Star Wars Battlefront 2: Darth Vader kostet 40 Spielstunden
Sollte es nach den ersten Erfahrungen mit den Mikrotransaktionen in Star Wars Battlefront 2 noch Zweifel an der Pay-to-Win- beziehungsweise Free-to-Play-Ausrichtung des Vollpreisspiels gegeben haben, beseitigen von Spielern gesammelte Statistiken nun jede Unsicherheit.
In einem Google-Spreadhseet hat ein Spieler auf Reddit mit Hilfe mehrer Matches, die sich auf etwa vier Stunden Spielzeit verteilen, ermittelt, wie viele Credits das Spiel pro Match verteilt. Im Falle von Battlefront 2 handelt es sich um ein verlässliches Verfahren, weil EA die Belohnung nur von der Spielzeit, nicht vom Abschneiden abhängig macht.
Die Ergebnisse sind erstaunlich: Pro Minute Spielzeit schreibt EA 25 Credits gut. Um den ersten Helden, der 20.000 Credits kostet, freizuschalten, sind rund 13 Stunden Spielzeit nötig, wer als Luke oder Darth Vader in die Schlacht ziehen will, muss gar 60.000 Credits oder 40 Stunden aufwenden – für alle Helden werden dann 260.000 Credits oder 170 Stunden fällig. Dies setzt allerdings voraus, dass die erspielten Summen nicht in Beuteboxen investiert werden, die erhebliche spielerische Vorteile versprechen.
Es soll gezahlt werden
Die Kisten lassen sich zumindest etwas schneller freispielen. Für eine „Truppler-Kiste“ mit klassenspezifischen Inhalt müssen 4.000 Credits oder 2,6 Stunden aufgewendet werden. Ähnlich düster sieht die Verteilungsrate der Fähigkeitskarten aus: Durchschnittlich fünf Stunden müssen laut den Kalkulationen gespielt werden, um eine ungewöhnliche Karte zu erhalten. Da bessere Karten spürbare Vorteile bringen, werden zahlende Spieler besser gestellt.
Damit sollte klar sein, dass sich nur in grauer Theorie alle Inhalte auch kostenlos freischalten lassen. Praktisch hingegen werden Spieler angesichts solcher Statistiken schwer um den Kauf von Kisten herumkommen, so sie sich weder auf Basis-Ausrüstung beschränken wollen noch mit schlechteren Fähigkeiten, also benachteiligt, in Mehrspieler-Partien gehen wollen. Deutlich wird: Nicht einmal Vielspieler, erst Vielstspieler kommen mit diesem System auf einen grünen (kostenlosen) Zweig, von normalen Nutzern, die vielleicht eine Handvoll Stunden pro Woche spielen, ganz abgesehen.
EA beruft sich auf Gefühl von Stolz
Die Reaktion des EA-Community-Teams auf Kritik an diesem System, die mit mittlerweile 227.000 Downvotes der mit weitem Abstand am stärksten abgelehnte Beitrag auf Reddit ist, beruft sich auf Erfolgsgefühle. „Die Absicht ist es, Spielern ein Gefühl von Stolz und Erfolg für das Freischalten von Helden zu verschaffen“, schreibt das Unternehmen.
If I had a credit for every downvote you've gotten I could finally unlock Darth Vader!
Brfoster, Reddit
Deren Kosten und andere Änderungen seien anhand von Daten aus der offenen Beta-Phase festgelegt worden. „Neben anderen Daten schauen wir auf das durchschnittliche Credit-Einkommen pro Tag und wir nehmen permanente Änderungen vor“, mit denen sichergestellt werden solle, dass „Spieler Herausforderungen haben, die verlockend, belohnend und natürlich durch Gameplay zu bewältigen sind“.
Dass diese Aussagen in starkem Kontrast zu den errechneten Zeiten stehen, merken Spieler in Scharen an. Im Raum steht der Vorwurf, das System nur auf den Verkauf von Kisten ausgerichtet zu haben, während gleichzeitig das Gefühl der Belohnung reduziert werde. Es schmälere das Erfolgsgefühl etwas freizuspielen, das andere Spieler einfach kaufen würden, schreiben Nutzer – es sei ein Vollzeit-Job, Dinge durch Spielen freizuschalten.
Im Angesicht der nicht enden wollenden und negativen Aufmerksamkeit, die das Thema in den vergangenen Stunden auf sich gezogen hat, hat EA Änderungen an der Preisgestaltung vorgenommen. Ähnlich der Reaktion nach dem Beta-Test wird das System im Kern nicht angetastet; der Publisher, der deutlich betont, das „Feedback“ seiner Spieler erhört zu haben, entfernt lediglich den Aufhänger der Kritik und kuriert ein Symptom, nicht die Ursache.
Dazu hat EA die Preise für Helden gesenkt. Nunmehr kosten die Charaktere zwischen 5.000 und 20.000 Credits, um alle Figuren freizuschalten sind 60.000 Credits oder 40 Stunden nötig. Das bedeutet, dass nunmehr der Kauf von 85 Beuteboxen für rund 100 Euro (umgerechnet 221 Spielstunden) immerhin genug Credits beschert, um alle Helden freizuschalten. An der Kernproblematik, dem langen Grind für zufällige Fähigkeitskarten, deren höhere Level merkliche spielerische Vorteile verschaffen, ändert sich aber nichts.