Fashion Fusion & FlyingLab: Start-Ups im Wettbewerb um die Zukunft des Fliegens
tl;dr: Wie sieht die Zukunft des Fliegens aus? Damit befassen sich derzeit drei junge Start-Ups im Rahmen eines Wettbewerbs der Initiativen Fashion Fusion der Deutschen Telekom und FlyingLab von Lufthansa. ComputerBase hat das Projekt im Berliner Workspace Fab Lab besucht und dabei Interessantes ambitionierter Menschen entdeckt.
Fashion Fusion ist eine Initiative der Deutschen Telekom, die sich zum Ziel gesetzt hat, im Rahmen von Wettbewerben junge Talente an der Schnittstelle von Fashion und Technologie zu fördern. Auf der anderen Seite will die Lufthansa mit ihrem FlyingLab innovative Produkte und Dienstleistungen auf Flügen erproben und dabei ermitteln, wie diese vom Reisenden aufgefasst und zur Serienreife entwickelt werden können.
FlyingLab zur CES 2018
Das nächste FlyingLab der Lufthansa findet Anfang Januar auf einem Flug zur CES 2018 nach Las Vegas statt. Für diese Veranstaltung haben sich Deutsche Telekom und Lufthansa zusammengetan und im Vorfeld mit Hilfe einer Jury drei junge Start-Ups ausgewählt, die ihre Prototypen auf einem echten Flug erproben dürfen. Aus einer größeren Gruppe von Bewerbern haben sich in der aktuell zweiten Phase des Wettbewerbs die drei Finalisten-Teams „Feel.Flight“, „Lyra“ und „Smart Chair“ herauskristallisiert, die den aktuellen Stand ihrer Projekte im Berliner Workspace Fab Lab der Jury, Vertretern aus den Branchen Mode und Fliegen sowie der Presse vorgestellt haben.
Im Fokus des Wettbewerbs stehen Ideen zu Gesundheit und Wellness, Service Enrichment und Prozessoptimierung sowie Kommunikation. Es geht demnach um die Zukunft des Fliegens in der Kabine für Passagiere sowie Personal und nicht um technische Errungenschaften wie neue Flugzeugtypen oder Veränderungen im Cockpit.
Feel.Flight entwickelt Chat-Bot und smarte Kleidung
Das Team Feel.Flight will das Service-Angebot für Passagiere auf Langstreckenflügen von Lufthansa erweitern. Eine der Ideen von Feel.Flight ist ein intelligenter Chat-Bot, der sich in bekannte Messenger-Anwendungen wie den Facebook Messenger, Telegram oder Slack integrieren lässt. Angelehnt an den Namen der Airline soll dieser Chat-Bot „Lufthans“ heißen und Fragen rund um die Reise beantworten können. Später soll Lufthans auch ohne Anfrage aktiv Antworten liefern können, sodass je nach Aufenthaltsort und Uhrzeit passende Informationen geliefert werden.
Mehr in den Bereich Fashion gehen Ideen für eine die Temperatur regulierende Decke, intelligente Hausschuhe für an Bord oder neue Bekleidung für das Kabinenpersonal. Die Decke von Feel.Flight erinnert an ein Cape, das allerdings vor statt hinter dem Körper getragen wird. An der Decke sind Ärmel angebracht, um dem Fluggast beim Sitzen mehr Bewegungsfreiheit zu geben, außerdem gibt es Aussparungen für den Sicherheitsgurt, damit dieser für das Kabinenpersonal sichtbar angelegt werden kann und der Passagier nicht geweckt werden muss, um zu überprüfen, ob dieser bei Turbulenzen angelegt ist.
Die mit einer aus dem 3D-Drucker stammenden Sohle entwickelten Hausschuhe sollen die Thrombosegefahr während des Flugs minimieren, indem der Fluggast an regelmäßiges Bewegen erinnert wird. Pflicht soll sich hier mit Spaß verbinden, wenn das Bewegen von Fußzehen und Ballen zum Spiel wird, das auf dem Inflight Entertainment (IFE) im Sitz oder Endgeräten des Reisenden ausgeführt wird. Beim Design der Hausschuhe hat sich Feel.Flight von der Adilette von Adidas inspirieren lassen.
Feel.Flight hat sich auch Gedanken dazu gemacht, wie die Kommunikation zwischen Passagieren und Flugbegleitern optimiert werden kann. Schon heute lässt sich bei der Lufthansa und anderen Airlines über das IFE ein Flugbegleiter an den Sitzplatz rufen, allerdings ohne vorab einen konkreten Wunsch äußern zu können. Feel.Flight hat sich deshalb ein kleines Display ausgedacht, das in die Bluse oder das Hemd integriert auf Höhe des Handgelenks sitzt und Fluggast-Informationen wie Sitzplatz, Hunger, Durst oder Unwohlfühlen anzeigt. Das verkürzt Wege und spart im besten Fall Zeit auf beiden Seiten.
