Ryzen Threadripper vs. Core X im Test: 1900X und i7-7820X mit acht Kernen im Duell
tl;dr: AMD Ryzen Threadripper 1950X und 1920X bieten im Vergleich zur Konkurrenz mehr Kerne mit mehr Leistung zum gleichen Preis. Doch das Leistungs-Duell Ryzen Threadripper 1900X mit acht Kernen gegen den Core i7-7820X mit acht Kernen geht im Test zu Gunsten von Intel aus. Vorteile bleiben AMD bei der Plattform.
AMD Ryzen Threadripper 1900X im Detail
Der Ryzen Threadripper 1900X ist eine Besonderheit: Zwei Acht-Kern-Prozessor-Dies jeweils um vier Kerne zu kastrieren; um sie dann anschließend wieder zu einem Acht-Kern-Prozessor zusammen zu schalten, das ist bisher einzigartig. Aber nur so gibt es auch die doppelte Anzahl an Speicherkanälen sowie die zusätzlichen PCIe-Lanes, die die Threadripper-Plattform von AMD rund um den markant riesigen LGA-Sockel TR4 mit 4.094 Kontaktflächen auszeichnet. Und genau damit soll die Einsteiger-CPU auf dieser High-End-Plattform auch in erster Linie punkten.
Mit allen Vorzügen von 1950X und 1920X
Sie bietet die gleiche Anschlussvielfalt wie die Topmodelle und damit deutlich mehr als die Mainstream-Plattform mit AM4 für Ryzen und auch als die kleinsten Skylake-X Core i7-7800X (Test) und Core i7-7820X mit ihren kastrierten PCIe-Lanes. Damit auch die CPU als solche etwas besser dasteht als der Ryzen 7 1800X (Test), liegen der Basis-Takt und der Turbo-Takt in allen Betriebsmodi etwas höher. Zugleich verharrt die TDP mit 180 Watt auf dem Niveau der großen Threadripper und damit 85 Watt über der von Ryzen.
Kerne/Threads | Takt Basis | Turbo (inkl. XFR) 1 / 2 / 4 / 4+ Kerne |
L2/L3-Cache | PCIe-Lanes* | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen Threadripper 1950X | 16 / 32 | 3,4 GHz | 4,2 / 4,2 / 4,2 / 3,7 GHz | 8 MB/32 MB | 64 | 180 Watt | 1.000 Euro |
Ryzen Threadripper 1920X | 12 / 24 | 3,5 GHz | 4,2 / 4,2 / 4,2 / 3,7 GHz | 6 MB/32 MB | 64 | 180 Watt | 772 Euro |
Ryzen Threadripper 1900X | 8 / 16 | 3,8 GHz | 4,2 / 4,2 / 4,2 / 3,8 GHz | 4 MB/16 MB | 64 | 180 Watt | 539 Euro |
Ryzen 7 1800X | 8 / 16 | 3,6 GHz | 4,1 / 4,0 / 3,7 / 3,7 GHz | 4 MB/16 MB | 24 | 95 Watt | 433 Euro |
Ryzen 7 1700X | 8 / 16 | 3,4 GHz | 3,9 / 3,8 / 3,5 / 3,5 GHz | 4 MB/16 MB | 24 | 95 Watt | 325 Euro |
Ryzen 7 1700 | 8 / 16 | 3,0 GHz | 3,75 / 3,7 / 3,2 / 3,2 GHz | 4 MB/16 MB | 24 | 65 Watt | 291 Euro |
* vier Lanes werden für die Chipsatzanbindung genutzt |
Mindestens 350 Euro teurer als Ryzen 7 1800X
Offiziell liegen die beiden Acht-Kern-CPUs Ryzen 7 1800X und Ryzen Threadripper 1900X in Deutschland beim Preis mit 559 Euro gleich auf, doch im Handel sieht es aktuell noch deutlich anders aus: Knapp 110 Euro Mehrkosten sprechen in dem Fall zu Ungunsten des 1900X. Begleitet natürlich auch noch von dem Umstand, dass eine Hauptplatine mit X399-Chipsatz mindestens 200 Euro mehr kostet und im Idealfall natürlich auch zwei Speicherriegel mehr zum Einsatz kommen müssen, um das Quad-Channel-Interface zu nutzen. Unter 350 Euro Mehrkosten ist dies nicht machbar, realistisch gesehen sind es sogar eher 400 bis 500 Euro.
