Mikrotransaktionen: Weitere Staaten wollen Beuteboxen regulieren
Spätestens das Pay-to-Win-Konzept in Star Wars Battlefront 2 hat Beuteboxen in den Mittelpunkt öffentlichen und damit staatlichen Interesses gerückt. Politiker und Behörden werden nicht mehr nur in Belgien, den Niederlanden und den USA aktiv, sondern auch in Frankreich, Großbritannien und Australien.
Frankreich: Selbstkontrolle
In Frankreich forderte der Abgeordnete Jérôme Durain mit Blick auf die positive Entwicklung des eSport-Sektors und seinen positiven Beitrag für das Land in einem Brief an die Behörde für Online-Glücksspiel ARJEL, auf das Thema Beutebox zu reagieren. Spezifische gesetzgeberische Aktivitäten sieht Durain zwar nicht als notwendig an, wohl aber werde die Frage nach der „Erwünschtheit“ von Verbraucherschutz in diesem Bereich aufgeworfen.
Durain sieht dazu Transparenz als geeignetes Mittel an und schlägt unter Verweis auf Untersuchungen in Nachbarstaaten und auf Gesetze in China vor, die Dropraten der Boxen offenzulegen. Dies solle idealerweise in Form „prompter und aufrichtiger“ freiwilliger Selbstkontrolle durch die Anbieter geschehen. Ein solches Vorgehen wäre für Spieler in der gegenwärtigen Lage eine „beruhigende Nachricht“.
Großbritannien: Handlungsaufforderung
In Großbritannien ist die Glücksspiel-Kommission mittlerweile zu einem Ergebnis ihrer Untersuchungen gelangt. Beuteboxen fallen derzeit nicht unter entsprechende Gesetze im Vereinigten Königreich, womit das Urteil nicht von ersten Einschätzungen abweicht. Die Kommission hebt dabei hervor, dass das Parlament für Gesetze und damit die Einstufung verantwortlich wäre. Aufgabe der Kommission sei, die gegebene Definition anzuwenden. Da Videospiele weiterhin keine Möglichkeit anbieten würden, die Inhalte von Beuteboxen direkt in geldwerte Gewinne umzumünzen, gebe es keine Handhabe.
Daran angehängt werden weitere Ausführungen, die zwischen den Zeilen als Handlungsaufforderung zu verstehen sind. Eltern, führt die Kommission aus, seien nicht daran interessiert herauszufinden, ob eine Aktivität der rechtlichen Definition von Glücksspiel entspreche, sondern ob sie ein Risiko für ihre Kinder sei. „Wir sind besorgt“, heißt es in der Stellungnahme weiter, weil die Trennung zwischen Spiel und Glücksspiel zunehmend unscharf werde. Wenn ein Produkt nicht als Glücksspiel klassifiziert, aber potentiell schädlich sei, „erwarten Eltern eindeutig angemessene Schutzmaßnahmen von denjenigen, die diese Produkte herstellen, verkaufen und regulieren“; die Kommission sei unbedingt bereit, „Erfahrungen und Fachwissen“ mit verantwortlichen Stellen zu teilen. Damit werden Anbieter, Gesetzgeber und Bürger zum Handeln aufgefordert.
Australien: Glücksspiel
Australien ist demgegenüber einen Schritt weiter. Auf Anfrage eines Reddit-Nutzers erklärte die Victorian Commission for Gambling and Liquor Regulation (VCGLR), dass Beuteboxen als Glücksspiel zu betrachten seien. Die Legislative habe jedoch nicht mit technologischen Entwicklungen Schritt gehalten. Das aktuelle Augenmerk liege daher darauf, in Kooperation mit staatlichen und internationalen Behörden eine Änderung der Gesetzeslage anzustoßen. Damit sollen gesellschaftliche Erwartungen als auch potentielle Risiken adressiert werden.
However, the idea that (genuine) progression in a game could be reliant on the outcome of a random number generator is at odds with responsible gambling and the objectives of our acts. More importantly the normalisation of gambling vernacular and mechanics targeted at vulnerable persons (minors), is not just morally reprehensible, but is also legally questionable.
VCGLR
Im Mittelpunkt steht die Pay-to-Win-Mechanik, am Rande befasst sich die Behörde aber auch mit virtuellen Währungen, Skins und Wetten um Skins. „Es ist möglicherweise unglücklich für diese Unternehmen“, schreibt das VCGLR in diesem Zusammenhang, „dass Spieler die meisten Bereiche der Regierung infiltriert haben“. Es gebe bei etwaigen Änderungen aber die komplexe Faktenlage und Feinheiten der Regulierung zu beachten. Als valide Strategie wird für den einzelnen Spieler der Boykott entsprechender Spiele empfohlen, die VCGLR sieht aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Australian Classification Board eine Option. Spiele, die Beuteboxen zum Kauf anbieten, sollen dadurch erst Volljährigen zugänglich werden.