Im Test vor 15 Jahren: Nvidias Luxus-Chipsatz für AMD Athlon XP
tl;dr: Vor 15 Jahren entwickelte Nvidia noch Chipsätze. Und zwar für die Plattform des heutigen Konkurrenten AMD. Der nForce 2 bot gegenüber der Konkurrenz von VIA ein Dual-Channel-Speicherinterface, mehr Anschlüsse und auf Wunsch eine integrierte Grafikeinheit. Dem Athlon XP verhalf er im Test zum Patt mit dem Pentium 4.
Vier Chipsatzvarianten für jeden Geldbeutel
Der Nvidia nForce 2 war wie der Vorgänger für AMDs Sockel-A-Plattform ausgelegt, erst der nForce 4 zwei Jahre später erschien auch für Intel. Konkurrenz gab es für den nForce 2 im Test vor 15 Jahren von VIA mit dem KT333 und dem neueren KT400.
In vier Konfigurationen konnte der nForce 2 auf Mainboards im Jahr 2002 verbaut werden. Bei der Northbridge unterschied Nvidia die Varianten System Platform Processor (SSP) und Integrated Graphics Processor (IGP) mit dem Unterschied bei der integrierten GeForce-4MX-Grafikeinheit. Mehr Unterschiede fanden sich bei der Southbridge, bei der Nvidia zwischen der normalen – Media and Communications Prozessor (MCP) getauften – Version und einer besser ausgestatteten Variante mit dem Suffix „T“ trennte. Diese verfügte über FireWire-Unterstützung, zwei Ethernet-Anschlüsse sowie einen Audio-Prozessor der Dolby-Digital-5.1- und DirectX-8.0-3D-Signale dekodieren konnte.
Vergleichspunkt | nForce 2 | nForce | KT400 (VT8235) | KT333 | |
---|---|---|---|---|---|
EIDE Modus | ATA 33–133 | ATA 33–100 | ATA 33–133 | ATA 33–133 | |
IEEE 1394 (FireWire) | Ja (MCP-T) | Ja | Ja | Ja | |
USB 2.0 | Ja (6 Ports) | Nein | Nein | Nein | |
IRQ Int-Leitungen | 6 | 6 | 8 (bedingt nutzbar) | 4 | |
OnBoard LAN | Ja (Nur MCP-T mit Dual LAN) | Ja | Ja | Ja | |
OnBoard Sound AC'97 | Ja | Ja | Ja | Ja | |
Dolby Digital 5.1 Encoder | Ja (Nur MCP-T) | Ja | Nein | Nein | |
DirectX 8.0 3D Audio | Ja (Nur MCP-T) | Ja | Nein | Nein |
nForce 2 beherrschte DDR400 im Dual-Channel-Modus
Ein wichtiger Unterschied zu den Chipsätzen von VIA war der Typ des unterstützten Speichers – der nForce 2 unterstütze schnellen DDR400-Speicher, während bei VIA DDR333 das Maximum war. Zudem konnte der nForce 2 den Speicher im Dual-Channel-Betrieb ansprechen und so in der Theorie die Bandbreite verdoppeln. Das galt allerdings nicht für den ganzen Weg bis zum Speicher, da selbst die schnellsten Athlon-XP-Prozessoren in Form des XP 2700+ und XP 2800+ (Test) mit FSB333 lediglich 2,7 GByte/s über den Systembus schaufeln konnten.
Wer sich für ein nForce-2-Mainboard mit integrierter Grafikeinheit entschied, der konnte durch den Dual-Channel-Betrieb allerdings dafür sorgen, dass auch die GPU genug Speicherbandbreite erhielt. Bei der Bandbreite für eine externe Grafikkarte gab es beim nForce 2 eine weitere Neuerung: Die Unterstützung des AGP-8x-Modus ermöglichte – eine entsprechende Grafikkarte vorausgesetzt – eine Bandbreite von 2 GByte/s zwischen GPU und Southbridge.
Ein Vorserien-Mainboard im Test
Zu einem Chipsatz gehört auch immer ein Mainboard. Doch obwohl der nForce 2 bereits im Juli 2002 angekündigt worden war, sah es mit der Verfügbarkeit entsprechender Mainboards im Oktober 2002 noch schlecht aus. Rund vier Monate nach der Vorstellung gelang es ComputerBase trotzdem ein Vorserienmodell des Asus A7N8X zu erhalten: Das Mainboard von Asus mit Chipsatz von Nvidia wurde der Redaktion von AMD zur Verfügung gestellt.
