Samsung Galaxy Note 8 im Test: Gelungenes Comeback für gut betuchte Stylus‑Fans
tl;dr: Samsung gelingt das Stylus-Comeback mit dem Galaxy Note 8. Auf das Desaster im letzten Jahr folgt ein rundum gelungenes Smartphone. Zwei Haken gibt es allerdings: Preis und Zielgruppe. Nur echte Fans des S Pen sollten sich überlegen, bei dem 1.000-Euro-Smartphone zuzuschlagen. Für alle anderen ist das Galaxy S8+ besser.
Galaxy Note 8 folgt auf Note 4
Deutschland nimmt eine besondere Rolle beim Galaxy Note 8 ein. Hierzulande ist es nach einer Wartezeit von drei Jahren das erste wieder von Samsung angebotene Stylus-Smartphone. In den USA vermarktet Samsung das Galaxy Note 8 als Nachfolger des im Spätsommer 2015 vorgestellten Galaxy Note 5, das in Deutschland nie angeboten wurde. Hierzulande folgt das Galaxy Note 8 also auf das Galaxy Note 4 (Test).
Und was ist mit dem Galaxy Note 7? Dieses Smartphone blendet Samsung beim Hervorheben der Vorzüge des neuen Modells geschickt aus, wenngleich zur großen Show in New York einmal mehr bekräftigt wurde, wie enorm leid dem Unternehmen das Akku-Debakel tut. Die Marke Note wurde während der Präsentation des Galaxy Note 8 hingegen bilderbuchtauglich durch kurze, positive Statements echter Fans der Serie gestärkt. In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Galaxy Note 8 nur in wenigen Punkten gegenüber dem Galaxy S8(+) verändert hat, könnte man tatsächlich meinen, dass Samsung nicht mehr nur den Fan großer Smartphones ansprechen möchte, sondern den Fokus noch enger steckt und primär auf Fans des Stylus richtet.
Nach der bis gestern laufenden Vorbestellerphase ist das Samsung Galaxy Note 8 ab sofort zum unverbindlichen Preis von 999 Euro in den Farben „Midnight Black“ und „Maple Gold“ regulär im stationären und Online-Handel erhältlich.
OLED-Display mit 6,3 Zoll
Das lässt sich zum Beispiel daran festmachen, dass das Display des Galaxy Note 8 nicht wirklich größer als das des Galaxy S8+ ist. 6,3 Zoll stehen 6,2 Zoll gegenüber – kein nennenswerter Zugewinn. Auch Auflösung und Seitenverhältnis sind mit 2.960 × 1.440 Pixeln sowie 18,5:9 gleich geblieben. Das schnöde Runterrattern der wichtigsten Kennzahlen beschreibt aber nur vermeintlich einen langweiligen Istzustand. Denn auch beim Galaxy Note 8 ist das sogenannte Infinity-Display ein wahrer Hingucker, der sich mit besonders dünnen Rändern wahrhaftig von der Masse absetzt. Schmale Displayränder sind zwar einer der Smartphone-Trends des Jahres, Samsung ist aber Wegbereiter und meistert die Integration in das Gehäuse besser als andere.
Beim Galaxy Note 8 verzichtet Samsung allerdings ein Stück weit auf die Rundungen des Galaxy S8, sodass ein sichtbar kantigeres Gerät entsteht, dessen Display weniger „curved“ ist. Noch mehr Fläche der Vorderseite ist deshalb tatsächlich nutzbar, was vor allem bei Nutzung des Stylus von Vorteil ist. Dass Show nicht alles ist, hat Samsung für diese Klasse Smartphone begriffen und den Coolness-Regler des Displays von elf zurück auf zehn gedreht. Das OLED-Panel setzt aber nach wie vor Maßstäbe.
