Tolino Epos im Test: Mit Kobo am Ruder sind auch 7,8 Zoll drin

Michael Schäfer
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Tolino Epos im Test: Mit Kobo am Ruder sind auch 7,8 Zoll drin

tl;dr: Tolino veröffentlicht mit dem Epos den ersten eigenen E-Book-Reader mit einem Display größer als sechs Zoll. Bei der wiederholt gescholtenen Darstellung werden so zugleich einige Baustellen geschlossenen, andere bleiben wiederum erneut offen. Nicht zu übersehen ist die Herkunft: Die Schwester heißt Aura One.

Bekanntes, schmuckloses Äußeres

Äußerlich reiht sich der neue E-Book-Reader nahtlos in das bestehende Portfolio von Tolino ein, weil er wie ein in die Länge und Breite gezogener Vision 4 HD (Test) aussieht. Optisch ist der Epos damit von einem High-End-Reader, wie Tolino ihn anpreist, weit entfernt – es fehlt ihm das gewisse Etwas, wie es Amazon beim Kindle Oasis (Test) bietet.

Die beiden oben angebrachten Buttons finden zusammen
Die beiden oben angebrachten Buttons finden zusammen

Die einzigen auf den ersten Blick auffallenden Unterschiede zum kleinen Bruder sind, neben der Größe, die bisher oben getrennt angebrachten Schalter zum Ein- und Ausschalten sowie für die Beleuchtung, die beim Epos nun zusammen auf der rechten Seite angebracht sind. Ansonsten besitzt auch der Tolino Epos ein Schwarz-Anthrazit-farbenes Gehäuse, die plane Glasscheibe der Front geht an den Rändern fast nahtlos in die gummierte Rückseite über. Diese sorgt auch in nasser Umgebung für einen sicheren Halt. Unter dem 7,8 Zoll großen Display ist erneut der für Tolino obligatorische Home-Button angebracht, mit welchem sich jederzeit zum Übersichtsbildschirm zurückkehren lässt. Die größeren Abmessungen sorgen für eine Gewichtszunahme auf 260 Gramm, dennoch lässt sich der Epos auch für längere Zeit gut und bequem in der Hand halten.

Erneut mit „easy2connect‟

Der an der unteren Seite angebrachte Micro-USB-Anschluss stellt wie beim Vision 4 HD die einzige Öffnung des Gehäuses dar. Auch hier setzt das Bündnis auf den mit dem kleinen Bruder eingeführten verdrehsicheren Stecker „easy2connect“, normale USB-Stecker in gleicher Bauform können natürlich ebenfalls verwendet werden. Wie für viele Reader-Hersteller ist auch für Tolino USB-C kein Thema – was zu verschmerzen ist, denn aufgrund des geringen Speichers und des kleinen Akkus könnte der Standard seine Vorteile abseits der Verdrehsicherheit nicht ausspielen. Ein Slot für Speicherkarten ist im Epos ebenfalls nicht vorhanden.

Due gummierte Rückseite lässt den Tolino Epos auch im Nassen gut halten
Due gummierte Rückseite lässt den Tolino Epos auch im Nassen gut halten

Weiterhin wassergeschützt

Auch dem Epos kann Wasser bis zu einem gewissen Punkt nichts anhaben. Als wasserdicht sollte das Gerät aber nicht betitelt werden, denn wie bei der Vision-Reihe zuvor ist die Elektronik des Epos mit einer Nano-Schutzschicht von HZO überzogen, welche vor Wasser schützt. Damit soll der Reader in Süßwasser rund 30 Minuten in einer Wassertiefe von bis zu einem Meter gefahrlos überstehen.

Solch eine Schutzmaßnahme besitzt gegenüber einem generell dichten Gehäuse jedoch Nachteile: Zum einen verfügen entsprechende Geräte über keine IP-Zertifizierung, zum anderen reicht es im Normalfall bei dichten Geräten zur weiteren Nutzung aus, diese mit einem Tuch abzuwischen. Beim Vision wie auch beim Epos muss das ins Gehäuse gedrungene Wasser zunächst wieder abfließen, was einen direkten Wechsel von der Badewanne auf das Sofa im Fall des Falles nur bedingt möglich macht.

Auffällig ist die Vielzahl der technischen Übereinstimmungen mit dem eigentlichen Konkurrenten Kobo Aura One, was jedoch nicht von ungefähr kommt, denn Kobo ist Technologieführer der Tolino-Allianz.

