC KF13N50 | Infineon SPA08N80C3 | 2 Silan SVF13N50 | 2 Inpower FTP04N60D |
Sekundärseite | ||||
Wandlung Minor-Rails (5 V und 3,3 V) | gruppenreguliert; 3,3 V mittels Magnetverstärker | |||
Gleichrichter +12 V | 2 SBRs (PFC PFR30L45CT) | 1 SBR (PFC PFR20L60CT) | 2 SBRs (PFC PFR20L60CT) | 1 SBR (PFC PFR30L45CT) |
Gleichrichter 5 V | 1 SBR (PFC PFR30L45CT) | 1 SBR (PFC PFR30V30CT) | 1 SBR (PFC PFR30V30CT) | 1 SBR (PFC PFR30L30CT) |
Gleichrichter 3,3 V | 1 SBR (PFC PFR30L45CT) | 1 SBR (PFC PFR30L40CT) | 1 SBR | 1 SBR (PFC PFR30L30CT) |
Filterkondensatoren +12 V | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF | 1 Teapo-Elko (SY-Serie) 1.000 µF und 1 Capxon-Elko (GF-Serie) 470 µF | 2 Chengx-Elkos (GR-Serie) 2.200 und 1.000 µF | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF |
Filterkondensatoren 5 V | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF | 1 Capxon-Elko (LZ-Serie) 1.500 µF und 1 Capxon-Elko (GF-Serie) 470 µF | 1 Chengx-Elko (GR-Serie) 1.500 und 1 Asiax-Elko (TM-Serie) 1.000 µF | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF |
Filterkondensatoren 3,3 V | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF | 1 Capxon-Elko (LZ-Serie) 1.500 µF und 1 Capxon-Elko (GF-Serie) 470 µF | 1 Chengx-Elko (GR-Serie) 1.500 µF und 1 Asiax-Elko (TM-Serie) 1.000 µF | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF |
Filterkondensatoren 5 VSB | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF | 1 Capxon-Elko (LZ-Serie) 1.500 µF und 1 Capxon-Elko (GF-Serie) 470 µF | 1 Chengx-Elko (GR-Serie) 1.500 µF und 1 Nippon-Chemi-Con-Elko (KY-Serie) 1.000 µF | 2 Teapo-Elkos (SC-Serie) 1.000 µF |
Supervisor-IC | Weltrend WT7502V | Siti PS113 | Weltrend WT751002 | Weltrend WT7502V |
Lüfter | ||||
Modellbezeichnung | Globe Fan S0801512M | Protechnic MGA6012YR-O10 | Shenzhen Qihuida Technology QH8015SE 12M | Globe Fan S0801512M |
Technische Daten | 80 mm, 2.500 UPM, Sleeve-Gleitlager | 60 mm, 5.400 UPM, Rifle-Gleitlager | 80 mm, Sleeve-Gleitlager | 80 mm, 2.500 UPM, Sleeve-Gleitlager |
Auf der Eingangsseite wurde die Netzfilterung für jedes Netzteil individuell dimensioniert. Inter-Tech musste besondere Maßnahmen zur Dämpfung von Gegentaktströmen mittels zweier Drosseln auf Phasen- beziehungsweise Neutralleiter ergreifen – ansonsten kann eine typische Anzahl an Filterelementen vorgefunden werden. Da bei Netzteilen mit kleiner Nennleistung und dementsprechend kleinerem Elektrolytkondensator auf der Primärseite der Einschaltstrom weniger bedenkliche Werte annimmt, halten FSP und Inter-Tech eine Begrenzung dieses Stroms für unnötig. Chieftec und Kolink auf der anderen Seite verbauen einen NTC-Widerstand, der bei Betriebstemperatur einen niedrigeren Widerstand besitzt, um dabei möglichst geringe Verluste zu verursachen.
Alle Netzteile haben eine aktive PFC verbaut, die gegenüber ihrem passiven Gegenstück einen besseren Wirkungsgrad besitzt und weniger Störströme in das Niederspannungsnetz abgibt. Gerade bei sehr günstigen Netzteilen ist die viel einfachere passive Variante durchaus noch im Einsatz, weil die Einsparung zweier Halbleiter und eines Regel-ICs Kostenvorteile bedeutet. Drei der Netzteile verwenden einen Teapo-Elko zur Zwischenspeicherung der Energie, Inter-Tech setzt hierbei mit Jun Fu auf eine weniger populäre Marke. Aber nur FSP nutzt einen langlebigeren Typ mit einer 105-°C-Temperaturbewertung.
