Intel Optane SSD 900P im Test: Der Benchmark-Kaiser ist im Alltag kaum schneller
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Neuzustand und Leistungsabfall
Zur Überprüfung der Leistungsbeständigkeit dient der Benchmark AS SSD. Mit diesem werden Transferraten und Zugriffszeiten der SSDs zunächst im leeren Auslieferungszustand und im späteren Verlauf nach normaler Nutzung mit installiertem System sowie nach starker Nutzung und fast vollständiger Befüllung überprüft. Details zu diesem Vorgehen und den vorbereitenden Maßnahmen liefert der Artikel „So testet ComputerBase SSDs“.
Neuzustand (ohne Daten) |
Normalzustand (35 GB belegt) |
Stark genutzt (10 GB frei) |
∆ Neuzustand zu Stark genutzt |
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Sequenzielles Lesen | 2.434 | 2.442 | 2.443 | 0 % |
Sequenzielles Schreiben | 2.046 | 2.075 | 2.043 | 0 % |
4K Lesen | 202 | 197 | 197 | -2 % |
4K Schreiben | 191 | 184 | 183 | -4 % |
4K 64Thrd Lesen | 6.191 | 6.216 | 6.027 | -3 % |
4K 64Thrd Schreiben | 1.033 | 924 | 924 | -11 % |
Werte in MB/s |
Leistungsbeständigkeit
PCMark 8 – Consistency Test
In einer ganz anderen Liga spielt die Optane 900P, wenn die Trace-Benchmarks des PCMark 8 in Dauerschleife laufen, was im Prinzip beim „Consistency Test“ zur Messung der Leistungsbeständigkeit bei Dauerlast der Fall ist. Mit durchweg fast 1.500 MB/s musste der Wertebereich auf der Y-Achse im Diagramm sogar nach oben angepasst werden. Denn bisher kam keine SSD auch nur ansatzweise in diesen Bereich. Selbst 600 MB/s sind die absolute und kurzzeitige Ausnahme.
IOPS im Zeitverlauf als Windows-Systemlaufwerk
Werden herkömmliche SSDs unter Dauerlast mit wahlfreien Schreibzugriffen befeuert, bricht die Leistung früher oder später drastisch ein.
Bei der Optane 900P mit völlig neuer Speichertechnik gibt es dieses Verhalten nicht. Und hier zeigt sich sodann spektakulär der Vorteil: Von der ersten bis zur letzten Sekunde des 30-minütigen Tests verbleibt die Leistung auf hohem Niveau von über 130.000 IOPS. Intels SSD 750 kann das hohe Anfangsniveau dagegen nur etwa drei Minuten halten und fällt dann bis auf unter 15.000 IOPS zurück. Samsungs 960 Pro mit 2 TByte bringt es dank mehr Reservespeicher immerhin auf rund vier Minuten, bis auch hier der drastische Einbruch erfolgt. Bei der Optane-SSD muss ein solcher Leistungseinbruch nicht befürchtet und auch bei der Planung eines Systems nicht berücksichtigt werden. Die Leistung ist immer da! Das Szenario entspricht aber keineswegs dem normalen Alltag von Privatnutzern, sondern vielmehr einer hohen Belastung im Serverbetrieb.
Hinweis zum Diagramm: Bei Klick auf den Elementnamen in der Legende lassen sich Elemente ein- oder ausblenden.
Maximale IOPS unter Idealbedingungen
Als leeres sekundäres Laufwerk ist die maximale Leistung von SSDs abrufbar. Unter diesen Idealbedingungen erreicht die Intel Optane SSD 900P 586.000 IOPS beim wahlfreien Lesen und 550.000 IOPS beim wahlfreien Schreiben. Somit werden die Herstellerangaben von 550.000 IOPS lesend und 500.000 IOPS schreibend sogar deutlich überboten.
Fazit
Die Benchmarks sprechen eine klare Sprache: Die Intel Optane SSD 900P liefert die niedrigsten Latenzen und ist bei 4K Random Read jeder herkömmlichen SSD haushoch überlegen. Sequenziell werden Daten mit hoher, aber nicht mit Höchstgeschwindigkeit übertragen. Insgesamt reicht die Leistung, um sich in vielen Benchmarks an die Spitze zu setzen. Bei manchen Tests ist der Abstand zur zuvor schnellsten SSD im Testfeld riesig. Wird kontinuierlich hohe Dauerleistung gefordert, spielt die Optane 900P in einer anderen Liga. Das typische Einbrechen der IOPS bei NAND-Flash-basierten SSDs ist beim 3D-XPoint-Speicher nicht vorhanden, der Vorteil entsprechend gewaltig.
