Amazon Fire HD 10 im Test: Günstiges Alltags-Tablet mit Full HD und Alexa
2/2Langsames SoC, lange Akkulaufzeit
Was das verbaute SoC zu Anfang bereits vermuten lässt, bestätigt sich spätestens in den Leistungsmessungen: Das Fire 10 HD läuft der höherpreisigen Konkurrenz gnadenlos hinterher, lediglich bei den Lese- und Schreibzugriffen auf den internen Speicher kann es sich behaupten. Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Performance für normale Alltags-Aufgaben sowie Gelegenheitsspielen mehr als ausreicht. Bei anspruchsvollen 3D-Spielen muss der technische Unterbau jedoch schnell passen. Mehr darf bei dem angeschlagenen Preis aber auch nicht erwartet werden.
Über 10 Stunden Videowiedergabe
Anders sieht es aus, wenn Nutzer mit der Medienwiedergabe zur Kernkompetenz des Tablets gelangen: Hier kann das neue Fire im Videotest bei einer Helligkeit von 200 cd/m² eine Laufzeit von über zehn Stunden bei der Wiedergabe von Videos auf YouTube aufweisen. Bei auf dem Gerät gespeicherten Filmen im H.264-Standard und in Full-HD-Auflösung fällt die Laufzeit nur ein paar Minuten kürzer aus. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass das Fire 10 HD über die noch im Test zum kleineren Bruder Fire 8 HD bemängelte fehlende Hardware-Dekodierung für Video-Apps verfügt, welche wesentlich ressourcensparender agiert. Während dieser Zeit lässt sich das Tablet gut halten und wird auch nicht zu schwer.
Von der Verdoppelung des internen Speichers profitieren auch Nutzer von Streaming-Diensten wie Prime Video oder Netflix, da auf Wunsch nun mehr Inhalte zur Offline-Nutzung zwischengespeichert werden können.
Bauchladen Fire OS
Wie bei allen anderen Fire-Tablets greift Amazon auch beim Neuling auf das eigene Android-Derivat Fire OS zurück, die installierte Version 5.6.0.0 basiert erneut auf Android 5.1.1.
Des einen Leid ...
Dass das System gänzlich auf Konsum ausgelegt ist, ist sofort ersichtlich. Nutzer einer herkömmlichen Android-Version werden sich zunächst mit einigen Rückschritten und mit einem gänzlich anderen Aufbau arrangieren müssen: So besitzt das System im Grunde weder Homescreen noch App-Drawer, alle Inhalte werden in verschiedenen Rubriken mit direkter Shop-Anbindung auf verschiedenen Screens angezeigt. Dadurch kann das System optisch kaum an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Widgets kennt Fire OS ebenfalls nicht, weder auf dem Home- noch auf dem Lockscreen.
... ist des anderen Freud
Nutzer, welche sich auch sonst im Amazon-Universum bewegen (sprich Prime Video, Kindle Unlimited oder Music Unlimited), können von der Unterteilung hingegen profitieren, da sie für den Zugriff auf ihre Inhalte keine separaten Applikationen öffnen müssen. Neue Anwender finden sich zudem schnell im System zurecht.
Einige Nutzer werden jedoch auch das Fehlen des Play-Stores samt Google-Apps als Nachteil empfinden, denn nach wie vor setzt Amazon auf den eigenen App Store als einzige Bezugsquelle für Programme, Spiele und Medien. Dieser beherbergt im Vergleich zu Googles Marktplatz jedoch weniger Apps, womit gerade Umsteiger benötigte Applikationen häufig nicht finden. Wem das Angebot des Amazon-eigenen Stores nicht ausreicht, der kann den Play Store und dessen Dienste auf Wunsch jedoch schnell manuell nachinstallieren. Auch das Aufspielen eines alternativen Launchers ist möglich.
Von alledem abgesehen agiert das System flüssig, Ruckler und Aussetzer konnten den ganzen Test über nicht beobachtet werden.
Alexa ohne Knopfdruck
Amazon betreibt einen enormen Aufwand, um Alexa in immer weitere Bereiche vordringen zu lassen; dafür sollen laut Aussagen des Online-Händlers über 5.000 Mitarbeiter sorgen. Ende Oktober hat Amazon damit begonnen, Alexa Hands-free für das Fire 10 HD zu verteilen. Im Gegensatz zur bisherigen Version des Sprachassistenten muss bei der aktuellen Variante kein Button gedrückt werden, um diesen aufzurufen. Dafür reicht eines der vier wählbaren Startwörter „Alexa ...“, „Amazon ...“, „Echo ...‟ oder „Computer ...“ aus, gefolgt von dem jeweiligen Kommando.
Leichte Einrichtung, gute Spracherkennung
Ist Alexa bereits auf einem anderen Gerät eingerichtet, werden die Einstellungen automatisch über das jeweilige Amazon-Konto auf das Fire HD 10 übernommen. Handelt es sich um eine Ersteinrichtung, ist ein wenig Einarbeitung nötig, um das System rund um Alexa und die dazugehörigen Skills zu durchblicken. Diese können über das Fire HD 10 dann jedoch genauso genutzt werden wie über einen Amazon Echo (Dot) oder anderen Lautsprecher mit Alexa-Unterstützung.