Team Lyra weiß vorab, was der Fluggast will
Auch das Team Lyra sieht viel Verbesserungspotenzial bei der Kommunikation zwischen Fluggästen sowie Stewardessen und Stewards. Die Entwickler erforschen neue Möglichkeiten der Informationsbereitstellung auf Endgeräten wie Smartwatches oder Tablets, haben aber insbesondere Smart Glasses im Fokus, weil diese Flugbegleiter nicht in der Bewegung einschränken und die Hände somit für den Service frei bleiben.
Die grundlegende Idee des Teams ist es, am Sitzplatz des Gastes zu wissen, was dieser haben möchte, ohne überhaupt gefragt zu haben. Über eine App soll es dem Passagier möglich gemacht werden, Vorlieben zu Mahlzeiten und Getränken, Allergien oder andere Wünsche zu hinterlegen, die dann an Ort und Stelle vom Kabinenpersonal abgerufen werden. Letztendlich könnten diese Informationen auch in den Apps von Lufthansa selbst oder des Vielfliegerprogramms Miles & More hinterlegt werden.
Die Kommunikation zwischen Datenbrille und Fluggast erfolgt über NFC, das als passives Element im Fußboden des Gangs neben den Sitzplätzen sowie als aktives Lesegerät in den Schuhen des Kabinenpersonals integriert ist. Von dort aus wiederum wird kabellos ein Befehl an die Datenbrille gegeben, jetzt die vom Reisenden hinterlegten Vorlieben anzuzeigen. Im Prisma der Smart Glasses stehen dann zum Beispiel der Name des Reisenden, Vorlieben zu Getränken und Mahlzeiten und zur Verifikation noch einmal die Sitzplatznummer. Im Berliner Fab Lab hat das Team Lyra diese Anwendungen auf der Google Glass und den Smart Optics von Zeiss vorgeführt. Bei einer an der Veranstaltung teilnehmenden echten Flugbegleiterin von Lufthansa wurden die Google Glasses aufgrund ihres kompakten und leichten Aufbaus bevorzugt. Im kurzen Selbsttest mit beiden Modellen bestätigte sich dieser Eindruck.
Bei Smart Chair wird der Flugzeugsitz zum Kokon
Das wohl umfangreichste Projekt des Wettbewerbs nennt sich „Smart Chair“, besteht aber aus deutlich mehr Komponenten als nur einem neuen Flugzeugsitz. Der Name des Projekts leitet sich von einer Neugestaltung der Sitze in den Reiseklassen Economy und Business ab. Dem Fluggast soll die Möglichkeit geboten werden, eine Art Kokon für mehr Privatsphäre während des Fliegens zu erschaffen. Möglich macht dies ein Visor, der aufgefaltet und vor das Gesicht geklappt wird. Anstatt des klassischen IFEs in der Rückenlehne des Vordermanns würde ein gebogenes OLED-Display im Visor dessen Funktionen übernehmen und gleichzeitig den Passagier vom Rest abschirmen. Der neue Flugzeugsitz soll den Passagier zudem wärmen, kühlen sowie massieren können.
Daten sollen die neuen Smart Chairs ausschließlich drahtlos empfangen. Das Team will dafür ein kabelloses Broadcasting-System für den Einsatz im Flieger entwickeln, damit neue Technologien ohne aufwendige Verkabelung in die Kabine integriert werden können. Erste Schritte seien bereits gemacht, hieß es vor Ort. Das üblicherweise vorausgesetzte Verkabeln kommt nicht selten einem vollständigen Umbau der Kabine gleich. Einmal in das Flugzeug integriert, soll ein solches Broadcasting-System zukünftige Umbauten erleichtern und vor allem die Kosten der Airline reduzieren.
Drittes Konzept des Teams ist eine neue Uniform für das Kabinenpersonal. Neuartige Werkstoffe sollen die Bekleidung faltenfrei halten, wasserabweisend und zugleich luftdurchlässig sein und vor Strahlung schützen. Zudem soll die Uniform durch intelligente Accessoires erweiterbar sein, etwa durch leuchtende Nähte und Säume für die optische Kommunikation mit den Fluggästen, einen in die Manschettenknöpfe integrierten Health-Tracker oder Heiz- und Kühlelemente, damit sich das Personal beim Reisen um die Welt einfacher den verschiedenen Klimazonen anpassen kann.
Anfang Januar wird die Zielgerade angeflogen
Am 8. Januar machen sich die drei Finalisten-Teams gemeinsam mit der siebenköpfigen Jury und regulären Fluggästen per Airbus A380 auf den Weg zur CES 2018 über Houston nach Las Vegas, um ihre Projekte während des Flugs diesmal der Öffentlichkeit vorzustellen. Das Gewinnerprojekt der Challenge soll schließlich im Rahmen des für den Flugbetrieb Machbaren zur Serienreife entwickelt werden.
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