Firefox 57 „Quantum“: Update bringt neues Design und mehr Geschwindigkeit
Mit Firefox 57 „Quantum“ verschmelzen Entwicklungen, die zum Teil bereits 2009 begonnen wurden. Mozilla will mit diesem wichtigen Release wieder zur Konkurrenz aufschließen. Das Projekt Quantum schließt dabei nahtlos an die Einführung der Multi-Prozess-Architektur „Electrolysis“ an.
Firefox 57 wurde mit dem Beinamen Quantum geadelt, um die Veröffentlichung aus der Masse der durchnummerierten Releases hervorzuheben. Dabei stellt Project Quantum die Einführung einer Next-Generation-Web-Engine dar. Dahinter stehen Entwicklungen, die im Jahr 2012 mit dem Projekt Servo begonnen wurden. Für Firefox Quantum wurden sieben Millionen Zeilen Code angefasst, was rund 75 Prozent der Codebasis entspricht.
Quantum baut auf E10S auf
Servo ist eine experimentelle Web-Engine, die in Mozillas eigener Programmiersprache Rust realisiert wurde und nun sukzessive bei Firefox Einzug hält. Damit stellt Mozilla, aufbauend auf der ab Firefox 48 behutsam eingeführten Multi-Prozess-Architektur Electrolysis (E10S) eine Web-Engine bereit, die parallel auf mehreren CPU-Kernen ausgeführt werden kann und damit moderne Hardware besser als bisher ausnutzt. Damit ist Firefox 57 laut Mozilla zweimal so schnell wie vor einem Jahr und nutze dabei zudem 30 Prozent weniger Speicher.
Photon UI modernisiert die Oberfläche
Die neue Engine ist aber nur ein Teil der Neuerungen bei Firefox 57. Daneben setzt die neue Photon UI nach Australis eine weitere Modernisierung der Oberfläche um. Es wird aber nicht nur modernisiert, sondern auch eine Änderung von Australis zurückgenommen. Die damals von eckig zu rund mutierten Tabs erhalten nun wieder ihren früheren eckigen Rahmen. Im Zuge der Designanpassung erhielt der Browser auch gleich die fünfte Anpassung des Firefox-Logos.
Kampfthema WebExtensions
Eine dritte Neuerung bei Firefox 57 werden viele Anwender am ehesten wahrnehmen. Mit der neuen Ausgabe des Browsers wird die neue Add-on-Architektur WebExtensions verpflichtend. Add-ons, die nicht auf den neuen Standard umgestellt wurden, können in Firefox 57 nicht mehr genutzt werden. Mozilla holt sich mit den WebExtensions-Schnittstellen wieder die Kontrolle darüber zurück, was Erweiterungen und Themes dürfen und was nicht. Damit wird der Browser insgesamt sicherer und weniger absturzgefährdet. Mehr Sicherheit bringt hier ein eigener Prozess für WebExtensions. Zudem besteht nun mehr Kompatibilität mit anderen Browsern, was die Arbeit für Add-on-Entwickler vereinfacht.
Ärger bei den Anwendern ist damit aber vorprogrammiert, da noch nicht alle Erweiterungen umgestellt sind. Viele werden auch einfach verschwinden, da sie nicht umgestellt werden. Einzelne Entwickler haben gar Mozilla als Plattform völlig aufgegeben. Sie waren verärgert, da längst nicht alle benötigten APIs zeitgerecht oder überhaupt verfügbar waren. Zudem wird moniert, dass es zu wenig Low-Level-APIs gebe, die Zugriff auf wichtige Basisfunktionen bieten.
So sind mit den neuen APIs Änderungen an der Bedienoberfläche nur noch eingeschränkt möglich. Dadurch fallen Erweiterungen, die zur Anpassung des Australis-Designs dienten, nun weg. Unklar ist derzeit noch das Schicksal einiger prominenter Add-ons wie etwa DownThemAll oder Tab Mix Plus.
Verbesserungen an vielen Stellen
Neben diesen umwälzenden Änderungen wurden dem Browser aber auch kleinere neue Funktionen und Änderungen mitgegeben, zum Beispiel wurde das Hauptmenü umgestaltet. Anstatt der bisher vorherrschenden großen Icons, die von einigen kleineren Schaltflächen oben und unten eingerahmt wurden, gewähren nun kleinere Icons mit Text eine bessere Übersicht.