Somit erfüllt die Intel SSD 900P diesbezüglich die hohen Erwartungen. Und doch macht sich Ernüchterung im Hinblick auf die Nutzung im Alltag breit. In den Praxistests kann die Optane-SSD ihr Potenzial nicht abrufen und liefert kaum spürbare Vorteile gegenüber anderen schnellen PCIe-SSDs. Anwendungen werden nicht schneller gestartet oder installiert, wobei hier auch das restliche System eine Bremse sein kann. Zumindest beim Entpacken und Kopieren mit paralleler Lese-/Schreiblast stellt sie neue Rekordzeiten auf.
Unterm Strich bleibt die Optane 900P ein Workstation-Produkt, das bei entsprechender Arbeitslast zum Beispiel beim Video-Rendering große Vorteile verspricht. Werden täglich große Datenmengen geschrieben, ist auch die sehr hohe garantierte Haltbarkeit ein schlagkräftiges Argument für die neue Technik.
Für Normalanwender lohnt sich der hohe Aufpreis gegenüber herkömmlichen SSDs aber nicht. Hier sind günstige SATA-SSDs ohnehin meist ausreichend und kosten nur ein Viertel. Auch Enthusiasten müssen Anwendungsgebiete mit spürbaren Vorteilen erst suchen und sind mit einer NVMe-SSD auf NAND-Flash-Basis für weniger als den halben Preis aus Sicht der Redaktion besser bedient.
Mit Optane und 3D XPoint ist es ähnlich wie mit 18-Kern-Prozessoren: Können Anwendungen das Leistungspotenzial nicht abrufen, lohnt sich ein solches High-End-Produkt nicht. Allerdings könnten in der Zukunft mehr Programme von der neuen Generation Massenspeicher profitieren, sofern die Entwickler ihre Software darauf abstimmen. Doch dass dies unter Umständen sehr lange dauern kann, zeigt die jahrelang nur schleppend fortschreitende Unterstützung von Mehrkern-CPUs.
Optane meets Gaming im zweiten Akt
Ein Aspekt kam in diesem Test noch nicht zur Sprache: Wie schlägt sich die Optane-SSD bei Spielen? Intel hat der 900P praktisch das Siegel „Gaming“ direkt aufgezwungen, indem die CitizenCon als Hausmesse des Weltraumspiels Star Citizen für die Vorstellung genutzt wurde. Der Titel dient zudem als Beilage im Handel. Der Hersteller verspricht bis zu 25 Prozent kürzere Ladezeiten – zumindest soll dies im Laufe der fortschreitenden Entwicklung von Star Citizen erreicht werden. ComputerBase wird sich dem Thema in einem weiteren Test näher widmen und prüfen, ob sich vielleicht doch bereits in aktuellen Spielen kürzere Ladezeiten mit der Optane SSD 900P ergeben. Ein korrekter Vergleich benötigt aber auch in diesem Fall Zeit, um alle potentiellen Einflussfaktoren ausschließen zu können.
Preise & Verfügbarkeit
So viel kostet die Intel Optane SSD 900P
Ein aufwendiger Kühler und ein großer Controller haben ihren Preis. Doch der Großteil der Kosten entfällt auf den Speicher: 3D XPoint ist wesentlich teurer als NAND-Flash. Dies mündet in hohen Preisen für die Optane-SSDs. Die getestete 280-GB-Version wird aktuell ab 365 Euro im Handel angeboten. Für das Modell mit 480 GB Speicherplatz werden 566 Euro fällig. Dies bedeutet Preise pro Gigabyte von rund 1,3 respektive 1,18 Euro. Die Samsung 960 Pro als schnellste Client-SSD mit NAND-Flash kostet mit 0,54 bis 0,58 Euro pro Gigabyte weniger als die Hälfte. Eine günstige SATA-SSD wie die Crucial MX300 ist schon ab 0,24 Euro pro Gigabyte zu haben und kostet weniger als ein Viertel der Optane 900P.
Sowohl bei den PCIe-Karten als auch der U.2-Version der 900P ist eine direkte Verfügbarkeit im Handel gegeben.
ComputerBase gibt mit der SSD-Rangliste samt Benchmarks und Vergleich Empfehlungen als Hilfestellung beim SSD-Kauf.
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