Die X399-Plattform rund um AMD Ryzen Threadripper machte zur Einführung vor wenigen Wochen mit Ryzen Threadripper 1950X und 1920X (Test) dafür einen sehr ausgereiften Eindruck, bei dem AMD nicht die Fehler des Ryzen-7-Starts im März wiederholt hat. Einzig und allein die Auswahl und Lieferbarkeit an X399-Mainboards und (Luft-)Kühlern ist derzeit noch stark eingeschränkt. Weitere Hardware ist aber im Zulauf, erklären sowohl der Hersteller als auch die Partner.
Neue Benchmarks mit aktualisiertem BIOS
Für den heutigen Test musste gegenüber dem Ursprungs-Artikel zu Threadripper das BIOS des Asus Zenith Extreme auf Version 0503 aktualisiert werden. Mit der vorangegangen Version gab es einige kleinere Probleme, offiziell vermeldet die Support-Webseite auch heute noch gar keine Unterstützung für den 1900X – mit BIOS 0503 vom 16. August funktioniert dieser aber problemlos.
Intel Core i7-7820X im Detail
Skylake-X hinterließ zum Start Ende Mai im Test des Core i9-7900X keine besonders gute Figur: Nur ein Modell mit zehn Kernen wurde als Aushängeschild präsentiert und die neue X299-Plattform war quasi noch im Beta-Status aufgestellt – Parallelen zum AMD-Ryzen-7-Start im März waren mehr als deutlich erkennbar.
Doch auch bei X299 hat sich in den letzten Wochen und Monaten einiges getan. Zum Start der Zwölf-Kern-Prozessoren zu Beginn des meteorologischen Herbsts und den noch folgenden Topmodellen mit 14, 16 und sogar 18 Kernen Ende September ist die Plattform (beim Kunden) gereift.
Skylake-X mit acht Kernen und Turbo 3.0 aber weniger PCIe
Der Acht-Kerner Core i7-7820X ist so etwas wie das Bindeglied zwischen dem Einstieg und der absoluten Oberklasse, die erst bei knapp 1.000 Euro beginnt. Die CPU muss im Gegensatz zum Core i7-7800X nicht auf DDR4-2666 und Turbo 3.0 verzichten, einzig die PCIe-Lanes bleiben von 44 auf 28 gekürzt. Zudem spendiert Intel dem Core i7-7820X deutlich mehr Takt bei gleicher TDP – die jedoch wie immer nichts über die reale maximale Leistungsaufnahme im Alltag aussagt.
