Guild Wars 2: ArenaNET forciert Verkauf von Beuteboxen
Die letzte Erweiterung für Guild Wars 2 legt einen Schwerpunkt auf Reittiere. Diese „Mounts“ können nun mit verschiedenen Skins verschönert werden. Dass diese nur in Beuteboxen verkauft und nur zufällig verteilt werden, bringt Spieler auf die Barrikaden.
Dazu wurden normale Beuteboxen um eine besondere, teurere Variante ergänzt, die ausschließlich 30 neue Skins für Reittiere enthält. Zum Preis von 400 „Gems“ oder umgerechnet fünf US-Dollar haben Spieler eine Chance von 3,33 Prozent auf ihren gewünschten Gegenstand. Unklar ist Spielern derzeit aber, ob Skins überhaupt mit gleicher Wahrscheinlichkeit ausgewählt werden, lediglich Dopplungen werden von ArenaNET ausgeschlossen. Zusätzlich wird ein weiterer Skin für 2.000 Gems direkt zum Kauf angeboten, was umgerechnet 25 US-Dollar entspricht – und in Anbetracht des Zufallsgenerators fast noch als günstige Version erscheint.
ArenaNET will Euros sehen
Den Zugriff auf diese Verschönerungen haben die Entwickler gezielt eingeschränkt. Da sie sich nicht handeln lassen, können sie ausschließlich über Kisten bezogen werden. Am Zufall führt so kein Weg vorbei. Zwar lässt sich im Spiel verdientes Gold in Gems eintauschen, direkt für die „Gratis-Währung“ gekauft werden kann im Unterschied zu Verschönerungen für andere Gegenstände aber kein einziger Reittier-Skin im Spiel.
Der Tausch von Gold gegen Gems erfolgt zudem über eine variable Umtauschrate die abhängig von der gegenwärtigen Nachfrage ist, weil Gems von anderen Spielern angeboten werden. Das hat für den Anbieter den Vorteil, dass Kisten netto trotzdem für Gems, also Echtgeld, verkauft werden, weil irgendein Spieler an irgendeiner Stelle diese Edelsteine erwerben musste. Da das Einkommen an Gold aber gering ausfällt und die Kurse hoch sind, ist das Verdienen einer Kiste eine echte Langzeit-Aufgabe.
Kritik an vielen Aspekten
Ein Teil des Ärgers lässt sich sicherlich auf den Ruf von ArenaNET zurückführen. Das Unternehmen wurde in der Vergangenheit als fairer Anbieter betrachtet und hat sich als solcher präsentiert. Nun fürchten Spieler, dass die Einführung solch teurer Beuteboxen ein Vorbote von künftigen Entwicklungen ist, die den Publisher in diesem Punkt auf Augenhöhe mit anderen Unternehmen bringen.
Aber auch konkrete Kritik wird geäußert. Sie bezieht sich auf die schlechten Chancen, das heißt den effektiv hohen Preisen. Fünf US-Dollar für einen Skin werden dabei als akzeptabel betrachtet, fünf US-Dollar für eine minimale Chance auf den gewünschten Gegenstand nicht mehr, weil die Effektivpreise im Schnitt einen deutlichen zweistelligen Bereich erreichen.
Unverständnis herrscht auch bei der Aggressivität des Ansatzes: Keinen einzigen Skin erspielen zu können, missfällt der Spielerbasis; ihr entsteht der Eindruck, dass die besten oder aufwändigsten Gegenstände nur noch zu kaufen seien, obwohl dem Endgame ohnehin unterstellt wird, es diene nur zur Erlangung hauptsächlich kosmetischer Extras. Nicht einmal deren Ausgestaltung bleibt von Kritik verschont. An einigen Verschönerungen wird der niedriger Aufwand bemängelt, an anderen ein überbordender Effekt-Overkill, der nichts zum Spiel oder der Spielwelt beitrage.
Mittlerweile hat sich ArenaNET zur Kritik an den Beuteboxen geäußert. Darin werden drei Fehler eingeräumt: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung in Mitten einer Debatte um Mikrotransaktionen sei falsch gewählt worden, eine „Mehrheit der Skins“ lasse sich nur durch das Zufallsprinzip erwerben und die große Anzahl der Skins in der Beutebox könne den Eindruck entstehen lassen, „als würden wir absichtlich die Chancen verringern, einen bestimmten Skin zu erwerben“.
Außerdem stellen die Entwickler die Vorteile des Zufallssystems heraus. Jede Öffnung einer Kiste gewähre einen neuen und einzigartigen Skin, der zudem „beträchtlich“ günstiger als bei einem „individuellen Erwerbspreis“ sei. Dies gilt allerdings nur dann, wenn der Skin auch gefällt oder genutzt werden kann, da der Gegenwert eines Skins ansonsten gleich Null ist.
Ein solches System unterstütze auch die von Spielern gewünschte Vielfalt, die „Wundertüten-Mechanik gibt uns hingegen den Spielraum, Skins zu erschaffen, die ein breites Spektrum von Geschmäckern treffen und zugleich einen niedrigeren Preis pro Skin“ erlauben würden.
Mit nur wenig Zynismus lässt sich die Darstellung aber auch anders lesen: Das System ist lediglich zum falschen Zeitpunkt eingeführt und positiv genug beworben worden. Veränderungen an den eingeführten Kisten, die in Guild Wars Lizenz genannt werden, wollen die Entwickler nicht vornehmen. Die Skins werden sich aber wieder hauptsächlich individuell erwerben lassen, versichert ArenaNET.
Die Redaktion dankt ComputerBase-Leser „Borkendork“ für den Hinweis zu diesem Update!