Intel Optane SSD DC P4800X: Das leistet 3D XPoint im Server-Format

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Volker Rißka (+1)
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Weitere Benchmarks

Doch mit IOPS und Latenzen im Mikrosekunden-Bereich zu spielen, ist nur die eine Seite. Denn auf Theorie muss auch Praxis folgen. Viele beliebte Auslese-Tools können aktuell aber nicht das zeigen, was mit den speziellen Tools und ihren Kommandozeilen-Parametern möglich ist.

Um den Weg zum heimischen Rechner zu schlagen, wurde schlichtweg der PC Mark 8 und der integrierte Storage-Test zum Einsatz gebracht. Dieser offenbart für die neuen Optane-Laufwerke einen deutlich höheren Durchsatz als die 960 Pro, doch der Blick auf die folgenden Diagramme mit den Einzeltests zeigt für den realen Alltagsfall oft quasi keinen Unterschied.

PCMark 8
PCMark 8 – Storage (Durchsatz)
  • Bandwidth:
    • Intel P4800X (750 GB, Win10)
      1.597,4
    • Intel P4800X (750 GB, Win Server)
      1.441,9
    • Samsung 960 Pro (2.048 GB alt)
      718,9
    • Samsung 960 Pro (Win10)
      714,6
    • Samsung 960 Pro (Win Server)
      668,6
    • Samsung 960 Pro (512 GB alt)
      646,2
    • Intel SSD 750 (1.200 GB alt)
      502,0
Einheit: Megabyte pro Sekunde (MB/s)

Der 15-Stunden-Dauertest, PCMark Consistency, zeigt wiederum einen gewaltigen Unterschied. Hier spielt die neue Optane-SSD ganz klar in einer anderen Liga. Bei Dauerlast wird nicht nur eine erheblich höhere Durchsatzrate von rund 1.700 MB/s erreicht, sondern verbleibt die Leistung zudem auf konstant hohem Niveau, auch in den Phasen mit der höchsten Belastung. Die 960 Pro schafft bei extremer Last noch rund 450 MB/s und kommt nach Erholung (Recovery) auf bis zu 560 MB/s. Zwischen Optane-SSD und NAND-Flash-SSD liegen somit auch hier Welten.

PCMark 8 – Consistency Test
03607201.0801.4401.800Megabyte pro Sekunde (MB/s) Degradation 1Degradation 2Degradation 3Degradation 4Degradation 5Degradation 6Degradation 7Degradation 8Steady State 1Steady State 2Steady State 3Steady State 4Steady State 5Recovery 1Recovery 2Recovery 3Recovery 4Recovery 5

Einige weitere Benchmarks sollen trotzdem die SSD gegenüber bisher getesteten High-End-Lösungen für den Desktop gegenüberstellen. Dabei wurde auch auf Werte aus dem klassischen SSD-Testsystem zurückgegriffen, jene sind (alt) gekennzeichnet. So zeigt die 960 Pro mit 512 GByte heute ein leicht schnelleres Verhalten, ähnliches dürfte dann auch für die anderen Vertreter zutreffen. Denn der neue Core i7-8700K spielt mit höherer CPU-Leistung auch den heimischen SSDs in die Karten, so wie es schnellere Server-CPUs in ihrem Umfeld tun.

AS SSD Benchmark
AS SSD Benchmark (4k)
  • 4k (Lesen):
    • Intel P4800X (750 GB, Win10)
      227
    • Intel P4800X (750 GB, Win Server)
      150
    • Samsung 960 Pro (Win10)
      53
    • Samsung 960 Pro (2.048 GB alt)
      53
    • Samsung 960 Pro (512 GB alt)
      52
    • Intel SSD 750 (1.200 GB alt)
      40
    • Samsung 960 Pro (Win Server)
      21
  • 4k (Schreiben):
    • Intel P4800X (750 GB, Win10)
      218
    • Intel SSD 750 (1.200 GB alt)
      196
    • Samsung 960 Pro (Win10)
      193
    • Samsung 960 Pro (512 GB alt)
      171
    • Samsung 960 Pro (2.048 GB alt)
      171
    • Intel P4800X (750 GB, Win Server)
      132
    • Samsung 960 Pro (Win Server)
      111
Einheit: Megabyte pro Sekunde (MB/s)