Modell | Kerne / Threads |
Takt / mit Turbo (max.) |
Turbo 3.0 | L3-Cache | RAM-Support | PCIe-Lanes | TDP | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Skylake-X | ||||||||
Core i9-7980XE | 18/36 | 2,6/4,2 GHz | 4,4 GHz | 24,75 MB | DDR4-2.666 | 44 | 165 W | $1.999 |
Core i9-7960X | 16/32 | 2,8/4,2 GHz | 4,4 GHz | 22,00 MB | DDR4-2.666 | 44 | 165 W | $1.699 |
Core i9-7940X | 14/28 | 3,1/4,3 GHz | 4,4 GHz | 19,25 MB | DDR4-2.666 | 44 | 165 W | $1.399 |
Core i9-7920X | 12/24 | 2,9/4,3 GHz | 4,4 GHz | 16,50 MB | DDR4-2.666 | 44 | 165 W | 1.108 Euro |
Core i9-7900X | 10/20 | 3,3/4,3 GHz | 4,5 GHz | 13,75 MB | DDR4-2.666 | 44 | 140 W | 919 Euro |
Core i7-7820X | 8/16 | 3,6/4,3 GHz | 4,5 GHz | 11,00 MB | DDR4-2.666 | 28 | 140 W | 548 Euro |
Core i7-7800X | 6/12 | 3,5/4,0 GHz | – | 8,25 MB | DDR4-2.400 | 28 | 140 W | 353 Euro |
Broadwell-E | ||||||||
Core i7-6950X | 10/20 | 3,0/3,5 GHz | 4,0 GHz | 25,00 MB | DDR4-2.400 | 40 | 140 W | 1.350 Euro |
Core i7-6900K | 8/16 | 3,2/3,7 GHz | 4,0 GHz | 20,00 MB | DDR4-2.400 | 40 | 140 W | 903 Euro |
Core i7-6850K | 6/12 | 3,6/3,8 GHz | 4,0 GHz | 15,00 MB | DDR4-2.400 | 40 | 140 W | 337 Euro |
Core i7-6800K | 6/12 | 3,4/3,6 GHz | 3,8 GHz | 15,00 MB | DDR4-2.400 | 28 | 140 W | 317 Euro |
Bis zu 800 MHz mehr Takt als der Vorgänger
Der Vergleich zum Vorgänger geht wie üblich in den letzten Generationen nicht mehr nur anhand der Basis-Spezifikationen. Denn dem Turbo-Modus bei Auslastung verschieden vieler Kerne kommt eine entscheidende Rolle zu. Und dort lohnt sich der Vergleich zum Vorgänger insbesondere dann, wenn der Blick auf den Acht- und Zehn-Kern-Prozessor gelegt wird, denn die Unterschiede sind mitunter riesig.
Prozessor | Basistakt | Turbo 2.0 (Last auf 5-10 Kernen) |
Turbo 2.0 (Last auf 3-4 Kernen) |
Turbo 2.0 (Last auf 1-2 Kernen) |
Turbo 3.0* (Last 1 / 2 Kerne) |
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Intel Core i7-7820X (8C/16T) | 3,6 GHz | 4,0 GHz | 4,1 GHz | 4,3 GHz | 4,5 / 4,5 GHz |
Intel Core i7-6900K (8C/16T) | 3,2 GHz | 3,5 GHz | 3,5 GHz | 3,7 GHz | 4,0 / 3,7 GHz |
Intel Core i7-6950X (10C/20T) | 3,0 GHz | 3,4 GHz | 3,4 GHz | 3,5 GHz | 4,0 / 3,5 GHz |
*Turbo 3.0 bei Broadwell-E nur für ein Kern, bei Skylake-X für zwei Kerne. |
400, 500, 600 oder gar 800 MHz mehr bietet der neue Acht-Kern-Prozessor im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger. Gegenüber dem Zehn-Kern-Prozessor Core i7-6950X weist der Core i7-7820X mitunter sogar ein Plus von 1.000 MHz vor – damit ist schon jetzt klar, dass er diesem nicht nur gefährlich wird, sondern ihn sogar überholen wird. Mit den Taktraten liegt der Acht-Kerner zudem sogar über dem Sechs-Kern-Prozessor Core i7-7800X, dem zudem der Turbo 3.0 und schnellerer Speicher verwehrt wird – auch dort ist deshalb ein deutlicher Abstand zu erwarten.
Die Beta-Plattform X299 wird marktreif
„Reift beim Kunden“, diese Floskel für überstürzt veröffentlichte und/oder zu früh im Handel stehende Produkte galt bisher auch für Skylake-X. Doch BIOS-Updates haben in den letzten Wochen und Monaten die Reife herbeigeführt, sodass nun eine Plattform im Handel steht, die problemlos arbeitet. Dies zeigt sich auch beim im Test verwendeten Asus Strix X299-E Gaming. Mit dem letzten BIOS 0702 wurde nicht nur die bisher viel zu hohe Leistungsaufnahme im Leerlauf deutlich gesenkt, auch steigt die Leistung minimal. Ein Grund dafür ist im Changelog der letzten Varianten zu finden: Ein neuer Microcode für die Skylake-X-CPUs kommt zum Einsatz.