Tolino Epos Kobo Aura One PocketBook InkPad 2 Icarus Illumina XL Tolino Vision 4 HD
OS: Android Linux Android 4.2 Android
Display: 7,8 Zoll, 1.404 × 1.872 Pixel
(300 ppi)
16 Graustufen, beleuchtet
8 Zoll, 1.200 × 1.600 Pixel
(250 ppi)
16 Graustufen, beleuchtet
8 Zoll, 768 × 1.024 Pixel
(160 ppi)
16 Graustufen, beleuchtet
6 Zoll, 1.072 × 1.448 Pixel
300 ppi, 16 Graustufen
Technologie: E-Ink Carta E-Ink Pearl E-Ink-Carta
Blaulichtfilter:
Bedienung: Touch
CPU: 1 GHz K. A. 1 GHz
Arbeitsspeicher: 512 MB K. A. 512 MB
Speicher: 8 GB, nicht erweiterbar 4 GB, nicht erweiterbar 8 GB, erweiterbar 8 GB, nicht erweiterbar
Übertragungsstandards: WLAN 802.11 b/g/n
Akku: 1.200 mAh 2.500 mAh 2.800 mAh 1.500 mAh
Abmessung: 140 × 209 × 8,2 mm 138,5 × 195,1 × 6,9 mm 163 × 195 × 7 mm 145 × 200 × 9 mm 163 × 114 × 8,1 mm
Gewicht: 260 Gramm 252 Gramm 305 Gramm 275 Gramm 175 Gramm
Unterstützte Formate: EPUB, PDF, TXT EPUB, PDF, FB2, FB2.ZIP, TXT, DJVU, HTML, DOC, DOCX, RTF, CHM, TCR, Mobi EPUB, PDF, CBR, CHM, DJVU, DOC, DocX, FB2, HTML, PRC, RTF, TCR, TXT EPUB, PDF, FB2, RTF, Mobi, TXT, HTM EPUB, PDF, TXT
Unterstützte DRM-Formate: Adobe-DRM
Wasserschutz:
Lieferumfang: Lesegerät, easy2connect-USB-Kabel (USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel), Kurzanleitung Lesegerät, USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B), Kurzanleitung Lesegerät, easy2connect-USB-Kabel (USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel), Kurzanleitung
Preis (UVP): 249 Euro 229 Euro 199 Euro 199,95 Euro 179 Euro

Bekannte Technik

Als Rakuten als Inhaber der Reader-Marke Kobo Anfang des Jahres die Deutsche Telekom als Technologiepartner in der Tolino-Allianz abgelöst hat, gab das Unternehmen an, die Marke Kobo komplett vom deutschen Markt nehmen zu wollen. Gleichzeitig erklärte Tolino, dass die eigenen Reader keine umgelabelten Kobo-Reader sein werden. Der überwiegende Teil des technischen Fundaments kommt aber auch beim letztjährig vorgestellten Kobo Aura (Test) zum Einsatz kommt, wobei angemerkt werden muss, dass sich diese Kombination aber auch in vielen anderen E-Book-Readern wiederfindet, so auch im Tolino Vision 4 HD, .

So vereint auch der Epos eine CPU vom Typ FreeScale i.MX6 mit einer Taktfrequenz von 1 Gigahertz, 512 Megabyte RAM sowie 8 Gigabyte internen Speicher, von dem rund 6 Gigabyte für eigene Inhalte zur Verfügung stehen.

Großes Display ohne Schwächen

Beim verbauten Display treten weitere Ähnlichkeiten zum Aura One zutage: So weist auch dieses eine Größe von 7,8 Zoll bei einer Auflösung von 1.404 × 1.872 Bildpunkten auf und wird erneut vom Branchenprimus E-Ink gefertigt, welcher die Anzeige mit der aktuellen Carta-Technologie ausstattet.

Der einzige wirkliche Unterschied im Bereich Hardware ist in der Beleuchtung zu finden: Diese fällt gegenüber dem direkten Konkurrenten Aura One mit 68 cd/m² sichtbar geringer, dafür aber gleichmäßiger aus. Am dunkelsten ist das Display mit 60 cd/m² unten rechts in der Ecke.