CrystalDiskMark zeigt in der neuesten Version 6.0 ein ganz ähnliches Verhalten. Die sequenziellen Peak-Transferraten bei QD32 von der 960 Pro sind ungeschlagen, doch wird die Anforderung geändert, zieht die Optane-SSD teilweise deutlich vorbei. Je kleiner die QD wird, desto weiter fällt die 960 Pro zurück: Bei 4K QD1 ist die Optane-SSD im Lese-Modus sechs Mal so schnell.

Samsung SSD 960 Pro links gegen Intel Optane SSD DC P4800X rechts
Samsung SSD 960 Pro links gegen Intel Optane SSD DC P4800X rechts

Der Anvil-Benchmark verdeutlicht dies noch einmal genauer, zeigt dazu auch die Latenz und IOPS an. Auch hier gibt es wieder Tests, in denen die Optane-SSD sechs Mal so schnell ist respektive eine sechs Mal kleinere Latenz hat.

Ersteindruck

In lediglich fünf Tagen Zeit hat ComputerBase bereits fast 100 Stunden (mit zwei Systemen und drei Betriebssystemen) investiert, aber trotzdem bisher nur an der Oberfläche gekratzt. Server-Benchmarks und die Konfigurationen dafür sind zeitaufwendig. Deshalb wird an dieser Stelle kein finales Fazit gezogen, sondern vielmehr ein Ersteindruck des Spagats zwischen den Systemen.

Eines lässt sich mit den ersten Eindrücken bereits sagen: Die neue Intel Optane SSD DC P4800X ist schnell, sehr schnell sogar. Wenngleich sie auf dem Papier mit nicht so hohen Transferraten glänzt, ist es die Beständigkeit bei hoher Last über lange Laufzeiten, die sie so einzigartig macht. Dabei können die Workloads zudem ständig auch direkt hintereinander wechseln, die Optane-SSD braucht keine Pause wie klassische NAND-SSDs, die sich nach starken Schreibvorgängen erst erholen und den Speicher wieder freiräumen müssen (Garbage Collection). So braucht es kein TRIM & Co, die SSD liefert immer die maximale Leistung. Und das gilt für jede Größe, nicht wie bei klassischen SSDs, wo nur das Flaggschiff mit der größten Kapazität auch die maximal mögliche Leistung abliefert, während kleinere Modelle zurückfallen.

Das ist es letztlich auch, was in professionellen Umgebungen zählt: Nicht nur ein hoher Peak-Wert für wenige Sekunden, sondern stetig hohe Leistung unter wechselnder Dauerlast – und das bei noch niedrigen Latenzen. In diesem Punkt wird die Konkurrenz nach bisherigem Stand deutlich geschlagen – das hatte auch die Optane 900P als Desktop-Ableger der P4800X bereits in ersten Tests gezeigt.

Die Intel Optane SSD DC P4800X im Test
Die Intel Optane SSD DC P4800X im Test

Doch die Leistung, die die Optane P4800X bietet, hat einen hohen Preis. Über 3.000 US-Dollar für 750 GByte als SSD sind zweifelsohne selbst für eine Server-SSD der Oberklasse teuer. Doch der Ball liegt nach der Vorlage von Intel nun im Feld der Mitbewerber, allen voran bei Samsung. Mit Z-NAND wollen die Koreaner der NAND-Flash-Technik Beine machen. Die Samsung SZ985 alias Z-SSD soll bereits in Kürze an den Start gehen, es sind 800 GByte als erste Lösung im Gespräch – zu unbekanntem Preis. Die technischen Daten klingen ganz ähnlich: Die Latenz beim Lesezugriff soll mit 15 Mikrosekunden rund siebenmal geringer als bei herkömmlichen PCIe-SSDs ausfallen. Die Antwortzeit des Systems soll auf Anwendungsebene sogar um den Faktor 12 reduziert werden. Es dürfte im High-End-Bereich eine spannende Zukunft werden, die später auch im heimischen PC Einzug halten könnte.

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