5G-iPhone: Intel soll Apple-SoC mit eigenem Modem fertigen
Mit der Fertigstellung des ersten 5G-Modems von Intel soll Apple einer der ersten Abnehmer des neuen Produkts werden, berichtet Fast Company. Intel werde, wenn es soweit ist, aber noch eine deutlich größere Rolle spielen, heißt es in dem Bericht: die Integration des Modems in ein neues Apple-SoC sowie dessen Fertigung.
Apple könnte in naher Zukunft gleich zwei Großkonzernen der Halbleiterbranche Sorgenfalten bereiten: Qualcomm und TSMC. Wie Fast Company aus den USA berichtet, plant Apple mit Verfügbarkeit von Intels 5G-Modem, das unter dem Codenamen Gold Ridge entwickelt und gestern offiziell zum Start einer neuen 8000-Produktserie in XMM 8060 umbenannt wurde, ein 5G-fähiges iPhone auf den Markt zu bringen. Die Markteinführung könnte Apples Plänen zufolge 2019 oder 2020 erfolgen, berichtet Fast Company anhand Aussagen mehrerer anonymer Quellen.
Dass Apple potenziell auch bei 5G auf Intel setzen wird, ist für sich alleine betrachtet der weniger spektakuläre Teil des Berichts. Schließlich setzt Apple schon jetzt bei den LTE-Modems bestimmter iPhone-Modelle auf Intel, unter anderem die deutschen Varianten der aktuellen Apple-Smartphones nutzen LTE-Modems von Intel. In den USA kommen aufgrund der CDMA-Kompatibilität hingehen ausschließlich Qualcomm-Modems zum Einsatz, die besser für die Netze von Verizon, Sprint und US Cellular geeignet sind. Qualcomms Modem Snapdragon X16 ist auf dem Papier leistungsfähiger als das XMM 7560 von Intel und bereits für Gigabit-LTE ausgelegt, wird aufgrund des weniger schnellen Intel-Modems aber auf 600 Mbit/s im Downlink beschränkt.
Modem soll erstmals in das SoC integriert werden
Interessant ist der auf Aussagen namentlich nicht genannter Insider basierende Bericht von Fast Company vor allem deshalb, weil Intels 5G-Modem direkt in das System-on-a-Chip von Apple integriert werden soll, das darüber hinaus – und das wäre für Intel sensationell – auch noch bei Intel und nicht mehr bei TSMC vom Band laufen soll. Es wäre das erste Mal überhaupt, dass Apple ein Modem in das SoC integriert, bisher wurde dieses stets als separater Chip im iPhone verbaut. Bei den SoCs von Qualcomm, Samsung oder MediaTek ist es gang und gäbe, dass CPU, GPU und Modem sowie weitere Komponenten im SoC verbaut sind. Apples eigens entwickelte Custom-SoCs verzichteten bisher aber auf solch einen Aufbau, der energieeffizienter ist und Platz spart. Das erste Apple-SoC mit 5G-Modem soll von Intel und Apple co-designt und von Intel gefertigt werden.
TSMC-Abzug könnte große Auswirkung haben
Der Abzug von TSMC und Wechsel zu Intel für die Fertigung zumindest eines Apple-SoCs könnte sich für den taiwanischen Halbleiterexperten zum Problem entwickeln, schließlich sind Smartphone-SoCs neben Grafikchips die Zugpferde beim Umsatz und Gewinn von TSMC, und Apple ist einer der wichtigsten Kunden von TSMC. Alle aktuellen Apple-SoCs und auch viele der früheren Modelle werden exklusiv bei TSMC gefertigt. Dass Apple zukünftig zumindest das iPhone-SoC bei Intel fertigen lässt, heißt zwar nicht, dass TSMC gar keine Aufträge mehr von Apple erhalten wird, schließlich bietet Cupertino auch noch andere Produkte an, das iPhone kommt aber auf die größten Absatzzahlen und vergleichbare Chips werden früher oder später auch im iPad zum Einsatz kommen. Außerdem wird ein von Intel und Apple co-designtes SoC mit Intel-Modem nur schwer vorstellbar auch bei TSMC vom Band laufen können.
Qualcomm bald ohne Apple-Auftrag?
Frühestens Ende 2018, wahrscheinlich aber im Laufe des Jahres 2019 könnten Verizon und Co. damit anfangen, die CDMA-Netze schrittweise abzuschalten, bei Verizon wird dies laut offizieller Aussage definitiv am 31. Dezember 2019 passieren. Das würde Qualcomm das letzte Druckmittel nehmen und Apple könnte vollständig zu Intel wechseln. Auch über den Einsatz von MediaTek-Modems in Apple-Geräten wurde jüngst spekuliert, das gilt aber als unwahrscheinlich. Mit Apple würde Qualcomm einen der wichtigsten Auftraggeber verlieren. Für Intel soll die Belieferung Apples mit 5G-Modems hingegen ein „must-win“ sein, auf den mehrere tausend Intel-Mitarbeiter hinarbeiten.