Im Test vor 15 Jahren: ATis Radeon 9500 wurde per BIOS-Mod zur 9700 (Pro)
tl;dr: Im Test vor 15 Jahren widmete sich ComputerBase der ATi Radeon 9500, die mit rund 200 Euro einen preisgünstigen Einstieg in die DirectX-9-Welt ermöglichte. Und per Trick ließ sich die Grafikkarte zu einer viel schnelleren und teureren Radeon 9700 (Pro) freischalten.
Die R300-GPU steckte in vielen Grafikkarten
Die ATi Radeon 9500 siedelte sich in der Mittelklasse an und sollte vor allem gegen Nvidias GeForce4 Ti 4200 bestehen. Anders als die Radeon 9000 (Test), die zwar dem Namen nach zur 9000er-Serie gehörte, aber auf Basis der alten Chip-Generation (RV250) lediglich DirectX 8 unterstützte, konnte die Radeon 9500 mit DirectX 9 umgehen. Für einen Preis von rund 200 Euro bot sie einen preisgünstigen Einstieg in dieses Segment.
Radeon 9700 Pro | Radeon 9500 (64 MByte) | GeForce4 Ti 4200 (64 MByte) | |
---|---|---|---|
Transistorzahl | 107 Mio. | 63 Mio. | |
Chiptakt | 325 MHz | 275 MHz | 250 MHz |
Rendering-Pipelines | 8 | 4 | |
TMU pro Pipeline | 1 | 2 | |
Füllrate (Mrd. Pixel/s) | 2,6 GPix/s | 1,1 GPix/s | 1,2 GPix/s |
Füllrate (Mrd. Texel/s) | 2,6 GTex/s | 1,1 GTex/s | 2,4 GTex/s |
Füllrate (Mrd. AA-Samples/s) | 15,6 GSamp/s | 6,6 GSamp/s | 4,8 GSamp/s |
max. Texturen pro Pass | 8 | 4 | |
max. Texturzugriffe pro Pass | 16 | 4 | |
Speichertakt | 310 MHz | 270 MHz | 256 MHz |
RAM-Busbreite | 256 Bit, DDR | 128 Bit, DDR | |
RAM-Bandbreite (Mrd. Byte/s) | 19,84 GByte/s | 8,64 GByte/s | 8,19 GByte/s |
Vertexshader / TnL-Einheiten | 4 | 2 |
Grundlage der Radeon 9500 war wie bei der deutlich schnelleren und auch teureren 9700 (Pro) (Test) die R300-GPU. Im Falle der 9500 wurden die Hälfte der Pixelshader und der hierarchische Z-Buffer deaktiviert. Zudem war das Speicherinterface mit 128 Bit gegenüber der Radeon 9700 (Pro) um die Hälfte reduziert. Aber das war nicht gesetzt.
Radeon 9700 Pro | Radeon 9700 | Radeon 9500 Pro | Radeon 9500 | |
---|---|---|---|---|
Chiptakt | 325 MHz | 275 MHz | ||
Speichertakt | 310 MHz | 270 MHz | ||
Speicherbus | 256 Bit, DDR | 128 Bit, DDR | ||
Renderpipelines | 8 | 4 |
Mittels BIOS-Flash zur Radeon 9500 Pro oder 9700
Die Radeon 9500 erfreute sich auch deshalb großer Beliebtheit unter den Nutzern, weil ATi die fehlenden Pixelshader lediglich per Software und nicht per Hardware-Modifikation deaktivierte. So konnte die Radeon 9500 mit einem neuen BIOS zur 9500 Pro oder 9700 (Pro) aufgewertet werden. Das war abhängig von der Menge des verbauten Speichers. Bei der 9500 mit 64 MByte Grafikspeicher ließen sich zwar die fehlenden Pixelshader wieder aktivieren, der 128 Bit breite Speicherbus blieb aber erhalten. Bei dem Modell mit 128 MByte Speicher konnte zusätzlich auch der halbierte Speicherbus wieder freigeschaltet werden und glich somit der Radeon 9700. Wer zudem noch den Grafikchip übertaktete, der konnte aus seiner Radeon 9500 leistungsmäßig ATis Topmodell 9700 Pro machen. Im Internet fanden sich zahlreiche Anleitungen dazu.