Die Krux mit dem AVX-Takt
Deutlicher wird in den BIOS-Einstellungen nun auch, dass es bei Skylake-X einen AVX-Offset gibt – so wie die Server-Prozessoren aus der Xeon-Familie ihn seit einigen Jahren einsetzen. Er senkt beim Einsatz von AVX den maximal möglichen Takt der CPU. Intel dokumentiert dieses Feature bei Skylake-X aber weiterhin nicht, auch wiederholte Anfragen blieben unbeantwortet. Asus erklärte gegenüber ComputerBase, dass bei Deaktivierung des Features „MultiCore Enhancement“ die Intel-Vorgaben der CPU umgesetzt werden, der Takt also den Vorgaben entsprechend fällt.
Die AVX-Taktraten sind bei der neuen Familie von Skylake-High-End-CPUs erstmals aufgeteilt in AVX (2.0) und das neue AVX-512. Vom maximal möglichen Turbo-Takt für alle Threads von 4,0 GHz bleibt beim Core i7-7820X bei Nutzung von einfachem AVX noch 3,8 GHz übrig, für AVX-512 stehen nur noch 3,6 GHz zur Verfügung - das entspricht dem Basistakt. Ein ähnliches Vorgehen wird auch bei den anderen Skylake-X-CPUs an den Tag gelegt. Bei maximaler AVX-Last ist je nach Modell kein Zugewinn über dem Basistakt drin, einzelne Ableger können aber 100 oder auch 200 MHz drauflegen.
Erst zu Wochenanfang bestätigte Intel gegenüber ComputerBase, dass die Ähnlichkeiten zu den Xeon-SP aber noch viel markanter sind als gedacht. Denn wie im Server kann auch im Desktop unter AVX noch ein Turbo nach Generation 2 oder 3 anliegen, was das Prozedere noch komplizierter macht. Der Turbo hat auch Auswirkungen auf den Basistakt, der so unter die Frequenz fallen kann, mit der die CPU eigentlich ausgeschrieben ist. Auch das ist seit Jahren von den Xeon bekannt.
Detaillierte Angaben zu den jeweiligen Taktstufen aller Core X lässt Intel auch heute aber noch missen. Mit aller Deutlichkeit wurde seitens ComputerBase aber noch einmal darauf gedrängt, diese doch zu publizieren, da spätestens beim 18-Kern-Prozessor die Frequenzen extrem abweichen können.
AVX-Taktraten am Beispiel der Xeon
Das Beispiel Xeon Gold 6154 mit 18 Kernen macht vor, wie es ähnlich auch beim Core i7-7980XE aussehen wird. Während der Basistakt des Xeon mit 3,0 GHz beziffert wird, arbeitet er in normalen Anwendungen stets mit 3,7 GHz. Bei AVX-Last sinken die Taktraten bereits auf 3,6 bis 3,3 GHz. Mit AVX-512 sinkt der Takt dann sogar auf 2,7 bis 3,5 GHz, ein Minus von 1.000 MHz bei Last auf allen Kernen. Der Core i7-7980XE wird mit höherem Basistakt ins Rennen gehen, aber dennoch werden Turbo-Modi in ähnlichen Regionen erwartet. Denn die Physik lässt sich unter Einhaltung einer bestimmten TDP nicht austricksen.
Modus | Basistakt | Turbo-Taktraten bei x aktiven Kernen beim Xeon Gold 6154 | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | ||
Normal | 3,00 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz | 3,70 GHz |
AVX2 | 2,60 GHz | 3,60 GHz | 3,60 GHz | 3,40 GHz | 3,40 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz |
AVX512 | 2,10 GHz | 3,50 GHz | 3,50 GHz | 3,30 GHz | 3,30 GHz | 3,20 GHz | 3,20 GHz | 3,20 GHz | 3,20 GHz | 3,10 GHz | 3,10 GHz | 3,10 GHz | 3,10 GHz | 2,80 GHz | 2,80 GHz | 2,80 GHz | 2,80 GHz | 2,70 GHz | 2,70 GHz |