„Ungefähr wie Skylake-X“ lautete AMDs Aussage zu den Verbrauchswerten im Alltag der neuen High-End-Plattform. In diesem Test bestätigt sich das erneut. Die neuen BIOS-Versionen helfen sowohl AMD als auch Intel bei der Leistungsaufnahme, nachdem die ersten BIOS-Updates primär der Leistung gewidmet waren. Bei Intel bringt das letzte BIOS für die Platine von Asus den Verbrauch im Leerlauf jetzt dort hin, wo er schon zum Start erwartet wurde: Unter das Niveau vom Vorgänger Broadwell-E.
Die 180 Watt TDP, die AMD seinen CPUs mitgibt und die per Definition nicht direkt für die echte Leistungsaufnahme sondern die Anforderungen an die Kühllösung stehen, lassen sich im Test auch für den 1900X in Prime95 gut nachvollziehen: Zwischen Leistungsaufnahme im Leerlauf und maximaler CPU-Last liegen im ComputerBase-Testsystem mit dem 1900X 162 Watt. Obwohl der kleinste Prozessor für TR4 weniger Kerne hat, bleibt die Leistungsaufnahme damit hoch – die höheren Taktraten reizen die Obergrenze der Plattform aus.
Bei Intels Core X liegt der Verbrauch in Cinebench R15 mit einem Delta von 162 Watt hingegen erneut über den von der TDP mit 140 Watt abgeleiteten Erwartung, kommt AVX(-512) zum Einsatz, steigt der Wert noch deutlich weiter an. Und dann taktet das System wie vorgesehen nicht mal mehr mit vollem Turbo-Takt. Diesen Umstand hatten viele bisherige Tests falsch ermittelt, da Mainboardhersteller quasi immer „ab Werk übertakten“. Auch Intels Verschwiegenheit ohne Angaben zum AVX-Takt waren da nicht hilfreich und haben dazu beigetragen.
Linux bestätigt die unter Windows gewonnenen Eindrücke mit nahezu identischen Werten bei der Leistungsaufnahme des gesamten PCs. Im Leerlauf sieht Skylake-X nun besser aus, bei voller Last unter Blender trennen die beiden Kontrahenten nur wenige Prozent.
Auch bei Ryzen Threadripper arbeitet AMD weiterhin mit einem Temperatur-Offset, der dem Mainboard eine höhere Temperatur mitteilt, als sie tatsächlich anliegt. Bei Ryzen 7 1800X, 1700X und Ryzen 5 1600X mit einer TDP von 95 Watt beträgt er 20 °C, bei Threadripper sind es 27 °C. HWiNFO64 (Download) weist in der aktuellen Version deshalb bereits zwei Temperaturwerte aus (Tctl / Tdie), Tdie markiert den wahren Wert. Die höhere vorgegaukelte Temperatur soll das Kühlsystem dazu veranlassen, eine höhere Leistung zu fahren, was die tatsächlich anliegende Temperatur der CPU senkt.
AMD hält am Temperatur-Offset fest
Der Grund: Die TDP und die tatsächliche Temperatur sind auch bei Threadripper entscheidend für den Einsatz von XFR bei Last auf maximal vier Kernen. Werden 56 Grad Tcase erreicht oder 180 Watt elektrische Leistung von der CPU aufgenommen, wird XFR deaktiviert und darüber hinaus potentiell der Turbo eingebremst, um innerhalb der Spezifikationen zu bleiben. Warum AMD auch bei Threadripper bei diesem Umweg bleibt und dieselbe Logik nicht direkt im BIOS integriert, bleibt offen.
Kühl ist der verlötete Ryzen Threadripper 1900X nicht, nach Abzug des Offesets wird an der 70-Grad-Marke gekratzt. Die hohen Taktraten fordern hier ihren Tribut ein, problematisch sind die Werte aber selbst unter Dauerlast zu keiner Zeit.
Skylake-X ist weiterhin ein heißes Eisen
Der Core i7-7820X teilt die Probleme seiner Skylake-X-Genossen: Nur mit Wärmeleitpaste zwischen CPU-Die und Heatspreader ausgerüstet, sind die Temperaturen sehr hoch. Wenn AVX zum Einsatz kommt und der Takt eingebremst wird, zeigt sich das erst richtig: Dann kommt die 100-Grad-Marke ganz schnell näher. Eine potente Kühlung setzen die Intel-CPUs letztlich genauso voraus wie die Threadripper-Prozessoren.
Overclocking und Undervolting in kleiner Dosierung
AMDs Ryzen Threadripper lässt sich genauso übertakten wie Ryzen: Sowohl per BIOS als auch mit Tools wie zum Beispiel AMD Ryzen Master. Da es die gleichen Dies sind, sind aber auch die Einschränkungen beziehungsweise Möglichkeiten kaum anders: OC-Wunder sind die Prozessoren nicht, was bei Ryzen 7 und Ryzen 5 gilt, gilt auch hier. Dass es sich um besonders gute Dies handelt, wird bereits vom etwas höheren Takt bei Last auf maximal vier Kernen genutzt, bei OC ergeben sich mit der im Test genutzten Kühlung keine Vorteile.
Single-Core-Turbo wird zum All-Core-Turbo
4,2 GHz gibt AMD dem 1900X bereits mit auf den Weg und die schafft er übertaktet auch bei Last auf allen Threads zu halten. In Windows ließ es sich im Test auch noch mit 4,25 GHz arbeiten, Prime95 versagte dann aber als Stabilitätstest – Cinebench hingegen funktionierte. Knapp 40 Watt mehr Leistungsaufnahme brachten jedoch nur minimalen Leistungsgewinn.
Doch auch das Undervolting hat beim 1900X nur einen geringen Effekt. Mit 0,1 Volt geringerer Spannung im Offset-Modus lassen sich nur 16 Watt einsparen oder 2 Grad geringere Temperaturen erzielen.
Auch der Core i7-7820X ist kein OC-Wunder
Auch der neue High-End-Prozessor von Intel ist nicht in erster Linie für das Overclocking gedacht, wenngleich auch hier ein X in der Bezeichnung darauf hinweist. Durch die gesteigerten Taktraten gegenüber dem Vorgänger wird der Spielraum nach oben bereits ab Werk eingeengt, erschwerend kommt bei den Intel-CPUs hinzu, dass diese nur auf Wärmeleitpaste zwischen CPU-Die und Heatspreader setzen, während AMDs Lösungen zur besseren Wärmeübertragung verlötet sind. Wer mutig ist, köpft die CPU von Intel mit dem Delid-Die-Mate X deshalb.
Ohne diesen Eingriff sind auch beim Core i7-7820X schnell die Turbo-Taktraten, die für Last auf einzelne Kerne gedacht sind, die Grenze, wenn man diesen Takt für alle Kerne freigibt. Den Turbo 3.0 mit 4,5 GHz schafft das Modell dabei aber nicht auf allen Kernen zu halten, mit 4,4 GHz geht es zumindest noch problemlos in Windows, 4,3 GHz sind stabil.
Undervolting hingegen gefällt dem Core i7-7820X besser als dem Threadripper. Mit einer um 0,1 Volt gesenkten Spannung reduziert sich auf der Intel-Plattform die Leistungsaufnahme in Cinebench um 29 Watt auf 185 Watt.