Dass es sich um ein Vorserienmodell handelte, konnte die Redaktion an einigen Stellen deutlich bemerken. Am offensichtlichsten wurde dies am modifizierten AGP-Steckplatz, der auf der Rückseite über ein zusätzlich angebrachtes Kabel verfügte. Auch dem BIOS konnte der Alpha-Status noch angesehen werden, unter anderem konnte der Multiplikator des Prozessors nicht geändert werden.
Viele Einstellungsmöglichkeiten
Auch im unfertigen BIOS konnte die Redaktion allerdings einige interessante Optionen entdecken. So ließen sich beispielsweise die Timings des Front Side Bus (FSB) verändern. Zudem konnten das Verhältnis zwischen FSB- und Arbeitsspeicher-Frequenz in Prozentwerten zwischen 50 und 200 Prozent eingestellt werden. Wie bei dem nForce der ersten Generation ließ sich der AGP-Takt fixieren, sodass dieser bei einer Übertaktung des Systems nicht angehoben wurde und Instabilitäten verursachte. Vor 15 Jahren ein großes Problem.
Mit nForce 2 war der Athlon XP ein Pentium-4-Konkurrent
Zum Start der Athlon XP mit FSB333 von AMD verfehlten die neuen Prozessoren im ComputerBase-Test knapp die Leistung des schnellsten Pentium 4 von Intel. Beim Test des nForce 2 stellte sich die Frage, ob die Prozessoren mit dem Nvidia-Chipsatz soviel Leistung zulegen können, dass sie den Pentium 4 mit 2,8 Gigahertz und Rambus-4.200-Speicher doch noch auf Platz 2 verdrängen würden können. Auf dem Asus A7N8X konnte der Athlon XP 2800+ dabei leider nicht mit dem XP 2700+ simuliert werden, da das BIOS zum Testzeitpunkt keine Übertaktung erlaubte, aber die Position des kleineren Modells ließ Rückschlüsse zu.
Obwohl der 3DMark 2001 SE vorrangig die Grafikkarte belastet hat, konnte der Athlon XP 2700+ gute 300 Punkte oder rund zwei Prozent mehr Leistung als auf der Epox-Platine mit VIA KT3333 verbuchen. Damit war der Leistungszugewinn ausreichend, um den Pentium 4 mit DDR333-Speicher zu überholen; gegenüber dem Pentium 4 mit dem erheblich schnelleren Rambus-Speicher fehlten weitere zwei Prozent Leistung. Die 3,8 Prozent höhere Taktrate des Athlon XP 2800+ hätte rechnerisch also ausgereicht, um den Pentium einzuholen.
In dem Packer WinACE machte sich ebenfalls die hohe Speicherbandbreite durch den nForce-2-Chipsatz bemerkbar: Ganze fünf Prozent konnte der Athlon XP 2700+ zulegen. Der Pentium 4 in Zusammenspiel mit Rambus lag mit sieben Prozent Vorsprung allerdings trotzdem in weiter Ferne.
Auch in Spielen konnte der nForce 2 seinen hohen Speicherdurchsatz ausspielen. Im CPU-limitierten Unreal Tournament ergab sich ein Leistungsvorteil von drei Prozent für den Nvidia-Chipsatz gegenüber dem von VIA. Selbst der simulierte XP 2800+ kam nicht an den nForce 2 heran. Abgeschlagen auf dem letzten Platz war der Pentium mit DDR333-Speicher, doch auch mit Rambus lag Intel in Unreal Tournament zurück.
Auch wenn es der Redaktion damals aufgrund des Alpha-BIOS nicht möglich war zu testen, wie sich ein Athlon XP 2800+ geschlagen hätte, ließen die Resultate so am Ende doch darauf schließen, dass die Kombination aus hohem Takt und Nvidia-Chipsatz ausgereicht hätten, um den Pentium 4 vom Leistungsthron zu verdrängen.
Auswertung der letzten Umfrage
Die Ergebnisse der Umfrage der letzten Woche zeigen einen eindeutigen Trend. Auf die Frage „Wie wichtig ist Dir die Qualität der Grafik in Spielen?“ antworteten mit 76 Prozent drei Viertel der Leser „Qualität ja, aber nicht auf Kosten von Rucklern“. Und bei 11 Prozent steht die Geschwindigkeit in der Prioritätenliste sogar klar vor der Bildqualität. Nur 13 Prozent sind hingegen bereit spielbare Bildwiederholraten zu opfern, um die maximale Bildqualität zu erhalten. Dass es ruckelt, will also fast 90 Prozent der Teilnehmer in jedem Fall vermeiden.
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Ich opfere dafür sogar absolut flüssige FPS
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Qualität ja, aber nicht auf Kosten von Rucklern
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Geschwindigkeit geht vor Qualität
Weitere Tests von vor 15 Jahren
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
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