Die Testprobanden verwenden durchwegs Schottky-Gleichrichterdioden von PFC Device. Chieftec und Inter-Tech haben dabei auf der 12-Volt-Schiene eine Parallelschaltung zweier Gleichrichter durchführen müssen, damit die maximale Stromtragfähigkeit beziehungsweise die zulässige Betriebstemperatur nicht überschritten wird. FSP vertraut auf einen 20-Ampere-Gleichrichter auf der 12-Volt-Schiene, der bei dem Nennstrom von 15 Ampere relativ nahe an seinem Maximum betrieben wird. Je nach Kühlung muss ein größerer Puffer eingeplant werden, weshalb gerne eine Überdimensionierung auf den doppelten Nennwert in Kauf genommen wird.
No-Name- versus Marken-Elkos
Für die Filter-Elkos auf den Ausgangsschienen können ganz unterschiedliche Realisierungen vorgefunden werden. Inter-Tech rühmt sich erneut nicht mit wohlbekannten Marken, sondern mit Kondensatoren von fragwürdiger Qualität – als einzige Ausnahme kann ein relativ guter japanischer Elko auf der 5-VSB-Schiene gesehen werden. Chieftec und Kolink setzen durchgängig auf Modelle von Teapo. Bei FSP ist es ein Mix aus Teapo und Capxon.
Im Gegensatz zu den MOSFETs der Primärseite im FullPak-Gehäuse sind die Schottky-Dioden in einem TO-220-Gehäuse, das eine relativ gute Wärmeleitfähigkeit besitzt. Der Temperaturabgriff zur Lüftersteuerung wurde jeweils mit einem Thermistor am sekundärseitigen Kühlkörper realisiert, sodass die hitzigen Dioden effektiv gekühlt werden können.
Mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen von Inter-Tech
FSP hat etwas mit der Lötqualität zu kämpfen, weil viele Lötstellen kleine Lufteinschlüsse aufweisen und an nachbearbeiteten Punkten zu viel Lot aufgetragen wurde. Besser gefallen hierbei die Umsetzungen von Chieftec und Kolink. An dieser Stelle gibt es auch keine Kritik an Inter-Tech zu äußern. Des Weiteren sind die elektromagnetische Abschirmung der Netzfilter vom restlichen Netzteil und das Verkleben der beiden Trafo-Ferritkernhälften zur Geräuschreduzierung in diesem Fall sinnvolle Erweiterungen. Bedenklich stimmt einzig die Kabelführung einer Netzleitung, die den sekundärseitigen Kühlkörper berührt und dadurch Standards von Luft- und Kriechstrecken missachtet. Zudem besteht mit einem Ausfall des Lüfters eine konkrete Sicherheitsgefahr, weil die hohen Temperaturen dieses Kühlkörpers die Isolation der Netzleitung zum Schmelzen bringen kann.
Die Schutzschaltungen wurden nur auf das Nötigste beschränkt, was an den Supervisor-ICs ersichtlich wird. Inter-Tech setzt mit dem Weltrend WT751002 auf die rudimentärste Überwachung, das restliche Testfeld setzt auf etwas bessere Chips.
Gleitlagerlüfter mit hoher Nenndrehzahl
Der nur 60 mm messende Lüfter im FSP200-50GSV-5K verfügt über ein langlebigeres Rifle-Gleitlager. Die restlichen Testmuster können hingegen nur mit einem einfachen Sleeve-Gleitlager aufwarten. In der Tiefe messen alle Modelle lediglich 12 mm und sind damit knapp halb so groß wie die Lüfter, die in ATX-Netzteilen vorgefunden werden können. Dieses Defizit und der kleinere Durchmesser müssen mit einer höheren Drehzahl ausgeglichen werden, weshalb die Nenndrehzahl mit 2.500 und 5.400 UPM vergleichsweise hoch ist.