Die Spracherkennung auf dem Tablet agiert dabei sehr gut: Amazon schränkt die Entfernung zum Tablet in der Beschreibung zwar auf rund drei Meter ein, im Test erkannte Alexa jedoch noch sechs bis sieben Meter entfernte und leise gesprochene Anweisungen – und das trotz leiser Musik. Auch die Sprachausgabe ist sehr gut und hebt sich in weiten Teilen von den direkten Konkurrenten Google und Apple ab.
Generelle Unterschiede der Sprachassistenten bleiben
Die Antworten auf gestellte Fragen unterscheiden sich auf dem Fire HD 10 nicht von anderen Endgeräten mit Alexa. Wie auch auf diesen werden Fragen von Alexa deshalb im Vergleich zum Google-Assistenten und Apple Siri unterschiedlich ausführlich beantwortet. So gibt Alexa auf die Frage, wie das Wetter die nächsten Tage wird, eine ebenso ausführliche Antwort wie der Assistent von Google. Siri dagegen zeigt nur eine Übersicht mit wenigen Infos. Alexa unterstützt auch auf dem Fire HD 10 weiterhin keine kontextbezogenen Fragen: Wird zum Beispiel nach der Entfernung der Erde zum Mond gefragt, wird die korrekte Antwort geliefert. Wird anschließend gefragt: „Und wie groß ist sein Durchmesser?“, weiß Alexa die Antwort nicht. Stellt man dagegen die Frage getrennt, also: „Wie groß ist der Durchmesser des Mondes“, gibt die Assistentin auch hier die korrekte Antwort aus. Der Google-Assistent ist bereits in der Lage, kontextspezifische Zusammenhänge in den Fragen zu erkennen.
Fazit
Amazon erschafft mit dem Fire 10 HD ein gutes Multimedia-Tablet – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieses ist dem Preis entsprechend gut verarbeitet, wenn auch nicht formvollendet.
Langläufer mit ausreichender Leistung
Bei der Leistung hat der neue Sprössling hochpreisigen Tablets nichts entgegenzusetzen, was er aber auch nicht muss. Für alltägliche Aufgaben reichen die Ressourcen aus, Gelegenheits- sowie einfache 3D-Spiele sind ebenfalls möglich. Bei aufwendigen Spielen oder rechenintensiven Applikationen muss die technische Grundlage jedoch schnell passen, denn dann kommt der Vierkern-Prozessor schnell an seine Grenzen. Die Laufzeiten liegen mit rund zehn Stunden im Video-Benchmark auf einem guten Niveau.
Nun auch hochauflösend
Bei der Darstellung gibt sich das nun in Full HD auflösende Display keine Blöße: Die Farben sind kräftig und die Darstellung ist hell. Die Tonausgabe ist zwar ordentlich, der Bauform geschuldet aber natürlich kein Vergleich mit externen Lautsprechern. Der Stereo-Effekt ist bei Filmen, Musik und Spielen jedoch erkennbar.
Alexa mit großem Potenzial
Die Hands-free-Implementierung von Alexa überzeugt weitgehend, auch wenn hier und da noch einige Baustellen zu beheben sind – die jedoch an Alexa generell und nicht dem tablet liegen. Die Erkennung von Sprachanfragen verlief im Test sogar besser als von Amazon angegeben und auch die Sprachausgabe stellt aktuell die beste im mittlerweile weiten Feld der digitalen Assistenten dar.
Bremsklotz Fire OS
Einen kleinen Nachteil stellt nach wie vor das eigene Fire OS dar, welches erkennbar auf Konsum ausgelegt ist. Für Nutzer, welche sich hauptsächlich im Amazon-Universum bewegen, ist dies nicht unbedingt von Nachteil, bekommen diese doch übersichtlich ihre Inhalte präsentiert und können so auch schnell auf diese zugreifen.
Erfahrene Anwender werden jedoch zum Umdenken gezwungen und dürften sich oft künstlich limitiert fühlen. Gerade die fehlenden Widgets auf dem Lock- und Homescreen können schnell zu einem Ärgernis werden. Der fehlende Play Store samt Google-Diensten dürfte das kleinste Problem darstellen, lassen sich diese doch schnell nachinstallieren. Mit ein klein wenig Aufwand ist auch ein alternativer Launcher möglich.
Für Prime-Mitglieder attraktive Preise
Mit 179 Euro für die 32-Gigabyte-Variante samt „Spezialangeboten“ stellt das Fire 10 HD eine interessante Alternative zu anderen Tablets dar, für ein werbefreies Gerät müssen jedoch noch einmal 20 Euro zusätzlich investiert werden. Nutzer des Prime-Dienstes von Amazon können aktuell dagegen mit einem Preisnachlass von wiederum 20 Euro rechnen. Für Versionen mit einem internen Speicher von 64 Gigabyte müssen 40 Euro hinzugerechnet werden.
Aber auch in dieser Preisklasse ist das Fire 10 HD nicht konkurrenzlos: So gibt es hier unter anderem das Galaxy Tab A 10.1 von Samsung, welches aktuell zu einem ähnlichen Preis erhältlich ist. Dieses bietet jedoch lediglich 16 Gigabyte Speicher, dafür unter anderem eine höhere Prozessorleistung. Zudem ist dieses Tablet für die Nutzung im Porträtmodus ausgelegt, beim Schauen von Videos könnten Probleme mit den dann seitlich liegenden Sensortasten entstehen.
- Full-HD-Auflösung
- helles Display
- kräftige Farben
- Preis entsprechend gute Verarbeitung
- mit Fire OS zu eingeschränkt
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