Im Test der ATi Radeon 9500 im November 2002 war das noch nicht abzusehen. Zwar überraschte die Redaktion die Ähnlichkeit des Musters zur Radeon 9700 (Pro), dass sie auch beim finalen Produkt so bestehen würde, konnte der Redakteur aber beim besten Willen nicht glauben – das wäre ja zu schön, um wahr zu sein gewesen.
Beim Muster kann es sich unserer Ansicht nach nicht um die endgültige Version handeln, dafür sind für ein Budget-Produkt einfach noch zu viele Ähnlichkeiten mit der deutlich kostspieligeren Radeon 9700 Pro vorhanden.
Benchmarks zur Radeon 9500 ohne Mod
Im Test noch ohne modifiziertes BIOS lieferte die Radeon 9500 mit der ihr von ATi angedachten Leistung ab. Im 3DMark 2001 SE ordnete sich die ATi-Grafikkarte je nach Auflösung knapp vor oder hinter der Konkurrenz in Form der Nvidia GeForce4 Ti 4200 ein. Gegenüber der zumindest dem Namen nach aus der gleichen Serie stammenden Radeon 9000 Pro betrug der Vorsprung zwischen 20 und 30 Prozent. In den höheren Auflösungen musste die Radeon 9500 Einbußen verzeichnen, was dem Mangel an Füllrate – bedingt durch die beschnittene GPU – geschuldet war.
Das gleiche Bild zeichnete sich auch in Comanche 4 ab, in dem die Radeon in niedrigen Auflösungen mit der GeForce4 Ti 4200 Schritt halten konnte, aber in 1.600 × 1.200 Bildpunkten durch die geringere Füllrate auf den letzten Platz verfiel. Die Leistung, die GeForce4 in den niedrigeren Auflösungen einzuholen, war in Anbetracht der Tatsache, dass Comanche 4 dafür bekannt war, besonders gut auf GPUs aus dem Hause Nvidia zu laufen, dennoch beachtlich.
Die R300-GPU konnte vor allem hohe Levels an anisotroper Filterung und Anti-Aliasing ohne hohe Leistungseinbußen darstellen. Da sich ab einem gewissen Grad Unterschiede in der Bildqualität zwischen GeForce und Radeon ergaben, wurde im Test zur Radeon 9500 lediglich mit zweifacher anisotroper Filterung und zweifachem Anti-Aliasing getestet. Trotz dieser niedrigen Einstellungen konnte die Radeon 9500 die GeForce4 Ti 4200 in Aquanox und Max Payne um 11 respektive 3 Prozent hinter sich lassen. In Serious Sam: The Second Encounter unter Nutzung des OpenGL-APIs lag die GeForce 6 Prozent vorne.
Vor allem mit BIOS-Modifikation interessant
Bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens im November 2002 lieferte die Radeon 9500 eine solide Leistung ab und ermöglichte einen preisgünstigen Einstieg in DirectX 9. Aus heutiger Sicht war die Grafikkarte aber vor allem im Zusammenhang mit der Möglichkeit, sie mittels BIOS-Modifikation zu ATis damals schnellster Grafikkarte zu wandeln, interessant.
Auswertung der letzten Umfrage
Vergangene Woche hat die Redaktion gefragt, ob die Leserschaft beim Spielen parallel weitere Anwendungen auf demselben Rechner nutzt. Mit 60 Prozent achtet mit geringerem Vorsprung die Mehrheit darauf, dass im Hintergrund beim Spielen keine weiteren Programme laufen. Die restlichen 40 Prozent nutzen andere Anwendungen wie zum Beispiel zum Streamen des Gameplays parallel. Das ist überraschend viel.
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In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
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