Farben, Kontrast, Helligkeit, Blickwinkel – zu meckern gibt es so gut wie nichts an der aktuellen OLED-Panel-Generation von Samsung. Hartnäckiges Nörgeln an der Diamond-Pixelmatrix statt klassischen RGB-Matrix führt nicht dazu, dass diese mit bloßem Auge auch nur annähernd erkennbar ist. Ab Werk liefert Samsung das Smartphone mit der sogenannten „Anpassungsfähigen Anzeige“ aus. Das ist der Display-Modus, der in den meisten Alltagssituationen die besten Eigenschaften aller Disziplinen hervorbringt. In diesem Modus werden laut DisplayMate zum Beispiel 112 Prozent des DCI-P3- sowie 141 Prozent des sRGB-Farbraums abgedeckt. Farben sind in diesem Modus besonders kräftig und Weiß hat einen leichten Blauschimmer – eben typisch OLED. Samsung zeigt hier, was alles in dem Panel steckt.
Wer sich stattdessen eine besonders akkurate Darstellung wünscht, die sich an einem einzigen Farbraum orientiert, statt dynamisch zu agieren, dem stehen die Bildschirmmodi „AMOLED-Kino“, „AMOLED-Foto“ und „Einfach“ zur Auswahl. Diese entsprechen in der genannten Reihenfolge den Farbräumen DCI-P3, Adobe RGB und sRGB. Darüber hinaus können Anwender nur bei der anpassungsfähigen Anzeige zwischen fünf Stufen einer kühleren oder wärmeren Darstellung wählen oder in den erweiterten Optionen für Rot, Grün und Blau eigene Werte festlegen. Samsung bietet von vordefinierten Einstellungen bis hin zum Custom-Setup einmal alle Optionen.
Das Thema Helligkeit
Welche maximale Helligkeit das OLED-Panel erreicht, hängt bei Samsung davon ab, ob unter Android (7.1.1) die automatische oder manuelle Regulierung der Helligkeit gewählt wird. Außerdem kann ein OLED-Panel heller leuchten, wenn nicht das gesamte Panel eine weiße Fläche darstellen muss, so wie es in den Messungen von ComputerBase gemacht wird. Punktuell ist das Display des Galaxy Note 8 dazu in der Lage, über 1.200 cd/m² zu erreichen. Das ist aber nur bei einem Average Picture Level (APL) von einem Prozent möglich. Das bedeutet, ein Prozent des Displays stellt Weiß dar, während der Rest des Panels schwarz bleibt. Nur so sind die jedes Jahr aufs Neue von zahlreichen Publikationen nachgeplapperten Rekordmesswerte von DisplayMate überhaupt möglich. In die Details der Messungen gehen allerdings nur die Wenigsten.
Bei vollständig weißem Display erreicht das Galaxy Note 8 im Test als Mittelwert aus drei Messfeldern eine maximale Helligkeit von 532 cd/m². Das entspricht dem beim Galaxy S8+ ermittelten Wert. Das kleinere Display des normalen Galaxy S8 leuchtet mit 558 cd/m² etwas heller. Alle drei Werte können nur bei automatischer Regulierung der Helligkeit erreicht werden. Im manuellen Modus liegt der Spitzenwert des Note 8 bei 355 cd/m². Für den Außeneinsatz ist das Galaxy Note 8 durchweg geeignet, da je nach dargestelltem Inhalt noch Reserven nach oben in dem Panel stecken. Zur sehr guten Darstellung auch bei widrigen Lichtverhältnissen trägt der Richtung Unendlich gehende Kontrast bei, der durch echtes Schwarz realisiert wird, das nur ein OLED-Display liefern kann. Die minimale Helligkeit des Panels ist mit 2 cd/m² ebenfalls sehr gut.
Design wie ein eckiges S8
Dass Galaxy Note und Galaxy S näher zusammen gerückt sind als frühere Generationen, macht die siebte Generation (es gab weltweit kein Note 6) ebenfalls deutlich. Legt man Galaxy S8, S8+ und Note 8 nebeneinander, erkennt man auf den ersten Blick nur hinsichtlich der Größe leichte Sprünge nach oben. Das Galaxy Note 8 setzt sich lediglich durch ein etwas eckigeres Design ab, das von der leicht angepassten Displayform abgeleitet wird.