Die Adressleiste und das Suchfeld sind mit Firefox 57 erstmals vereint, wie das bereits andere Browser vorgemacht haben. In den Einstellungen kann die Aufteilung mit separatem Suchfeld wiederhergestellt werden. Die Adressleiste weist nun zusätzlich zwei neue Icons auf. Ist mindestens eine Webseite geöffnet, bietet ein Klick auf das Icon mit den drei Punkten kontextbezogene Funktionen zu der aktiven Webseite. Es kann ein Lesezeichen angelegt, die URL kopiert, oder die Webseite in Pocket gesichert sowie als E-Mail versendet werden.
Das mit Firefox 55 eingeführte Screenshot-Tool ist dort ebenso erreichbar wie eine neue praktische Funktion, die es erlaubt, die URL des aktiven Tabs plattformübergreifend an ein anderes synchronisiertes Gerät zu senden und dort zu öffnen. Der Download-Button ist nur noch während des Download-Vorgangs sichtbar. Hinzugekommen ist hingegen der Zugriff auf die Seitenleisten über einen Button links in der Leiste.
Konfigurierbarer Tracking-Schutz
Das zweite neue Icon in der Adressleiste stellt einen Bücherstapel dar und steht für das neue Bibliotheks-Menü. Darin besteht Zugriff auf Lesezeichen, Verlauf, Pocket-Liste, synchronisierte Tabs, getätigte Downloads und bereits aufgenommene Screenshots. Ein eigentlich erst für Firefox 58 vorgesehener erweiterter Tracking-Schutz wurde in letzter Minute bereits für Firefox Quantum freigeschaltet. Dabei kann der Anwender in den Einstellungen wählen, ob der Schutz komplett deaktiviert, wie bisher nur in privaten Fenstern oder generell gelten soll. Bisher war dieser Schutz nur in privaten Fenstern eingeschaltet, eine Nutzung darüber hinaus bedurfte einer Änderung in about:config. Zudem kann nun zwischen zwei verschieden strikten Tracking-Listen gewählt werden. Bei der Nutzung der strengeren Liste kann es zu Beeinträchtigungen bei der Darstellung von Seiten kommen. Dabei können auch Webseiten vom Tracking-Schutz ausgenommen werden.
Photon bietet aber auch Umgestaltung hinter den Kulissen. So wurden die Einstellungen und der Add-on-Manager grafisch neu gestaltet und umsortiert. Ein Berechtigungsdialog, der neu in die Einstellungen einzieht, ermöglicht es, den Zugriff auf Kamera, Mikrofon, Standort und Benachrichtigungen für einzelne Webseiten freizugeben. Neu ist auch eine liebevoll gestaltete Tour durch einige der neuen Funktionen, die mit einem Klick auf das Firefox-Logo links unter der Adressleiste gestartet werden kann.
Automatisch anpassende Oberfläche
Besitzer eines touchfähigen Geräts können sich über eine automatische Anpassung der Größe von Icons und Bedienleisten freuen. Auch der umgekehrte Weg ist möglich. Für kleine Bildschirme kann ein Kompaktmodus genutzt werden, der Bedienelemente verkleinert um mehr Platz für Inhalte bereitzustellen. Die Startseite eines neuen Tabs hat ebenfalls eine Verjüngungskur erhalten. Die einzelnen Kacheln der meistbesuchten Webseiten lassen sich nun einfacher über ein kleines Kontextmenü oben rechts auf der Kachel bearbeiten und festpinnen.
Zudem zog mit Activitiy Stream eine Funktion, die seit einiger Zeit bereits als Test Pilot zum Testen bereitstand, in die neue Tab-Seite ein. Dabei werden von Pocket zusammengestellte Artikel zur Auswahl präsentiert. Über das Rad oben rechts auf der neuen Tab-Seite kann die Gestaltung der Seite individuell angepasst werden.
Mit Firefox 57 Quantum hat Mozilla alles in die Waagschale geworfen, was seine Entwickler in den letzten Jahren entworfen und in den vergangenen 12 Monaten zusammengeschnürt haben. Jetzt wird sich zeigen, ob damit verlorene Marktanteile zurückgewonnen werden können.
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4,7 SterneFirefox ist ein freier Browser der gemeinnützigen Mozilla Foundation mit vielen Erweiterungen.
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