Im Test vor 15 Jahren: Athlon XP 2600+ und 2400+ in 130 nm mit Thoroughbred B
tl;dr: Intel eilte Mitte 2002 bei der Leistung davon. Doch mit der zweiten Generation der 130-nm-Thoroughbred-CPUs holte AMD wieder auf: Athlon XP 2600+ und 2400+ konnten deutlich höher takten. Zur Änderung des Performance-Ratings sah sich AMD kurz vor FSB333 trotzdem gezwungen.
AMD musste aufholen
Im Herbst 2002 galt es für AMD aufzuholen: Intel war mit dem Pentium 4 bereits im Januar auf 130 nm gewechselt und kratzte im Sommer 2002 an der 3,0-GHz-Marke. Der Athlon mit Palomino-Kern in 180 nm hing wiederum bei einem Takt von 1.733 MHz und einem „Performance-Rating“ von 2100+ fest – im Durchschnitt erreichte er also in etwa eine Leistung wie ein Pentium 4 mit 2,1 GHz.
Der erste Thoroughbred enttäuschte
Die Aufholjagd ermöglichen sollte der Wechsel auf den Thoroughbred-Kern, der ebenfalls in 130 nm gefertigt wurde. Die erste Generation enttäuschte allerdings: Nur 67 MHz mehr Takt konnte AMD der Architektur entlocken, der darauf aufbauende Athlon XP 2200+ war damit nicht nur in der Bezeichnung kaum schneller als der Vorgänger.
Doch binnen Monaten legte AMD den Thoroughbred neu auf. Der neue „Thoroughbred B“ ließ sich dank optimierter Fertigung und dem Wechsel von acht auf neun Lagen Silizium höher Takten, zwei neue CPUs mit 2.000 und 2.133 MHz wurden möglich: der Athlon XP 2400+ und der Ahtlon XP 2600+ (Test).
Ein neues P-Rating
AMDs Prozessoren kamen vor 15 Jahren nicht mit einer Taktangabe sondern einem Performance-Rating (P-Rating) auf den Markt. Und auch wenn es offiziell nie einen Bezug zur Leistung des Pentium 4 hatte, passten die Athlon-Performance-Klassen in der Regel sehr gut zur Leistung des jeweiligen Gegenspielers – im Durchschnitt.
Nach der alten Formel Takt * 1,5 - 500 hätten die neuen Thoroughbred-B-CPUs allerdings als XP 2500+ und XP 2700+ auf den Markt kommen müssen. Doch AMD hatte die Formel angepasst: Takt * 1,5 – 600 lautete die neue Rechenweise.
Da Thoroughbred B selbst dieselbe IPC wie Palomino oder Thoroughbred besaß, sah ComputerBase in AMDs Anpassung damals eine unausgesprochene Bestätigung des Pentium-4-Bezugs. Der hatte nämlich kurz zuvor auf einen effektiv 533 MHz schnellen Front-Side-Bus gewechselt, was ihn bei gleichem Takt schneller werden ließ. Das alte XP-Rating hätte AMDs CPUs im Vergleich zur schnelleren Konkurrenz also zu gut aussehen lassen. Bestätigt wurde aber auch das nie.
Im Test noch nicht am Ziel
Im Test wurden Athlon XP 2400+ und Athlon XP 2600+ den neuen Leistungsangaben dann auch eher gerecht als den von AMD nicht mehr gewählten höheren Bezeichnungen. Übertroffen wurden der Pentium 4 2,4 GHz sowie der Pentium 4 2,6 GHz mit „altem“ FSB400 zwar ebenfalls nicht, der Abstand war aber nicht der Rede wert. Der enttäuschende erste Thoroughbred-Prozessor wurde um zwölf Prozent abgehängt. Die schnellsten Pentium 4 waren mit schnellem Speicher noch einmal bis zu 14 Prozent schneller.
Erstaunlich niedrig fiel die Leistungsaufnahme aus. AMD hatte es mit dem Thoroughbred B nicht nur geschafft, den Takt deutlich anzuheben, der neue XP 2600+ verbrauchte dabei auch nur so viel wie der alte XP 2200+ mit Thoroughbred A.
Das neue Topmodell war allerdings kein Schnäppchen: 297 Euro sollte die CPU zur offiziellen – und gegenüber der USA verzögerten – Markteinführung kosten. Und damit war sie teurer als der Pentium 4 mit 2,50 GHz (FSB400) und 2,53 GHz (FSB533). Besser sah es da für den XP 2400+ aus, der preislich auf Augenhöhe mit der gleich schnellen Konkurrenz rangierte und dessen Plattform günstiger war. Übertakten konnten ihn Anwender auch.
