Intel Optane SSD 900P: Ohne PCIe 4.0, mit Star Citizen, günstiger als erwartet
Intel hat mit der Optane 900P das neue SSD-Flaggschiff für Enthusiasten und Workstations vorgestellt. Die zuvor im Handel durchgesickerten Informationen entpuppen sich als doppelt falsch, denn die 900P arbeitet nicht mit PCIe 4.0 und ist zudem deutlich günstiger als angenommen – zumindest in den USA.
Optane SSD 900P mit PCIe 3.0 x4 und bis zu 2,5 GB/s
Als Schnittstelle kommt stattdessen PCIe 3.0 x4 mit einer Bruttodatenrate von 3.938 MB/s (abzüglich Overhead) zum Einsatz. Angesichts dessen, dass noch keine Plattform PCIe 4.0 unterstützt, ist dies nicht verwunderlich. Selbst die ältere Schnittstelle wird beim sequenziellen Durchsatz zudem nicht annähernd ausgereizt. Dennoch hatten Händler weltweit die 900P-Serie mit PCIe 4.0 angepriesen, was sich nun als Irrtum entpuppt.
Die schon lange zuvor durchgesickerten Leistungswerte von 2.500 MB/s beim Lesen und 2.000 MB/s beim Schreiben sind dagegen nun bestätigt. Damit ist die 900P beim sequenziellen Lesen deutlich langsamer als NAND-Flash-basierte PCIe-SSDs wie die Samsung 960 Pro (Test) mit bis zu 3.500 MB/s, die zudem mit bis zu 2.100 MB/s schreibt.
Intel Optane SSD 900P | |
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Seq. Lesen (max.) | 2.500 MB/s |
Seq. Schreiben (max.) | 2.000 MB/s |
typ. Latenz Lesen/Schreiben | < 10 µs |
4KB Random Read/Write | max. 550.000/500.000 IOPS |
König der Latenzen
Doch die eigentliche Stärke der Optane SSD 900P sind die durch den 3D-XPoint-Speicher erheblich reduzierten Latenzen beim Zugriff. Schon die kleinen Cache-SSDs der Serie Optane Memory (Test) deuteten das Potenzial der neuen Technik an. Weniger als 10 Mikrosekunden sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben stehen den oft mehr als 50 Mikrosekunden von Flash-basierten PCIe-SSDs gegenüber. Hinzu kommt der Vorteil, dass die Optane-Technik schon bei niedriger Befehlswarteschlange (Queue Depth) auf Touren kommt. Werden Daten parallel gelesen und geschrieben, bricht die Leistung zudem kaum ein. Und auch mit zunehmendem Füllstand soll die Leistung auf konstant hohem Niveau verbleiben.
Diese Vorteile aufgrund gleicher technischer Basis teilt die Optane SSD 900P mit der Intel DC P4800X aus dem Server-Bereich. Die 900P unterscheidet sich von der P4800X aber im Detail und bietet neben einer anderen Firmware zum Beispiel keine End-to-End Data Path Protection. Die nominelle Mindesthaltbarkeit fällt mit 8.760 TBW (rund 8,8 Petabyte, 480-GB-Modell) zwar niedriger als bei der P4800X aus, ist aber für eine Client-SSD sehr hoch.
Für Spieler, Entwickler und Ingenieure
Sofern die Entwickler von Spielen das Leistungspotenzial der Optane-SSD mit 3D XPoint berücksichtigen, sollen Spiele profitieren. Doch die 900P soll auch andere Segmente bedienen. Unter anderem nennt Intel den Designprozess und Simulationen im Ingenieurswesen, aber auch Arbeiten im Kreativbereich wie Film- und Spieleproduktionen. Die zur Vorstellung mitgelieferten Benchmarks bedienen dann auch eher die professionelle Schiene mit dem Workstation-Benchmark SPECwpc oder einem Beispiel aus dem Video-Rendering mit Houdini-Software. Einen Beleg für mehr Leistung in Spielen bleibt Intel vorerst schuldig.
Zwei Modelle mit 280/480 GB für 389/599 US-Dollar
Die Optane 900P kommt in zwei Formfaktoren auf den Markt. Einmal als PCIe-Steckkarte (HHHL) und einmal im 2,5-Zoll-Gehäuse mit U.2-Anschluss, der ebenso PCIe 3.0 x4 bietet. Als Steckkarte stehen 280 GB und 480 GB Speicherplatz zur Wahl, die U.2-Version wird nur mit 280 GB angeboten.
Verwirrung herrscht noch bei den Preisen. Im Vorfeld und bis heute werden rund 600 Euro für 280 GB und gut 1.000 Euro für 480 GB im europäischen Handel genannt. Doch im Presse-Briefing von Intel sind Preisempfehlungen von „nur“ 389 und 599 US-Dollar genannt worden. Auf diese kommen zwar noch Steuern hinzu, doch selbst bei 1:1-„Umrechnung“ von Dollar zu Euro blieben die Preise noch weitaus unter den derzeitigen Angaben im deutschen Online-Handel. Weder Intel noch Händler konnten das Rätsel um diese Diskrepanz auf Nachfrage lösen. Dabei soll der Verkaufsstart schon heute erfolgen.
Mindestens doppelt so teuer wie NVMe-SSDs mit NAND-Flash
Die Optane 900P wäre damit zwar günstiger als angenommen, ist aber für eine SSD sehr teuer. Auf Basis der US-Preise werden pro Gigabyte Speicherplatz 1,39 US-Dollar (280 GB) respektive 1,25 US-Dollar (480 GB) fällig – wohlgemerkt noch exklusive Steuern. Im US-Einzelhandel kosten dagegen selbst schnelle PCIe-SSDs mit NVMe wie die Samsung 960 Pro weniger als 0,60 US-Dollar pro Gigabyte. Die Intel Optane SSD 900P ist damit mindestens doppelt so teuer.
Star Citizen als Werbeträger
Wie ebenfalls schon durchgesickert war, kooperiert Intel bei der Vorstellung der 900P mit einem namhaften Titel aus der Spielebranche. Star Citizen als Crowdfunding-Rekordhalter und kommendes Weltraumspiel soll von der Leistung der Optane-SSD profitieren. Unter anderem werden kürzere Ladezeiten und ein effizienteres Streaming versprochen. Die Entwickler haben mit Intel zusammengearbeitet, um im Spiel von der neuen Technik zu profitieren und arbeiten weiter gemeinsam an Optimierungen.
Die Zusammenarbeit mündet in einem Bundle: Beim Kauf der Intel Optane SSD 900P gibt es Star Citizen (nicht Squadron 42) sowie ein exklusives Raumschiff (Sabre Raven) kostenlos dazu. Das Spiel befindet sich noch im Alpha-Status und ist dementsprechend noch lange nicht fertiggestellt.