Ausleuchtung Tolino Epos in cd/m²
69 66 67
72 73 69
62 63 60
Durchschnitt: 68
Farbtemperatur: 6.840° K
Farbtemperatur mit max. Blaufilter: 3.380° K
Ausleuchtung Kobo Aura One in cd/m²
102 101 100
111 121 116
103 109 108
Durchschnitt: 107
Farbtemperatur: 5.700° K
Farbtemperatur mit max. Blaufilter: 1.700° K
Größenvergleich Tolino Epos und Kobo Aura One
Größenvergleich Tolino Epos und Kobo Aura One

Blaulichtfilter mit weniger Einstellungen

Über die vom letztjährigen Vision bekannte Funktion „smartLight“ werden auch beim Epos auf Wunsch die Blauanteile im Licht, welche im Verdacht stehen, den Schlaf negativ zu beeinträchtigen, herausgefiltert. Während der Aura One hierbei auf neun weiße und acht RGB-LEDs zurückgreift, verfügt der Tolino neben den sechs Leuchteinheiten für weißes Licht über sieben LEDs mit „warmem Weißlicht“. Einen größeren Anteil des bläulichen Lichts hat Tolino bereits in der Grundeinstellung verringert, der kleinere Bruder weist eine deutlich kältere und somit blauere Beleuchtung auf. Die Unterschiede in der Darstellung sind dabei deutlich: Während der Tolino im Extremfall ein eher bräunliches Licht darstellt, wandert der Aura One bis hin zur rötlichen Darstellung.

Die Einflussmöglichkeiten halten sich beim Tolino jedoch nach wie vor in Grenzen. Zwar lässt sich die Stärke der Filterung auch manuell einstellen, bei der automatischen Farbwahl richtet sich die Funktion jedoch nach wie vor an der aktuellen Tageszeit aus. Dies bedeutet, dass der Epos in den Morgenstunden eine Beleuchtung mit einem hohen Blauanteil besitzt, welcher sich über den Tag hinweg immer mehr abschwächt. Laut Tolino sollen lange Sommerabende sowie kurze Wintertage in die Berechnung einfließen. Die Reduktion der Blauanteile geschieht fast fließend, größere Sprünge konnten nicht beobachtet werden.

Dennoch ist die Orientierung an einem festgelegten Schlafzeitpunkt wie beim System von Kobo nicht möglich. Ein individuell anpassbarer Zeitpunkt des Schlafens würde dem System aber guttun, denn aktuell besteht so die Gefahr, dass der Reader nicht immer den richtigen Zeitpunkt trifft.

Gewohntes Bild beim Übertragen von Inhalten

An der Form, wie Inhalte auf den Reader gelangen, hat sich ebenfalls nichts geändert. Je nach Bezugsquelle ist der jeweilige Büchershop bereits vorinstalliert, dank des EPUB-Standards können digitale Bücher aber auch auf jeder anderen Plattform gekauft werden, die dieses Format unterstützt. Geschützte Bücher nimmt der Tolino nur mit Adobe-DRM entgegen.

Bücher, die bei einem Händler im Tolino-Verbund gekauft werden, wandern durch die Bibliotheksverknüpfung automatisch in die Tolino-Cloud, die nach wie vor 25 Gigabyte für eigene Inhalte bereitstellt. Der Zugriff erfolgt entweder über das heimische WLAN oder über einen der über 40.000 in ganz Deutschland verteilten WLAN-Hotspots der Deutschen Telekom. Darüber hinaus kann der Reader auch ganz klassisch über das mitgelieferte USB-Kabel als Massenspeicher zur Inhaltsübertragung an den Rechner angeschlossen werden.

Der USB-Anschluss als einzige Öffnung
Der USB-Anschluss als einzige Öffnung

Einfache Organisation der Inhalte

Die Software wurde von Tolino bereits zur Vorstellung des Vision 4 HD um zahlreiche sinnvolle Funktionen ergänzt und sorgt auch beim Epos für eine einfache Organisation der Inhalte. So ist die Bibliotheksübersicht nach wie vor in die Bereiche Titel, Autoren und Sammlungen unterteilt. Gelesene Bücher lassen sich in der Übersicht ausblenden, Inhalte der Onleihe markieren. Die in der Übersicht aufgeführten Bücher lassen sich zudem nach zuletzt gelesenen Inhalten, Titeln und Autoren sortieren. Damit verfügt das System zwar über die wichtigsten Funktionen, mit denen sich eigene Inhalte gut organisieren lassen, dennoch muss sich der Tolino hier deutlich den Möglichkeiten von PocketBook geschlagen geben, die aktuell die wohl umfangreichste Organisation bieten.