Das Angebot an aktuellen Prozessoren von Intel und AMD gestaltete sich damit Ende September 2002 wie folgt: Bei Intel gab es den Northwood mit FSB400 und FSB533 mit Plattformen für Rambus- und DDR-DRAM, bei AMD CPUs auf Basis von Palomino und Thoroughbred A sowie B.
Merkmale | Pentium 4 (FSB400) | Pentium 4 (FSB533) | Athlon XP | Athlon XP |
---|---|---|---|---|
Kern | Northwood | Northwood | Palomino | Thoroughbred |
Fertigung | 0,13µm | 0,13µm | 0,18µm | 0,13µm |
Sockel | Sockel 478 | Sockel 478 | SockelA | SockelA |
Taktrate (Stepping) | 1600 MHz 1800 MHz 2000 MHz 2200 MHz 2400 MHz 2500 MHz (nC1) 2600 MHz (nC1) |
2266 MHz 2400 MHz 2533 MHz 2666 MHz (nC1) 2800 MHz (nC1) |
1333 MHz (1500+) 1400 MHz (1600+) 1466 MHz (1700+) 1533 MHz (1800+) 1600 MHz (1900+) 1666 MHz (2000+) 1733 MHz (2100+) |
1800 MHz (2200+) 2000 MHz (2400+)* 2133 MHz (2600+)* *Thoroughbred "B" |
Transistoren | 55 Millionen | 55 Millionen | 37,5 Millionen | 37,5 Millionen |
DIE-Size | 146 mm2 131mm² (nC1) |
146 mm2 131mm² (nC1) |
128 mm2 | 80 mm2 (T-Bred "A") 84 mm2 (T-Bred "B") |
Front-Side-Bus | 400 MHz QDR | 533 MHz QDR | 266 MHz DDR | 266 MHz DDR |
L1-Execution-Cache | 12.000 µ-Ops | 12.000 µ-Ops | 64 KB | 64 KB |
L1-Daten-Cache | 8 KB | 8 KB | 64 KB | 64 KB |
L1-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt |
L2-Cache | 512KB | 512 KB | 256KB | 256KB |
L2-Anbindung | 256 Bit | 256 Bit | 64 Bit | 64 Bit |
L2-Cache-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt | CPU-Takt |
Hardware Data Prefetching | Ja | Ja | Ja | Ja |
VCore | 1,5 Volt 1,525 Volt (nC1) |
1,5 Volt 1,525 Volt (nC1) |
1,75 Volt | 1,65 Volt |
Befehlssätze | MMX SSE / SSE2 |
MMX SSE / SSE2 |
MMX / 3DNow! 3DNow!+ / SSE |
MMX / 3DNow! 3DNow!+ / SSE |
Temperatur Diode | Ja | Ja | Ja | Ja |
Multiprozessor-fähig | Nein | Nein | Nein | Nein |
CPU-Architektur | 20-stufige Pipeline | 20-stufige Pipeline | 15-stufige (FPU) 10-stufige (ALU) Pipeline |
15-stufige (FPU) 10-stufige (ALU) Pipeline |
Die Zeit für FSB333 war reif
Alle von AMD damals angebotenen CPUs hatten allerdings eines gemein: Den mit effektiv 266 MHz taktenden Front-Side-Bus. Schnellerer Speicher vom Typ DDR333 konnte so nur inoffiziell und auch nicht auf allen Mainboards genutzt werden, es kam immer auf den Chipsatz und die im BIOS gebotenen Takt-Teiler an; und in jedem Fall ging es um Overclocking.
Am Ende des Tests von Athlon XP 2400+ und 2600+ stand damit ein weiteres Mal fest: „Um die Vorteile von DDR333 endlich voll ausnutzen zu können, muss der Front-Side-Bus des Athlon XP auf 166 MHz angehoben werden. AMD muss und wird diesen Weg gehen. [...] Erst dann dürfte ein Athlon XP in die Leistungsregionen eines Pentium 4 mit 2,8 GHz vorstoßen können.“ Welchen positiven Effekt das auf die Leistung haben würde, hatte ComputerBase bereits einen Monat zuvor an einem XP 1600+ gezeigt.
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In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
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