Call of Duty: WWII: Technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit
tl;dr: Call of Duty geht mit WWII in die nächste Runde und zurück in den zweiten Weltkrieg. Im Benchmark-Test ist die Leistung zwar hoch, optisch ist die Engine allerdings am Ende – Assassin's Creed: Origins, Destiny 2 und Wolfenstein 2 sind deutlich voraus. Unverhältnismäßig viel Grafikspeicher ist in jedem Fall Pflicht.
Altbackene Grafik im neuen Stil
Mit Call of Duty: WWII (CoD) geht es zurück in die Vergangenheit; nach langer Pause spielt die Serie wieder im zweiten Weltkrieg. Technisch macht die PC-Version des von Sledgehammer Games entwickelten Spiels gegenüber Infinite Warefare aus dem Jahr 2016 dagegen zumindest einen kleinen Schritt nach vorne. Der reicht allerdings nicht, um die leicht überarbeitete IW-Engine auf den aktuellen Stand zu bringen. Im Vergleich zu den zuletzt erschienenen Titeln Assassin's Creed: Origins, Destiny 2 und Wolfenstein 2 sieht das neuste Call of Duty schlicht altbacken aus.
Das bedeutet nicht per se, dass Call of Duty: WWII schlecht aussieht. In manchen Szenen kann die Engine auch recht hübsche Szenen auf den Monitor zaubern. Insbesondere dann, wenn Explosionen und Partikeleffekte zu sehen sind. Bei anderen Effekten, zum Beispiel der Gesichtsanimationen, sieht man dagegen sofort, dass die Basis der Engine schon zahlreiche Jahre auf dem Buckel hat.
Das Optionsmenü ist umfangreich
Gegenüber der Fassung für Konsolen hat Sledgehammer Games mehrere Optimierungen für die PC-Version vorgenommen. Diverse Optionen, die schon von den Vorgängern bekannt sind, haben damit abermals den Weg ins Spiel gefunden. So zum Beispiel der Ansatz, die Shader vorab beim ersten Spielstart zu laden, sodass diese nicht mehr in Echtzeit kompiliert werden müssen, oder auch die „Sun Shadow Maps“ in den Cache beziehungsweise den Grafikspeicher zu laden – was allerdings extrem auf den Grafikspeicher geht. Zudem weiß das Optionsmenü zu gefallen, das für jede Grafikoption anschauliche Screenshots anbietet, die zeigen, was sich mit der Einstellung ändert.
COD: WWII ist in keinem AMD- oder Nvidia-Programm
Es ist nicht bekannt, dass Call of Duty: WWII an einem Entwicklungsprogramm von AMD oder Nvidia teilnimmt. Features wie zum Beispiel Ansel sind nicht implementiert. Nichtsdestoweniger gibt es als Umgebungsverdeckung (unter anderem) Nvidias HBAO+. Es ist denkbar, dass Sledgehammer Games die frei verfügbare Variante implementiert hat.
Keine Presets, aber eine gute Kantenglättung
Call of Duty: WWII bietet allerdings keine Grafik-Presets. Wer die Qualität der Grafik auf den heimischen Rechner anpassen möchte, muss die zahlreichen Optionen also einzeln anpassen. Dabei zeigt sich, dass die Engine abseits von Auflösung, Upsampling und Anti-Aliasing nicht gut skaliert. Die einzige weitere Option, die großen Einfluss auf die GPU-Performance hat, ist die Auflösung der Shadow Map. Die Stufen (Normal, Hoch und Extra) zu wechseln, bringt beziehungsweise kostet spürbar Performance.
Die optischen Auswirkungen sind hingegen von der Spielszene abhängig. Manchmal sieht man gar keinen Unterschied, manchmal fällt er durch geringer aufgelöste Schatten auf. Aber selbst in der niedrigsten Einstellung werden diese nicht hässlich, sodass bei Leistungsproblemen ohne Sorgen an der Option gedreht werden kann.
Wer von Extra auf Hoch zurückwechselt, erhält auf der GeForce GTX 1080 eine um 20 Prozent und auf der Radeon RX Vega 64 eine um 19 Prozent bessere Performance. Die Stufe Normal verbessert die Leistung um weitere 22 beziehungsweise 18 Prozent. Damit liegen die Differenzen zwischen Maximum und Minimum bei 46 und 41 Prozent mehr FPS, was für eine einzige Grafik-Option gewaltig ist.
Kantenglättung: Viele Optionen inklusive einer guten
Da das Spiel zahlreiche kleine Objekte zeigt, ist die Grafik sehr flimmeranfällig. Die PC-Version von Call of Duty: WWII kommt mit mehreren Optionen für die Kantenglättung daher. So gibt es FXAA, SMAA sowie filmische SMAA-Modi. Es handelt sich also durchweg um Post-Processing-Effekte.
FXAA ist nicht zu empfehlen, da es keine temporale Komponente gibt und daher diverse Objekte gar nicht erst bearbeitet werden. Zudem verliert das Bild sichtbar an Schärfe. SMAA 1X hat zwar mit Unschärfe nicht zu kämpfen, dafür flimmert jedoch alles nach wie vor. Besser wird das Problem mit SMAA T2X, dessen temporale Komponente hilfreich ist. Dennoch flimmert vor allem die Vegetation noch deutlich.
Die beiden filmischen Modi sind diesbezüglich deutlich besser. Filmisch SMAA1X funktioniert bereits sehr gut, Filmisch SMAA T2X glättet dann quasi perfekt. Das Bild wird zwar unschärfer, doch ist das ein fairer Tausch gegen das störende Flimmern. Die Unschärfe wird mit höheren Auflösungen als 1.920 × 1.080 geringer.
Die beiden T2X-Einstellungen lassen sich noch zusätzlich konfigurieren, was allerdings nicht ratsam ist. So lässt sich T2X-AA mit Upsampling kombinieren (nennt sich „Vor-T2X-Auflösung“), was aufgrund der Vermischung einzelner Frames besser aussieht als schlicht eine niedrigere Auflösung – aber dennoch fällt die Qualität sichtbar ab. Zur Verfügung stehen die Einstellungen 50 Prozent und 75 Prozent von der eingestellten Auflösung. Höchsten 75 Prozent in Ultra HD ist eine Überlegung wert, alles andere reduziert die Qualität zu sehr. Dafür steigt die Performance spürbar an.
Die Kantenglättung kostet in Call of Duty: WWII etwas mehr Performance als in vielen anderen Spielen, der Nutzen ist dafür aber auch deutlich größer. Zwischen der höchsten Einstellung und abgeschaltetem Anti-Aliasing liegen auf der GeForce GTX 1080 zwölf Prozent Unterschied in der Performance. Auf der Radeon RX Vega 64 sind es zehn Prozent. Das ist es aber wert. Die Empfehlung der Redaktion für WWII ist dabei filmisches SMAA T2X.
Als Alternative bietet das Spiel Downsampling an
Wem das Anti-Aliasing nicht ausreicht, kann auch das spielinterne Downsampling verwenden. Auf einem Ultra-HD-Monitor lässt sich die berechnete Auflösung auf bis zu 7.680 × 4.320 hinaufschrauben, also um den Faktor vier. Andersherum ist auch Upsampling möglich. Die interne Auflösung kann auf bis zu 10 Prozent reduziert werden. Das entspricht einer Auflösung von 1.214 × 682.