Die Startseite bietet einen guten Überblick
Die Startseite bietet einen guten Überblick
Bücher lassen sich zum besseren Überblick in Sammlungen zusammenfassen
Bücher lassen sich zum besseren Überblick in Sammlungen zusammenfassen

Scharfe Darstellung und angenehmes Lesen

Das Display stellt Inhalte scharf und mit einem ruhigen Schriftbild dar, auch wenn der letzte Zipfel zum Aufschluss an Amazon fehlt. Der Kindle-Hersteller hat nach wie vor mit der eigenen Render-Engine die Nase vorn. Dies bedeutet jedoch Kritik auf hohem Niveau, denn bei Tolino ist eine deutliche Weiterentwicklung zu erkennen. Gegenüber dem kleinen Bruder muss der Nutzer allerdings auf die rückseitigen „tab2flip“-Sensoren zum einfachen Blättern verzichten.

Tolino schießt in Sachen Ghosting auf

Überraschend ist dagegen das Verhalten des Epos in Bezug auf Ghosting, also dem Durchscheinen vorheriger Inhalte nach dem Seitenwechsel. Hier musste sich Tolino bei vorangegangenen Tests auf ComputerBase immer wieder große Kritik gefallen lassen. Dieses Mal haben die Entwickler aber ihre Hausaufgaben gemacht. Der Beginn dieses Prozesses war schon beim Vision 4 HD zu beobachten, mit dem Epos zieht Tolino mit der Konkurrenz nun gleich – dafür muss aber ebenso der komplette Neuaufbau mit jeder Seite gewählt sein.

Gewohnte Kost bei den Texteinstellungen
Gewohnte Kost bei den Texteinstellungen

Im direkten Vergleich zum Kobo Aura One baut der Epos Seiten etwas schneller auf, was auch dem reaktionsfreudigeren Touchscreen zuzurechnen ist. Dafür bietet der Neuling mit gerade einmal sechs Schriften plus Verlagsschrift Magerkost – auch wenn sich auf Wunsch weitere Schriften installieren lassen. Diese lassen sich in elf Größen einstellen, jedoch hätten auch hier ein größerer Umfang und eine feinere Abstufung einen größeren Komfort bedeutet. Die weiteren Anpassungsmöglichkeiten entsprechen Grundlegendem: Zeilenabstand sowie Seitenrand lassen sich in drei Stufen einstellen; ausrichten lassen sich die Texte linksbündig, zentriert und als Blocksatz.

Markierungs- sowie Notizfunktionen sind mittlerweile als Standard anzusehen, so auch beim neuen Epos. Darüber hinaus verfügt dieser über zwölf bilinguale Wörterbücher sowie sechs Nachschlagewerke. Doch auch wenn die Software sich stetig verbessert hat, hat diese gegenüber den Kindle-Readern mit X-Ray, PageFlip, Freetime und Vokabeltrainer deutlich das Nachsehen.

Zudem offenbart der Epos kleine Schwächen: So funktioniert die Pinch-to-Zoom-Geste beim Lesen von Büchern im EPUB-Format nicht immer, und wenn doch, wird nur um eine Schriftgröße erhöht oder verringert.

PDF-Darstellung oder täglich grüßt das Murmeltier

Die beworbene, aber im Grunde fehlerhaft umgesetzte PDF-Unterstützung war bisher in jedem Tolino-Test auf ComputerBase ein stetig steigender Kritikpunkt. Dass die Entwickler die Darstellung auf den kleineren Displays sehr stiefmütterlich behandelten, hatte dort noch keine gravierende Auswirkung. Dass sich jedoch seit dem ersten Tolino die schlechte Darstellung nicht verändert hat und beim Epos so fortgeführt wird, ist unbegreiflich. Mit einem Display von fast acht Zoll kommt ein Reader in Gefilde, in denen er sich für das Lesen von digitalen Zeitschriften anbietet. Natürlich ist der Lesekomfort auf größeren Displays deutlich höher – mit einer Zuschneidefunktion, mit der sich weiße Ränder wegschneiden und die eigentlichen Inhalte so größer darstellen lassen, wäre ein bequemes Lesen aber bereits möglich.

Darüber hinaus würde sich ein Reader in dieser Größe zumindest teilweise für Comics empfehlen, zum Beispiel Mangas. Aber nichts dergleichen findet sich beim neuen Tolino. Natürlich kann wie gewohnt in das Dokument hineingezoomt werden. Dies bedeutet jedoch wieder Probleme beim Blättern, zudem wird der Zoom nicht auf die nächste Seite übernommen.