Das Galaxy Note 8 ist vor allem eines: sehr groß. Genauer gesagt etwas höher als ein iPhone 7 Plus, dafür marginal schmaler. Auf 74,8 × 162,5 × 8,60 Millimeter (B×H×T) kommt das Smartphone und ist damit auf gar keinen Fall mehr mit einer Hand bedienbar. Das Gewicht von satten 195 Gramm kann als leichtes Training des Unterarms verstanden werden. Selten sind Smartphones heutzutage noch so schwer. Das Note 7 wog 26 Gramm weniger.
Wo das Gewicht herkommt, merkt man dem Galaxy Note 8 im positiven Sinne an: von viel viel Glas und dem Rahmen aus Aluminium, der das Ganze zusammen hält. Insbesondere die getestete schwarze Variante des Smartphones scheint wie aus einem Block gefräst zu sein, ist es aber nicht. Wie schon beim Galaxy S8 sind Vorderseite und Rückseite symmetrisch aufgebaut und bestehen aus Gorilla Glass von Corning. Die leicht abgerundeten Glaselemente gehen zum Rand hin nahtlos in den schwarzen, glänzenden Rahmen aus Aluminium über, der sich zur Oberseite und Unterseite verbreitert, um genügend Platz für Schubfächer, Buchsen und Lautsprecher zu bieten.
Alle Anschlüsse vorhanden
Samsung rüstet das Galaxy Note 8 bei den Anschlüssen noch mit allen Features aus, die manch anderer Hersteller schon gestrichen hat. An der Oberseite sitzen ein Mikrofon und das Schubfach für Nano-SIM-Karte und microSD-Karte, rechts die Power-Taste, links die Lautstärkewippe und die Bixby-Taste und an der Unterseite befinden sich die 3,5-mm-Klinkenbuchse, USB 3.1 Typ C, ein weiteres Mikrofon, der Mono-Lautsprecher und zuletzt Samsungs Stylus S Pen. Und trotz all dieser Öffnungen und Anschlüsse behält auch das Galaxy Note 8 die IP68-Zertifizierung, sodass das Smartphone vor Staub und Wasser geschützt ist. An der Verarbeitung des Gehäuses gibt es an keiner Stelle Kritik auszusetzen, auch die Materialwahl ist durch die Bank sehr hochwertig.
Ergonomie auf Abwegen
Die Ergonomie fällt unterdessen höchstens mittelmäßig aus. Das Galaxy Note 8 ist ein echter Zweihänder und selbst dann ist mancher Bewegungsablauf noch arg gewöhnungsbedürftig. In erster Linie betrifft dies wieder einmal den Fingerabdrucksensor, den Samsung erneut auf der Rückseite neben der Kamera untergebracht hat. Die in das Display integrierte Version funktioniert zwar im Labor von Samsung, arbeitet aber noch zu ungenau und langsam für den Serieneinsatz, wie koreanische Produktexperten von Samsung gegenüber ComputerBase sagten. Da sich Galaxy Note 8 und S8 hinsichtlich des PCB- und Akku-Layouts nicht groß voneinander unterscheiden, war für den Fingerabdrucksensor des neuen Note auch keine deutlich andere Position möglich. Der Aufbau des Innenraums lässt dies nicht zu.
Immerhin ist der Fingerabdrucksensor jetzt durch das Bauteil für den LED-Blitz und den Herzfrequenzmesser von der Kamera abgetrennt, in unmittelbarer Nähe davon befindet er sich aber weiterhin. Die Nähe zur Kamera und das potenzielle Verschmutzen der Linse ist aber nur eines der Probleme. Das andere ist die schlicht viel zu hohe Position, die fast nie auf Anhieb mit dem Zeigefinger erreichbar ist. Hinzu kommt, dass bei Verwendung der Linken Hand der Zeigefinger ungewohnt weit abgespreizt werden muss. Es bleibt dabei: Wie beim Galaxy S8 und S8+ ist der Fingerabdrucksensor auch beim Galaxy Note 8 die größte Schwachstelle des Smartphones. Im Test wurde das Gerät nach kurzer Zeit nur noch per relativ unsicherem Sperrmuster entsperrt. Das ständige Anheben des Smartphones für den Iris- oder Gesichtsscanner ist ebenso nervig.