Vpro V720S im Test: Mechanische Taster mit RGB-LED-Beleuchtung für 80 Euro
2/2Software: Schludriges Machwerk
Eine besondere Menge an Nerven kostet die Software, die unbedingt benötigt wird, um alle angepriesenen Funktionen der Tastatur – darunter der Wechsel von Profilen – auszukosten. Die Nutzbarkeit stand jedenfalls hinten an: Im Hauptmenü erschwert fehlender Kontrast die Identifizierung bereits belegter Tasten, die Konfiguration der LEDs wird gleich ganz zum obskuren Geduldsspiel gemacht. Die Fehlermeldung „uncheck keyboard button“ hätte genauso gut „lkedfrgjedfg“ lauten können – gemeint wäre in beiden Fällen die Taste zum Wechsel auf die Makro-Ebene. Zudem wird die aktuelle Konfiguration der LEDs nicht ausgelesen und angezeigt. Wer einzelne Tasten unterschiedlich akzentuieren möchte, muss auf die Tastatur schauen.
Am besten gefällt da fast noch der Makromanager, der sich nur etwas umständlich bedienen lässt. Dort findet sich neben vorgefertigten Funktionen für verstaubte Titel wie Battlefield 3 auch der Eintrag „Customize“, in dem selbst aufgezeichnete Makros gebündelt abgelegt werden. Das Anlegen eigener Makro-Oberordner ist nicht vorgesehen, was wiederum die Menüstrukur überflüssig macht. Hilfestellung durch eine Dokumentation fehlt dabei, Nutzer sind völlig auf sich gestellt. Als Krönung dieser Darbietung behauptet die Software, für die „Maus“ des Benutzers stehe ein Firmware-Update zur Verfügung. Ein Fehler, den Vpro schon seit langer Zeit mit sich herumschleppt.
Vpro V720S Driver 1.01 | ||
---|---|---|
Konfigurierbar | Primärtasten | Tastenfolgen, Medienverknüpfungen, Programme und Ordner |
Makrotasten | – | |
Beleuchtung | Ja, Farben, Effekte | |
Gaming-Modus | Nein | |
Makros | Anzahl | Unbegrenzt |
Länge | Unbegrenzt | |
Wiedergabe | Hardware | |
Ausgabe | N-mal, während oder bis Tastendruck | |
Vorlagen | Ja (ältere Spiele) | |
Im-/Export | Nein | |
Makro-Aufnahme | Editor | Nein |
Verzögerung | Keine/reale Abstände | |
Editieren | Ja, Verzögerung und Tasten | |
Profile | Anzahl | 5 (Hardware, Wechsel nur via Software)) |
Benennung | Nein | |
Autostart | Nein | |
Im-/Export | Nein | |
Besonderheiten | – |
Fazit
Eine Tastatur, deren Preis in Relation zu Wettbewerbern niedrig ist, muss nicht inspirieren oder Standards setzen. Sie muss lediglich die Notwendigkeit zum Sparen am Produkt in solche Bahnen lenken, die den Nutzer nicht oder so wenig wie möglich beeinträchtigen – sie muss kalkulierte Imperfektion meistern. Im Großen und Ganzen gelingt Vpro das Unterfangen zumindest ordentlich: die V720S ist eine Tastatur, die keineswegs kaputtgespart wurde.
Ein gelungenes Gehäuse, ein vernünftiges Layout mit mechanischen Zusatztasten und eine überdurchschnittliche Ausleuchtung der Tasten legen eine Basis für eine gute LED-Tastatur. Dass die Handballenauflage letztlich zu kurz und nur umständlich zu befestigen ist und die Leuchtstreifen fleckig daherkommen, fällt in die Kategorie Schönheitsfehler. Die eher laute Geräuschkulisse ist wiederum im Rahmen des Üblichen für eine Tastatur mit blauen Tastern und offener Bauform; abseits dieser „natürlichen“ Lautstärke sind Nebengeräusche von Tastern und Beleuchtung im Alltag nicht hörbar.
Funktionsumfang und Konfiguration der Lichtspiele sind für die Preisklasse ordentlich und vor allem ausreichend für Normalanwender – die Software hingegen nicht: Sie zu bedienen ist gerade im Bereich Beleuchtung mühselig, was eine erstklassige Vermeidungshaltung provoziert. Das erscheint auch deshalb unverständlich, weil sich ein einziges ordentliches Template, das sich für weitere Tastaturen nutzen ließe, gleich mehrfach rentiert. Ebenso unverständlich wie nervig erscheint zudem das Fehlen von Medienfunktionen.
Alternativen zu RGB
Insofern haben bunte LEDs zum Sparkurs eben doch ihren Preis: Ein ordentlicher Kauf ist die Vpro V720S deshalb nur dann, wenn das angebotene Standard-Featureset ausreicht, Taster ohne Langzeiterfahrungen Vertrauen geschenkt werden kann und die Software aus der Rechnung entfernt wird. Dann bleibt eine gut beleuchtete Tastatur, wenngleich ohne Medienfunktionen. Ein Kauf lohnt sich klipp und klar zuvorderst, wenn bunte Farben als Feature unverhandelbar sind.
Im Allgemeinen erscheint es jedoch ratsam, den Wunsch nach RGB-Licht bei einem Budget von 80 Euro auch weiterhin infrage zu stellen. Einfarbige Beleuchtung und bewährte MX-Taster von Cherry bieten zum gleichen Preis etwa die Fnatic Rush G1 (Test) und die Logitech G610, die jeweils über bessere Software und, abseits der LEDs, auch bessere Ausstattung verfügen. Die QPAD MK-90 Pro kombiniert dieses Eigenheiten mit RGB-LEDs sowie Kailh-Tastern und ist für gegenwärtig 70 Euro ebenfalls einen Blick wert.
Eine vollständige Übersicht zu Tastaturen aller Bauarten und ihrer Technik liefert die große Kaufberatung zu (mechanischen) Tastaturen auf ComputerBase.
- kompaktes, standsicheres Gehäuse
- konfigurierbare RGB-Beleuchtung
- mechanische Zusatztasten
- überdurchschnittliche Ausleuchtung
- Software nutzerunfreundlich
- Befestigung der Handballenauflage mühselig
- Handballenauflage zu kurz
- FN-Medienfunktionen fehlen
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