Das Thema PDF-Reflow sollte aktuell am besten nicht mehr mit Tolino in einem Atemzug genannt werden, denn dies ist nach wie vor nicht vorhanden. So sind dem System Absätze und Zeilenumbrüche weiterhin unbekannt.

Fazit

Mit dem Epos schafft es Tolino, mit der Konkurrenz zumindest teilweise gleichzuziehen. Ob und in welchem Umfang diese Entwicklung am Ende auch Kobo zuzurechnen ist, die mit dem neuen Reader zum ersten Mal das eigene Wissen in ein Lesegerät der Allianz einfließen lassen, ist unklar. Dennoch schafft es Tolino, viele der bisherigen Baustellen zu beseitigen: So konnte die Darstellungsqualität des mittlerweile auf 7,8 Zoll angewachsenen E-Ink-Panels bereits beim Vision 4 HD deutlich verbessert werden, in Sachen Ghosting erfolgt mit dem Epos noch einmal ein Schritt nach vorne.

Zu gewöhnlich für ein Premium-Lesegerät

Ein wenig übertrieben hat es Tolino hingegen bei der Bezeichnung des Epos als einen „High-End-Reader“. Dafür macht dieser äußerlich zu wenig her und unterscheidet sich auch technisch zu wenig von seinen kleineren Brüdern – letzten Endes ist der Neuling nur ein vergrößerter Vision 4 HD. Um dem Anspruch gerecht zu werden, hätte Tolino mutiger und entschlossener zu Werke gehen müssen, wie es Amazon zum Beispiel beim Kindle Oasis getan hat.

Blaureduktion nicht zu Ende gedacht

Der Blaulichtfilter erzielt seine Wirkung, kann jedoch noch einiges an Feineinstellungen vertragen. Hier muss sich der Epos dem Kobo Aura One geschlagen geben, der mit seinen zusätzlichen RGB-LEDs Blaulichtanteile noch besser filtern kann. Zudem gewährt der Konkurrent deutlich mehr Einfluss auf die automatische Ausprägung des Filters, indem der Nutzer die voraussichtliche Schlafenszeit einstellen kann. Beim Epos erfolgt die Reduktion der Blauanteile bei automatischer Einstellung über einen an die jeweilige Tageszeit gekoppelten Wert – der dem Nutzer nicht immer entgegenkommen muss.

Bei der Software besteht ebenfalls Potenzial, hier hat Konkurrent PocketBook nach wie vor die Nase vorn. Dennoch sind die grundlegenden Werkzeuge zur Organisation der eigenen Inhalte vorhanden, sodass Bücher schnell gefunden werden können.

PDF nicht der Rede wert

Die größte Baustelle stellt immer noch die Darstellung von PDF-Dokumenten dar. Vor allem diese könnten von dem größeren Display profitieren, wenn die Entwickler ihre Hausaufgaben endlich machen würden: Eine Zuschneidefunktion würde den Reader zum Beispiel für das Lesen von digitalen Zeitschriften oder Büchern im besagten Format empfehlen.

Tolino Epos im Test

Über das PDF-Reflow wäre zudem jedes weitere verlorene Wort zu viel und sprichwörtlich für die Katz, denn dass das Problem der fehlenden Absätze seit dem ersten Tolino-Reader vor fast vier Jahren besteht, sollte den Entwicklern mittlerweile mehr als peinlich sein. Somit stirbt die Hoffnung nicht zuletzt, sondern sofort, dass diese Probleme eines Tages der Vergangenheit angehören werden. Wer bis zu dieser Gerätegröße einen Reader mit guter PDF-Unterstützung sucht, kommt an dem InkPad 2 von PocketBook (Test) schon fast nicht vorbei, auch wenn dieses mit Pearl die veraltete E-Ink-Technologie besitzt.

So ist der Epos am Ende ein Gerät der Extreme. Sollten Nutzer jedoch die genannten Kritikpunkte verschmerzen können, erhalten sie einen E-Book-Reader mit einer guten Darstellung, welcher alles, was man für das komfortable Lesen von Büchern im EPUB-Format benötigt, mitbringt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Tolino Epos
30.10.2017
  • gute Darstellung
  • großes Display
  • gute Verarbeitung
  • Wasserschutz
  • Blaulichtfilter
  • schlechte PDF-Darstellung
  • PDF-Reflow quasi nicht vorhanden

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